Nachhaltiger Konsum in Wolfenbüttel – geht das?

Bio, fair, regional, saisonal, unverpackt, plastikfrei, nachhaltig … Die Liste der Wörter, mit denen wir häufiger konfrontiert werden, wenn es um unseren Konsum geht, ist lang. In unserem Team ist das ab und zu Thema. Dabei geht es nicht darum, es perfekt zu machen, sondern darum, überhaupt anzufangen. Doch wie? Wo kann man in Wolfenbüttel Alternativen zum konventionellen Angebot finden? Welche Gastronomen achten auf Regionalität? Und soll ich bio oder regional bevorzugen? Fragen über Fragen, die wir nicht vollumfassend beantworten können, aber wir starten einfach mal.

Wir möchten euch hier ein paar Ideen, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomiebetriebe vorstellen, um unseren Konsum zumindest etwas nachhaltiger zu gestalten. Denn kein Konsum ist ja auch keine Lösung. Wenn ihr noch weitere Ideen habt, dann freuen wir uns über eure Kommentare zu dem Thema.

Plastikfrei einkaufen – auch in Wolfenbüttel (endlich) möglich

Beim unverpackt oder plastikfreien Einkaufen, geht es nicht nur um die Vermeidung von Müll, sondern auch um gesundheitliche Aspekte: verzichten wir auf Plastik zum Beispiel bei Lebensmitteln, verzichten wir auf Giftstoffe beim Essen, denn Stoffe die in manchen Kunststoffen enthalten sind, schaden neben der Umwelt, auch uns Menschen.

Kornblume Naturkost

Von Dagmar

Plastikfrei einkaufen in Wolfenbüttel, es geht – zum Beispiel bei der Kornblume Naturkost in der Breiten Herzogstraße. Dazu habe ich mich an den Inhaber Michael Beck gewandt, der sofort in seinem Element ist. Zum Thema plastikfrei einkaufen hat die Kornblume einiges zu bieten.

Im Laden ist alles Obst und Gemüse unverpackt und kann in mitgebrachte Gefäße gefüllt werden. Das gilt auch für das leckere Gebäck – es dürfen Tüten oder Brotbeutel mitgebracht werden.

Auch im Bereich Körperpflege bietet mir die Kornblume einiges für meinen nachhaltigen Einkauf: bei den Kosmetikprodukten verkauft Michael Beck Haarseifen, um Plastik einzusparen und für Dusch- und Glasreiniger gibt es Konzentrate zum Verdünnen, ebenfalls ein konzentrierter Orangenreiniger ist vorrätig. Darüber hinaus gibt es die wunderbar duftenden unverpackten Seifen von Savon Midi.

Das sind nur einige Beispiele. Michael Beck hat für euren nachhaltigen Einkauf noch viel mehr zu bieten. Also, rüstet euch mit euren Tüten, Körben und Dosen aus und stattet der Kornblume mal einen Einkaufsbesuch ab.

o-Ve – Genießen ohne Verpackung

Von Stephanie

Direkt gegenüber der Kornblume gibt es ganz neu einen richtigen Unverpacktladen in Wolfenbüttel. Karsten Roloff bietet mit seinem Team Nudeln, Nüsse, Hülsenfrüchte sowie Balsamico, Olivenöl oder Gewürze an. Auch Seife, Spül- und Waschmittel bekommt ihr zum Abfüllen. Für den Einkauf bringt ihr wahlweise eure eigenen Behältnisse mit oder kauft vor Ort ein paar leere Gläser.

Und so funktioniert es:

Leere Gläser wiegen, lose Waren abfüllen und zur Kasse gehen. Dort werden die Behältnisse abgewogen und das Leergewicht abgezogen.

Viele der Produkte bei o-Ve sind bio, einige regional. Schaut auf die Schilder für weitere Infos oder fragt einfach das Team im Laden, wenn ihr mehr wissen wollt.

