Natürlich fehlt auch nicht das Original aus Wolfenbüttel. © Denver Künzer

6 Kneipen für einen ultimativen Kneipenbummel

Wir ziehen heute durch die Innenstadt, um sechs Kneipen auf das Genaueste zu erkunden. Wolfenbüttel ist zwar nicht München, hat aber einige urige Kneipen zu bieten.

Denver trinkt zuerst das Fürstenbräu Granat. © Denver Künzer
Denver trinkt zuerst das Fürstenbräu Granat. © Denver Künzer

Nur Handyläden und Drogerien…

»Du hast einen Kneipenbummel gemacht«, fragt mich mein Sohn. Ein bisschen Mitleid liegt in der Stimme. »In Wolfenbüttel?« Ihn hat es nach München verschlagen. Mit seiner Metropole könne ich vielleicht nicht mithalten. Für einen vergnüglichen Abend lange es aber, werfe ich trotzig ein.

In der Schlossschänke sitzt man auch draußen gut. © Denver Künzer
In der Schlossschänke sitzen wir auch draußen gut. © Denver Künzer

In Wolfenbüttel gebe es nur Drogerien und Handygeschäfte. Dieses Gerücht ist mir, bevor ich mein Gegenüber mit der Einkaufsbummel-Rubrik von »echt lessig« konfrontiere, oft zu Ohren gekommen. Und Kneipen existierten sowieso nicht mehr. Das stimmt definitiv nicht.

In der Schlossschänke gibt es eine kleine, aber feine Karte. © Denver Künzer
In der Schlossschänke gibt es eine kleine, aber feine Karte. © Denver Künzer

Es gibt sie, die Wolfenbütteler Kneipen

Das Um-Die-Häuser-Ziehen muss früher beliebter gewesen sein. Aber: Es gibt sie, die Kneipen. Und zwar in ganz unterschiedlicher Form. Wir treffen uns an einem Samstag. Das ist der klassische Kneipenbummel-Tag. Finde ich jedenfalls. Startpunkt ist der Schlossplatz. Der hat seit dem Umbau wirklich gewonnen.

Eine feinere Grundlage für den Kneipenbummel… © Denver Künzer
Eine feinere Grundlage für den Kneipenbummel… © Denver Künzer

Der Schlossplatz, das Lessinghaus, etwas versetzt die Bibliothek, Zeughaus und die stattliche historische alte Häuserreihe bis hin zum modernen Löwentor, sind ein stimmiges Ensemble. Fontänenbrunnen und die beschnittenen kantigen Baumkronen erinnern an die Zeit des Hofes.

Der Klassiker in der Schlossschänke. © Denver Künzer
Der Klassiker in der Schlossschänke. © Denver Künzer

Startpunkt: »Schloss-Schänke«

Die »Schloss-Schänke«, inmitten dieses historischen Platzes, ist die erste Kneipe, in die wir heute gehen. Da sind natürlich Denver und ich. Und damit die Runde etwas aufgelockert wird, hat Denver seine Freundin Tanny mitgebracht, ich meinen besten Freund Roland. 

Fußball und Kneipe – das passt. © Denver Künzer
Fußball und Kneipe – das passt. © Denver Künzer

Ein Kneipenbummel verbindet. Das merken wir um 23 Uhr bei der herzlichen Verabschiedung. Jetzt ist es 18 Uhr. Die Tischreihen der Außengastronomie der Schlossschänke sind noch dünn besetzt. Aber fast an jedem Tisch zeigt ein Reservierungsschild, dass das Leben hier gleich losgeht.

Natürlich fehlt auch nicht das Original aus Wolfenbüttel. © Denver Künzer
Natürlich fehlt auch nicht das Original aus Wolfenbüttel. © Denver Künzer

Eine Grundlage ist notwendig

Drinnen läuft der Fernseher. Heute gibt es ein Länderspiel, zu Bundesligazeiten gibt es den aktuellen Spieltag. Damit wir eine Grundlage haben, bestellen wir ein paar Kleinigkeiten: überbackenen Schafskäse und Pommes sowie einen Klassiker: die Currywurst.

