Erdbeeren aus Wolfenbüttel

Pünktlich zum Beginn der Erdbeer-Selbstpflück-Saison habe ich* die Chance bekommen, mir das Erdbeerfeld der Domäne Salzdahlum anzusehen. Begleitet hat mich Johannes Weber. Ich habe persönlich viel über den Erdbeeranbau gelernt und bin jetzt noch begeisterter von diesen kleinen Früchten. Doch es gibt bei der Domäne Salzdahlum noch mehr zu entdecken als Erdbeeren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Als wir gegen Mittag das Feld betreten sind viele fleißige Erdbeersammelnde dabei ihre selbstmitgebrachten Körbe und Gefäße zu füllen. Diese werden vor und nach dem Sammeln gewogen, um den genauen Preis für die selbstgepflückten Erdbeeren zu bestimmen. Wenn ihr kein Gefäß von zuhause mitgebracht haben solltet, könnt ihr die typischen Erdbeerkörbchen an der Waage kaufen und diese mit frischen Erdbeeren befüllen.

Erdbeerfeld zum Selberpflücken ©Cato Bohlens

Frische Erdbeeren direkt vom Feld

Auf dem Feld der Domäne Salzdahlum gibt es eine große Auswahl an Erdbeeren. Um genau zu sein, könnt ihr euch hier zwischen 11 Sorten entscheiden. Welche die richtige für euren Erdbeertraum ist, erklären euch die freundlichen Mitarbeitenden vor Ort. Von reinen Naschereien, über Tortenfrüchte bis hin zur perfekten Erdbeere für eine leckere Marmelade gibt es hier alles zu finden. Das aufregendste dabei finde ich, dass obwohl die Pflanzen alle auf demselben Acker wachsen, die verschiedenen Sorten deutlich anders schmecken. Wer seine Lieblingssorte noch nicht gefunden hat, sollte einfach hier und da eine Erdbeere abpflücken und probieren. Mir schmecken sie alle, die Sorte „Sonata“ gefällt mir allerdings am besten.

Sonata: Eine von 11 leckeren Erdbeersorten ©Cato Bohlens

Der große Vorteil von den selbstgepflückten Erdbeeren ist, dass man sie sich selbst aussuchen kann und damit die wirklich reifen Früchte bekommt. Herr Weber erklärt mir, dass richtig reife Früchte nur wenige Tage haltbar bleiben und empfindlicher auf Transporte reagieren. Deshalb werden im Supermarkt eher Erdbeeren verkauft, die nicht „zu Ende“ gereift sind. Ein Tipp für die Naschkatzen unter euch: wenn ihr die Frucht mit der grünen Krone zusammen vom Strauch pflückt, halten sie sich ein paar Tage länger. Für den vollen Geschmack empfehle ich bei der Auswahl der Erdbeeren darauf zu achten, dass sie keine weiße Spitze mehr haben. Denn dieser optisch kleine Unterschied macht für den Geschmack einen Gegensatz wie Tag und Nacht. Probiert mal den Unterschied.

Reife Erdbeeren ©Cato Bohlens

Erdbeerspaß für jung und alt

Ein besonderer Spaß ist es für die vielen Kinder, die ich beim Rundgang über das Erdbeerfeld sehe. Mit empfohlenem Sonnenhut und Sonnencreme können die kleinen hier selbst auf Schatzsuche nach den schönsten Früchten gehen. Am späten Nachmittag wird es kühler, dann braucht man sich weniger Sorgen um die Hitze machen. Das Erdbeerfeld eignet sich gut als Ausflugsziel für das Wochenende. Wer die Steigung über den Hügel Richtung Salzdahlum nicht scheut, kann hier ein tolles Ziel für eine Fahrradtour mit der ganzen Familie finden. Dabei solltet ihr nur die Sammelfreude eurer Kinder nicht unterschätzen und genug Gefäße für ihre Beute einpacken. Nach getaner „Arbeit“ können sich die Kinder dann auf den Spielgeräten vergnügen, die am Rand des Feldes zusammen mit Sitzgelegenheiten aufgestellt sind.

Anlage für Kinder nach erfolgreicher Ernte ©Cato Bohlens

Erdbeerensammeln mit System

Damit ihr wisst, wo ihr sammeln könnt, gibt es ein einfaches aber geniales Orientierungssystem. Weiße Stäbe dienen als Markierung, bis wohin heute gesammelt wird. Die Reihen rotieren jeden Tag ein bisschen weiter über das Feld. So seid ihr immer dort, wo gerade die reifen Erdbeeren sind. Die nicht so weiten Früchte bekommen in der Zwischenzeit die Chance zu reifen.