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Regional einkaufen – eine Herzensangelegenheit

Regiomaten – Regionale Produkte an jeder Ecke

Von Birgit

Man sieht sie immer häufiger und der Inhalt lässt kaum Wünsche offen. Regiomaten! Das Prinzip ist einfach: eine Auswahl frischer, regionaler Produkte werden in einem großen Automaten zur Auswahl bereitgestellt. Bezahlung mit Bargeld, EC- oder Kreditkarte.

Was früher die Kaugummi-, Zigaretten- und Kondomautomaten waren, wird jetzt neu interpretiert, von wegen früher war alles besser?

Das Angebot hat sich allerdings geändert: regionale Produkte direkt vom Erzeuger – ohne Umwege und ohne Zwischenverkauf und das auch mitten in der Nacht und am Wochenende.

Wenn der Verbraucher nicht zum Erzeuger kommen kann, dann funktioniert dies eben umgekehrt.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber in meiner Familie hat definitiv ein Umdenken zum Thema Nachhaltigkeit stattgefunden, was sich durch „Corona“ noch verstärkt hat und so ist für uns ein Regiomat manchmal eine gute Alternative.

Der erste Regiomat, den ich entdeckt habe, ist der vom Käseleckerland am Kälberanger in Wolfenbüttel, da fahre ich jeden Morgen mit dem Fahrrad vorbei.

Wie der Name sagt, dreht es sich hier um handgemachten naturgereiften Käse von Bauernhöfen und Dorfkäsereien. Hier kann man sich sogar einen Büffelcamembert ziehen? Die Informationen zu den Produkten befinden sich an der Seite via QR-Code.

Tipp: unter www.regiomat.de könnt ihr Regiomaten suchen. Haltet auch die Augen offen. In Wolfenbüttel gibt es mehr, als in der Liste verzeichnet sind.

Obst und Gemüse direkt vom Hof

Von Cato

Wenn ihr dauerhaft regional einkaufen wollt, dann ist der Wochenmarkt eine gute Anlaufstelle. Oder ihr werdet Mitglied in einer Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi).

Im Nördlichen Harzvorland gibt es drei Höfe die sich dieser Idee verschrieben haben. Die am längsten bestehende unter ihnen ist die SoLaWi Dahlum, die seit 2013 in dieser Form ihre Äcker und Tierhaltung bewirtschaftet. Das Klostergut Heinigen und der Lindenhof Eilum haben sich unter dem Namen SoLaWi Landwandel 2020 zusammengetan.

Der Grundgedanke der Solidarischen Landwirtschaft ist es, unabhängig vom (Welt-)Markt in der Landwirtschaft zu sein. Bei den Höfen können sogenannte Anteile für ein Jahr erworben werden. Von diesen Einnahmen werden dann alle anfallenden Kosten für die Tierhaltung und Bewirtschaftung der Felder gedeckt. Im Gegenzug erhalten die Anteilseigner bei der Ernte und der Schlachtung die Erzeugnisse des Hofes in der Menge ihres gekauften Anteils. Es gibt auch Mitmachaktionen bei denen die Mitglieder selbst Hand anlegen können. Was die einzelnen SoLaWis genau anbieten, lest ihr am besten in den Verträgen selbst, die ihr über ihre Webseiten findet. Dort sind Preise und Umfang der Anteile genau erklärt. Klar ist, wer sich einbringen möchte, wird die Möglichkeit dazu erhalten und wer einfach nur leckeres Obst, Fleisch, Milchprodukte und Gemüse bekommen möchte, kann sich seinen Anteil bequem an den Abholstationen mitnehmen.

Richter Altstadtbäcker

Von Stephanie

Wenn es um Regionalität geht, dann fällt mir sofort Carsten Richter ein. Der Altstadtbäcker ist für mich seit Jahren ein Vorreiter in Sachen Slowfood. Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen des Stadtradelns an einer Fahrradtour teilgenommen, die zu „seinen“ Dinkelfeldern im Landkreis Wolfenbüttel führte. Natürlich arbeitet ein so großer Betrieb mit verschiedenen Mühlen zusammen und so kommen nicht alle Rohstoffe unmittelbar aus dem Landkreis. Und da wären wir dann bei der großen Frage angelangt, bis wann etwas eigentlich regional ist.