Die Schlossschänke ist eine Kneipe, in der man gut essen kann. Zu den Standardgerichten gibt es immer eine Sonderkarte. Im Moment locken Matjes und Spargel. Im Herbst wird Braunkohl angeboten. Denver probiert ein Fürstenbräu Granat aus. Der Rest beginnt mit einem alkoholfreien Weizen.

Theo ist Kult. © Denver Künzer
»Theo« ist kult. © Denver Künzer

»Theo« ist kult

Eins ist klar: In jeder einzelnen Kneipe hätte man bequem verweilen können – um nicht das unschöne Wort versacken zu benutzen. Aber es geht für uns weiter. Der Timer von Denvers iPhone mahnt und wir ziehen zu den Krambuden. Dort haben wir Glück. 

Bei Theo kann man nicht nur von der Karte bestellen. © Denver Künzer
Bei Theo kann man nicht nur von der Karte bestellen. © Denver Künzer

Denn bei »Theo« gibt es draußen noch einen Platz. Drinnen läuft ebenfalls Fußball und der Jubel begrüßt uns zur Bierbestellung. »Theo« heißt eigentlich »Alt Wolfenbüttel« und ist so etwas wie eine Kultkneipe. Hier trifft Wolfenbüttel sich – nicht nur am Mittag des Heiligen Abends. 

Frisch gezapft ist immer noch am besten. © Denver Künzer
Frisch gezapft ist immer noch am besten. © Denver Künzer

Hier schüttet man sich das Herz aus

Der ganze Platz – mit Pizzeria, Konditorei, Eisgeschäft und Bistro – ist so eine Art Gourmetmeile. Da trifft es sich gut, dass der Wirt ein großes Herz hat. »Wir haben hier auch immer eine Karte vom Verona. Wer etwas zum Bier haben möchte, bestellt es sich oder bringt es einfach mit.«, meint er.

Unser Kranz mit Kölsch kommt. © Denver Künzer
Unser Kranz mit Kölsch kommt. © Denver Künzer

Kleine Knabbereien gibt es in der Kneipe oder eine Boulette. Wir bestellen einen Kranz Kölsch. Die Stimmung in der Runde ist schon vertrauter geworden. Ein Fußballfan, der in der Pause kurz frische Luft schnappt, schüttet heiser sein Herz aus. Er halte die Spannung nicht mehr aus.

Die Mühle ist nicht nur eine Studentenkneipe. © Denver Künzer
Die Mühle ist nicht nur eine Studentenkneipe. © Denver Künzer

Die Mühle: Pub und Spieleparadies

Kneipen sind Orte der Kommunikation. Wildfremde Menschen sind sich nahe, kommen ins Gespräch. Das ist auch auf unserer nächsten Etappe nicht anders. Ein paar Schritte nur und wir sind schon in der Mühle, eigentlich eine Studentenkneipe. Aber wir sind ebenfalls willkommene Gäste.

An der Theke der Mühle geht es kommunikativ zu. © Denver Künzer
An der Theke der Mühle geht es kommunikativ zu. © Denver Künzer

Hier gibt es neben einer Karte für den kleineren und größeren Hunger, jede Menge ausgefallener Getränke, vor allem Spielmöglichkeiten: Automaten, Kicker, Billard, Darts. Denn auch das gehört zur Kneipenkultur. Nur wo der Mensch spielt, ist er Mensch, sagt Schiller. Wenn das keine Bildungs-Ausrede für einen Kneipenbummel ist …

Konzentration beim Bier. © Denver Künzer
Konzentration beim Bier. © Denver Künzer

Immer weiter durch die Altstadt

Was im »Alt Wolfenbüttel« deutsche Gemütlichkeit ausstrahlt, ist in der Mühle auf Pub getrimmt. Beliebt ist hier das Guinness. Aber auch Cocktails und Wein, der von dem Fachgeschäft in der Stadt – Barrique – geliefert wird, haben ihre Freunde. Wir sitzen an der Theke und unterhalten uns mit der Wirtin. Sie erzählt, dass sie an einer neuen Karte feilt.