Setzstöcke die zur Orientierung dienen ©Cato Bohlens

Das ist nicht das Einzige schlaue System, dass sich die Domäne für ihr Erdbeerfeld überlegt hat. Da es in den letzten Jahren öfter mal Stau auf dem engen Feldweg gab, ist dieser nun in der Erdbeersaison eine Einbahnstraße. Auf dem Feld können sich Sammelnde, die mit dem Auto anreisen, einen Platz neben den großen Fahrradständern suchen. Wenn ihr dann erfolgreich eure Erdbeeren gewogen und bezahlt habt, fahrt ihr auf dem Feld zurück zur Hauptstraße und kommt somit niemanden auf dem Feldweg in die Quere. Rund um das Erdbeer-Häuschen gibt es jetzt ebenfalls mehr Struktur als früher. Flatterband markiert die Richtung wo ihr euch anstellen könnt und so ist es für die Mitarbeitenden an der Waage noch einfacher immer die Person dranzunehmen, die an der Reihe ist.

Einbahnstraße und Ausgang über das Feld ©Cato Bohlens

Wo ihr auf der Domäne überall Erdbeeren findet

Neben dem klassischen Anbau von Erdbeeren auf dem Acker gibt es bei der Domäne zwei weitere Formen: den Tunnel und die Stellagen. Die Pflanzen werden mehrere Jahre genutzt und zwischen den Anbauformen getauscht. Auf dem Bild unten sieht man gerade den „Parkplatz für Erdbeerpflanzen“ mitten auf dem Hof. Diese ziehen jetzt um und waren vorher im Tunnel, werden jetzt aber aufs Feld gepflanzt für das nächste Jahr.

Erdbeeren in „Geranienpötten“ ©Cato Bohlens

Ganz neu auf der Domäne sind die so genannten „Tunnel“. Diese bilden eine Ergänzung zum Erdbeer-Feld und haben gewisse Vorteile der freien Natur gegenüber. Durch die weiße Plane wird das Sonnenlicht etwas gebremst und die Erdbeeren laufen keine Gefahr in heißen Phasen zu „verbrennen“.

Auf dem Bild unten seht ihr, dass in den Reihen Schläuche liegen. Darüber wird Wasser mit ein bisschen Dünger direkt an die Pflanzen gegeben. Sie erhalten also immer die optimalen Umgebungsfaktoren, damit sie sich richtig wohl fühlen. Und das sieht man an den Pflanzen: diese sind doppelt so groß wie ihre Artgenossen auf dem Feld draußen und die Erdbeeren sind alle ziemlich gleich geformt und sind beim Pflücken direkt sauber. Außerdem ist man durch den Tunnel fast unabhängig vom Wetter. Deshalb sind diese Früchte einige Tage früher reif als ihre Artgenossen. Auch sie brauchen natürlich ein paar Sonnentage, um richtig gut zu schmecken.

Die Vorteile der Tunnel sorgen dafür, dass es in Deutschland immer weniger Erdbeeren zum Selberpflücken gibt. Aber die Domäne Salzdahlum ist mit den Erdbeeren auf dem Feld so eng verwachsen, dass sie damit nie aufhören wollen. Deshalb wird es auch in Zukunft die leckeren Erdbeeren zum selbstpflücken geben.

Im Erdbeertunnel ©Cato Bohlens

Eine weitere Ergänzung sind die Stellagen. Hierbei werden Erdbeerpflanzen aus dem Tunnel im Folgejahr nach draußen geholt und hier noch einmal geerntet. Daraus ergeben sich neue Vorteile für die Mitarbeitenden. Durch die Höhe der Pflanzen kann man hier ohne Bücken sehr rückenschonend die Ernte durchführen und ist besonders schnell dabei, weil man seinen Wagen einfach vor sich her schieben kann. Es gibt auch einen Vorteil für die Früchte. Diese hängen in der Luft und haben keinen Kontakt zum Boden, dadurch sind sie weniger gefährdet Krautschimmel zu bekommen. Der größte Nachteil wiederum ist, dass die Stellagen ziemlich teuer sind im Vergleich zu den anderen Anbauweisen.

Erdbeerpflanzen in Stellagen ©Cato Bohlens

Domäne Salzdahlum: Mehr als nur Erdbeere

Neben den Erdbeeren baut die Domäne viele andere Kulturpflanzen an: von Weizen, Gerste über Dinkel zu Frühkartoffeln, ein bisschen Mais, Zuckerrüben, Raps und Brache. Die Produkte verkauft die Domäne in der Region. Wobei die Brache laut Herrn Weber das wichtigste ist was man auf einem Feld anbauen kann. Dabei wird der Boden nämlich geschont und hat Zeit sich zu regenerieren bis die nächste Nutzpflanze darauf angebaut wird. Das ist wichtig, weil jede Pflanzenart andere Nährstoffe aus dem Boden braucht und wenn man jedes Jahr dasselbe auf einem Feld anbauen würde, wäre der Vorrat an Nährstoffen für eine Pflanzenart schneller aufgebraucht als sie nachkommen können. In der Brache muss das Feld nicht leer bleiben, sondern wird mit Zwischenfrüchten bestellt, die zur Förderung des Bodenlebens und der Humusstruktur beitragen.