Carsten Richter hat mir berichtet, dass er z.B. Saaten nur noch aus Deutschland und Europa einkauft. Statt Soja setzt er auf die deutsche Ackerbohne. Bei manchen Dingen kapituliert er allerdings vor den Kosten. Kürbiskerne aus Niedersachen wären zum Beispiel 3 bis 4 Mal so teuer wie die aus der Steiermark. Da ist dann der Kompromiss, auf Kerne aus China zu verzichten, schon ein gutes Stück mehr Regionalität.

Edit: Vor einer Weile habe ich auf dem Instagram-Kanal der Altstadtbäcker gesehen, dass jetzt offenbar auch die Kürbiskerne regional sind. Daumen hoch!

Zum Mitnehmen Bitte – Müllvermeidung dank Mehrweg

Recup und Rebowl

Von Kira

Mehrweggeschirr das gut aussieht und in dem das Essen zum Mitnehmen oder der Kaffee für unterwegs noch besser schmeckt.

Nachhaltigkeit ist auch für die Wolfenbütteler Gastronomen ein wichtiges Thema. Egal ob ein Heißgetränk zum Mitnehmen im RECUP-Becher oder ein leckeres Mittagessen fürs Büro in der REBOWL-Schüssel – viele Wolfenbütteler Betriebe haben sich bereits für ein Mehrwegsystem entschieden und zeigen damit klare Flagge in Sachen Umweltschutz.

Nach dem RECUP-Becher den ich mir bei 20 Wolfenbütteler Partnerbetrieben leihen und abgeben kann gibt es seit Mai 2021 auch das passende Mehrweggeschirr für mein „Essen zum Mitnehmen“ in Wolfenbüttel. Zwei Unternehmer haben sich getraut und das System eingeführt: Susanne Röder vom Röber Gourmetmarkt und Peter Schittko vom Zum Glück / l´Oliveto.

Durst? Nicht mit uns!

Von Björn

Wenn ich auf Städtetour gehe und einen schönen Ort entdecken möchte, sind zwei Dinge immer dabei: meine Kamera und eine Flasche mit Wasser. Natürlich mache ich gern Pausen in einem Café und Restaurant und genieße die lokalen Angebote. Dennoch möchte ich zwischendurch nicht darauf verzichten, schnell einen Schluck Wasser gegen den Durst zu trinken.

Zunehmend halte ich nach einem kleinen Aufkleber Ausschau, auf dem das englische Wort »Refill« steht. Es bedeutet nichts Anderes als »Wiederauffüllen«. Und das machen inzwischen bundesweit mehr als 5.500 Refill-Stationen und Trinkbrunnen kostenlos.

Auch unsere Tourist-Info ist dabei. Hier erhaltet ihr Leitungswasser, das wir sogar filtern und gut gekühlt in eure Flasche füllen. Auf Wunsch sogar mit Kohlensäure. So kommt ihr gut über den Tag und verpasst keine Entdeckung in unserer Altstadt.

Refill-Betriebe in Wolfenbüttel: https://www.lessingstadt-wolfenbuettel.de/fairtrade-stadt/refill

Lebensmittelverschwendung vermeiden durch Foodsharing

Im so genannten „Fairteiler“ in der Veränderbar findet ihr Dinge, die im Müll gelandet wären. Von einzelnen gerettete Lebensmittel von Bäckereien oder Supermärkten können über den Fairteiler an die Gemeinschaft verteilt werden. In den dafür bereitgestellten Regalen und Holzboxen können während der Öffnungszeiten Lebensmittel abgegeben und angenommen werden die nicht gekühlt werden müssen.

Wichtig ist, dass sie in einem genießbaren Zustand sind und das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht übermäßig lange überschritten wurde. Lebensmittel bei denen das Verbrauchsdatum ebenfalls abgelaufen ist, sollen bitte nicht abgegeben werden. Wenn ihr diese Hinweise beachtet könnt ihr euch auf das Teilen von Lebensmitteln freuen und euren Beitrag leisten um den Gesamtverbrauch an Landwirtschaftlichen Ressourcen zu reduzieren.

Regional Essen – in Wolfenbüttels Gastronomie

Auch Wolfenbüttels Gastronomie setzt zunehmend auf Regionalität, Bio oder Plastiksparen. Zwei Tipps haben wir hier für euch.

Regionale Zutaten im Zimmerhof 13 Restaurant & Bar

Von Martha

Es ist Freitagabend, Sommer und bestes Wetter. Mein Mann und ich betreten das schöne Fachwerkhaus mitten im Herzen der Wolfenbütteler Altstadt. Der Geschäftsführer Felix Leukroth empfängt uns herzlich und bringt uns zu unserem Tisch auf der Terrasse direkt an der Oker. Der Zimmerhof 13 Restaurant & Bar hat das „gewisse Etwas“, mit entspannten, ruhigen House-Klängen im Hintergrund genießen wir das einzigartige Ambiente. Die Einrichtung ist rustikal und elegant zugleich.

Wie versprochen gibt es eine saisonale Karte mit vielen Speisen und Getränken aus der Region. Ich entscheide mich für etwas Leichtes: den frühlingshaften Wildkräutersalat mit Erdbeere, grünem Spargel aus Braunschweig, Walnuss, Ziegenkäse aus Hildesheim, Brotzipfel und hausgemachtem Honig-Senf-Dressing. Mein Mann bevorzugt die Käseplatte vom Hof in Greth aus Söhlde im Landkreis Hildesheim. Die Bedienung erzählt uns, dass viele der frischen Zutaten von einer Kräuterfee vom Wolfenbütteler Markt bezogen werden.

Zum Trinken bestellen wir neben einer Flasche regionalem Wasser aus Bad Harzburg einen „Gin Hendricks“ mit Gurken-Espuma und Tonic und die Hauslimonade mit verschiedenen, leckeren Beeren. Übrigens auch im Angebot: Ein Gin direkt aus dem botanischen Garten in Göttingen!

Unser Fazit: Eine absolut coole Location mit authentischem Geschäftsführer, die wir definitiv weiterempfehlen werden. Nachhaltigkeit wird großgeschrieben: Das fühlen und schmecken wir. Der Zimmerhof 13 Restaurant & Bar ist der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Wir kommen auf alle Fälle wieder!

Regional oder Bio? Was ist besser?

Zu Beginn hatten wir diese Frage aufgeworfen. Natürlich gibt es da keine allgemeingültige Antwort. Zum Thema CO2 haben wir allerdings einen Vergleich für euch, der nachdenklich machen könnte:

Tomaten sind der Deutschen liebstes Gemüse bei durchschnittlich 0,5 kg Tomaten pro Person in der Woche. Da Tomaten nur zwischen Juli und Oktober regional wachsen, verursacht 1kg Tomaten beim Anbau im Treibhaus 9.300 g CO2, beim Bio Anbau im Treibhaus 9.200 g CO2, Freilandtomaten aus Spanien 600 g CO2, regionaler saisonaler konventioneller Anbau 85 g CO2 und im regionalen saisonalen Öko-Anbau 35 g CO2.

Ob bio, saisonal oder regional muss letztendlich jeder selbst entscheiden, auch abhängig vom eigenen Budget. Wenn ihr bei Tomaten zum Team saisonal und regional gehört, dann lest hier unseren Beitrag über Beates Tomaten.

Und falls ihr mal ausprobieren wollt, ob ihr euren Wocheneinkauf ohne Auto erledigen könnt, hier noch ein letzter Tipp: Über den ADFC könnt ihr euch Julius ausleihen – ein Lasten-E-Bike. Kostenfrei!

2 Gedanken zu “Nachhaltiger Konsum in Wolfenbüttel – geht das?

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