Das Zentrum – eine echte Eckkneipe. © Denver Künzer
Das Zentrum – eine echte Eckkneipe. © Denver Künzer

Für die nächste Station schlendern wir gemütlich durch die wunderbare Altstadt: über den Platz vor Seeliger zum Stadtmarkt, nach links zur alten Kanzlei, in der früher die große Politik des Herzogtums vorbereitet wurde, durch die Klosterstraße auf die Hauptkirche zu. Dort, auf der Kirchstraße, gibt es eine Eckkneipe.

Vielfalt wird im Zentrum groß geschrieben. © Denver Künzer
Vielfalt wird im Zentrum groß geschrieben. © Denver Künzer

Eine echte Eckkneipe: die Gaststätte im Zentrum

Niemand von uns war schon dort. Aber wir sind neugierig. Die »Gaststätte im Zentrum« macht einen frischen Eindruck. Im doppelten Sinne: Alle Fenster sind geöffnet, der Innenraum ist hell und renoviert, wie wir erfahren, als wir an der Theke sitzen und ein Bier vor uns stehen haben.

Im Zentrum trifft man Künstler. © Denver Künzer
Im Zentrum trifft man Künstler. © Denver Künzer

Neben uns verweilen Stammgäste, die sich unterhalten. In einem kleinen Nebenraum rechts läuft der Fernseher. Links kann man Darts spielen. Wie das »Alt Wolfenbüttel« handelt es sich um eine Raucherkneipe. Bei der Schlossschenke und der Mühle gibt es abgetrennte Bereiche. »Wir sind hier so etwas wie eine große Familie«, erzählt der Wirt.

Im Zentrum werden alte Kneipentraditionen hochgehalten. © Denver Künzer
Im Zentrum werden alte Kneipentraditionen hochgehalten. © Denver Künzer

Echte Künstler, leckere Whiskys

Während Tanny im Gespräch mit anderen Gästen ist und Denver fotografiert, probieren Roland und ich Brandy und Whisky. Im Zentrum wird auf Vielfalt wertgelegt. Einer der Gäste hat ein tolles Hobby. Aus den Köpfen von Streichhölzern fertigt er Bilder.

Treue Stammgäste freuen sich, dass ihr Zentrum für sie da ist. © Denver Künzer
Treue Stammgäste freuen sich, dass ihr Zentrum für sie da ist. © Denver Künzer

Da er gleich um die Ecke wohnt, holt er ein Beweisstück. Er hat ein Bild des Panikrockers Udo Lindenberg auf diese Weise detailgetreu umgesetzt. Auch hier steht nach Ablauf unseres Timers fest, dass die Zeit viel zu kurz war. Wir verabschieden uns wie alte Freunde und streben den Weg zurück zum Kornmarkt an.

Bei den Wolters Bierstuben gibt es auch einen Frühschoppen. © Denver Künzer
Bei den Wolters Bierstuben gibt es auch einen Frühschoppen. © Denver Künzer

In den Wolters Bierstuben gibt’s noch Frühschoppen

Auch die »Wolters Bierstuben« sind eine Stammkneipe. Oben an der Decke stehen alte Bierglasraritäten. »Da waren die Leute von Wolters schon ganz scharf drauf«, berichtet der Wirt, während er uns ein Bier zapft. Bereits am Vormittag kann man hier seinen Frühschoppen trinken.

Bierglassammlung in den Bierstuben. © Denver Künzer
Bierglassammlung in den Bierstuben. © Denver Künzer

Im hinteren Bereich gibt es eine Eintracht-Fanecke. Heute wird Darts gespielt. Auch die Bierstuben sind eine Raucherkneipe. Denver fachsimpelt mit einem Gast, der sich genussvoll seine Pfeife stopft. In dieser Kneipe wird ebenfalls Gemütlichkeit und Kommunikation großgeschrieben.

Irisch in Wolfenbüttel: Das King's Head. © Denver Künzer
Irisch in Wolfenbüttel: Das King’s Head. © Denver Künzer

Irisches Flair im King’s Head

Noch zwei Kneipen stehen auf dem Programm. Und dabei sind die Stadtteilkneipen oder das »Komm Beach« gar nicht gezählt. Also von wegen: Man kann keinen Kneipenbummel in Wolfenbüttel machen. Vom Kornmarkt beim Möbelhaus Balzer, Röber, Behr und Erdbrink & Vehmeyer vorbei – ja, man kann hier auch einkaufen – sind wir nun im King‘s Head.

Vielfalt am Hahn im King's Head. © Denver Künzer
Vielfalt am Hahn im King’s Head. © Denver Künzer

An dieser Ecke geht’s irisch zu. Ein Musiker bereitet sich auf seinen Liveauftritt vor, wir werden freundlich an der Theke begrüßt. Denver bekommt endlich seinen B52 – eine Mixtur aus Sambuca, Rum und Likör –, ich eine kleine Tüte Chips und wir alle einen schwarz-rot-goldenen Shot. »Unsere Jungs« hatten gewonnen. 

Auf den deutschen Sieg im King's Head. © Denver Künzer
Auf den deutschen Sieg im King’s Head. © Denver Künzer

Und Rolands und mein Trikottragen wurde belohnt. Drinnen und draußen ist viel los. In einem Nebenraum wird ebenfalls Darts gespielt, der Solokünstler stimmt seine Gitarre und legt los. Auch das King‘s head ist eine richtig schöne Kneipe. Dass es erfrischenden Cider gibt, begeistert mich besonders.

Musik im King's Head. © Andreas Molau
Musik im King’s Head. © Andreas Molau

Was macht der Alkohol?

Unter gruppendynamischen Aspekten kann man inzwischen gesteigerte Vertrautheit feststellen. Böse Zungen mögen das auf den Alkohol zurückführen. Das mag sein. Aber ich bin mir sicher, der hat lediglich katalysatorische Wirkung. Wir sind alle noch »beieinander« und es ist erstaunlich, wie viel man sich zu erzählen hat. Auch die Handys bleiben in der Tasche.

Das Fritz ist unfassbar anders. © Denver Künzer
Das Fritz ist unfassbar anders. © Denver Künzer

Auf, zum letzten Punkt für heute: das Fritz auf dem »Großen Zimmerhof«. Es sei »unfassbar anders«. Es ist jetzt fast 23 Uhr. Die Plätze der Außengastronomie sind immer noch belegt. Ein kleiner Stehtisch ist unser. Aus den Lautsprechern von drinnen tönt »Gute Laune Musik« – deutsche Schlager.

Frisch gezapft im Fritz. © Denver Künzer
Frisch gezapft im Fritz. © Denver Künzer

Fritz mit Hassburger

Wenn heute nicht Fußballübertragung gewesen wäre, würde es sogar Hassburger geben. Ich bin froh, dass es nicht nur mir so geht. Irgendwann, zu fortgerückter Stunde, kommt der Appetit zurück. Und ein Burger ist dann genau das, was man braucht.

Zielwasser gibt's nicht. Aber viel Spaß. © Denver Künzer
Zielwasser gibt’s nicht. Aber viel Spaß. © Denver Künzer

Auch hier kann man Kicker oder Darts spielen. Auch in dieser Kneipe wird Gastfreundschaft großgeschrieben. Und der Blick auf den Okerarm, der neuerdings über eine Treppe bis zum Ufer begehbar ist, gibt eine traumhafte Kulisse, um gemütlich abzuhängen.

Tolle Atmosphäre draußen beim Fritz. © Denver Künzer
Tolle Atmosphäre draußen beim Fritz. © Denver Künzer

Runter vom Sofa, rein in die Kneipe

Sechs ganz unterschiedliche Kneipen, resümieren wir am Ausgangspunkt unserer Tour auf dem Schlossplatz, wo wir uns tränenreich verabschieden. Unterschiedlich aber auf ihre Weise alle authentisch. Wir können deshalb nur empfehlen: Kommt runter von Sofa und entdeckt Wolfenbüttel auf diese schöne Weise.

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