Direkt neben dem Erdbeerfeld ist gerade eine XXL-Blühwiese als Brache angepflanzt, worüber sich die Hummeln und Bienen aus den rund um die Felder aufgestellten Insekten-Hotels sehr freuen. Auf dem Bild unten seht ihr rechts einen Teil davon. Wobei ich sagen muss, dass das Reh echt schön ist. Neben den Wildtieren die mehr aus Zufall bei der Domäne vorbeischauen gibt es ein Tier welches hier zuhause ist.

Ein Reh neben der Blühwiese ©Luisa Drews

Und zwar das Huhn. Tatsächlich ist das große Stein-Huhn vor dem Hofladen nicht alleine, sondern hat noch viele lebendige Artgenossen. Auf der Domäne gibt es drei Hühner-Herden mit jeweils 1.500 Hühnern: zwei braune Herden und eine weiße. Das ist nach heutigen Standards eher wenig, aber genau richtig für die Freilandhaltung der Domäne. Beim Besuch am Stall sind die Hühner erst ein bisschen von unserem Besuch überrascht aber dann sehr neugierig.

Um die Hühner vor Krankheiten zu schützen, sind diese von der Öffentlichkeit ausgeschlossen und sogar untereinander in drei Ställen separiert. Das Freigelände ist groß, aber nicht zu groß, da die Hühner aus Angst vor Habicht, Fuchs und Co. lieber näher am Stall sind. Wie ihr unten seht haben uns zwei Hühner aus Sicherheit in den Brennnesseln beobachtet. Ihre Eier kann man ganzjährig im Hofladen bekommen, der viele weitere Leckereien zu bieten hat.

Freiland Hühner ©Luisa Drews

Einblick in den Hofladen mitten auf der Domäne

Der Hofladen öffnet das ganze Jahr über sechs Tage die Woche seine Tür und in der Erdbeer-Saison sogar sieben. Alle, die das Erdbeerenpflücken lieber Profis überlassen, können hier täglich frische Erdbeeren kaufen. Darüber hinaus hat die Domäne zwei Erdbeerstände in der Stadt. Im Hofladen gibt es vor allem regionales. Vieles aus eigener Produktion oder von befreundeten Höfen aus den Nachbardörfern. Direkt beim Reingehen sehe ich ein wahres Erdbeer-Fan-Regal in dem allerlei Produkte aus den Erdbeeren angeboten werden. Ebenso gibt es eine eigene Ecke für die Eier und das Gemüse. Ihr könnt außerdem Konserven, Nudeln und Spargel erwerben. Es lohnt sich auf jeden Fall hier mal reinzuschauen.

Einblick in den Hofladen ©Cato Bohlens

Und so kann dann entweder ein gekauftes Körbchen aus dem Hofladen oder ein selbstgefülltes vom Erdbeerfeld aussehen. Zum fertig gepackten Körbchen möchte ich auf einen weiteren Unterschied von anderen Erdbeerbauern eingehen. Die bezahlten Pflückenden aus Wolfenbüttel und Polen bekommen einen Stundenlohn und müssen nicht im Akkord nach Gewicht die Körbe füllen. Daraus ergibt sich, dass wirklich nur die schönsten und wirklich reifen Erdbeeren im Körbchen landen und nicht beim Pflücken durch den Zeitdruck beschädigt werden. Somit führen die höheren Löhne direkt zu einer deutlich besseren Qualität der Erdbeeren, was wirklich alle Beteiligten freut.

Gefülltes Körbchen ©Cato Bohlens

Ein schöner Abschluss

Beim Verlassen des Hofes lächelt mich das Stein-Huhn von der Seite an und die Erdbeere mit aufgemalten Augen erinnert mich daran, mit wie viel Leidenschaft und Hingabe die Menschen der Domäne hinter dem stehen, was sie tagtäglich tun. Zum Abschied sagt mir Herr Weber: „Ich hoffe, dass sich noch mehr Leute in Zukunft Gedanken machen, wo ihr Essen herkommt“. Dem kann ich absolut zustimmen und habe heute ja wirklich gesehen, wie und wo die Domäne ihre Produkte herstellt die ihr im Hofladen kaufen könnt.

Die Wahrzeichen der Domäne Salzdahlum ©Cato Bohlens

Ich freue mich über diesen wunderbaren Besuch und habe sehr viel mitgenommen. Sowohl in Form von Erdbeeren aber auch an Wissen darüber wie man diese anbaut und über Landwirtschaft in Salzdahlum. Vielen Dank dafür an Johannes Weber und das ganze Team der Domäne Salzdahlum! Ich werde bald wieder kommen und lade euch herzlich ein, der Domäne Salzdahlum einen Besuch abzustatten. Die Ausbeute von Alinas Ernte seht ihr in ihrem Beitrag aus 2016.

*Wer ist eigentlich „ich“?
Der Beitrag wurde von Cato im Rahmen seines dreimonatigen Praktikums in der Tourismusabteilung der Stadt Wolfenbüttel verfasst.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert