Schon von Weitem hört man das Rollen und Aufsetzen von Skateboards und BMX Bikes, wenn man sich dem Trashpark Wolfenbrooklyn nähert. Etwas versteckt gelegen, direkt gegenüber dem Schwimmbad an der Langen Straße, liegt eine echte „Alltagsflucht“ in Wolfenbüttel. Und dies ist garantiert nicht nur etwas für Skateboarder oder BMX Fahrer. Heute nehme ich euch zu einem echten Geheimtipp in unserer Lessingstadt mit. Auf beeindruckende Weise entstanden hier mit viel Vorbildcharakter in Sachen Teamgeist und Zusammenhalt ein tolles Jugendprojekt.
Was ist der Trashpark Wolfenbrooklyn?
Beginnen wir mit einem kleinen Ausflug in die Geschichte: Im Jahr 2002 eröffnete der SC Walhalla e. V. hinter der Tankstelle gegenüber dem Stadtbad einen Outdoor Skatepark. Skateboardfans jeden Alters und Jugendlichen bot der Platz die Möglichkeit, sich kreativ und sportlich zu betätigen. Zudem leistete das Angebot einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des sozialen Miteinanders. Ausschlaggebend für die Errichtung war, dass die zuvor erfolgreich betriebene Skatehalle des Vereins am Exer geschlossen wurde. Die Alternative kam gut an, jedoch machten die Witterungsverhältnisse dem aus Holzrampen bestehenden Park schwer zu schaffen. Die Aufrechterhaltung war nach kurzer Zeit kaum mehr möglich.
Lange Zeit war der Skatepark so sich selbst überlassen und wurde als öffentlicher Platz genutzt. Nachdem es zu einem Unfall kam, schloss der Skatepark in letzter Konsequenz seine Pforten. Doch vor allem die leidenschaftlichen Skater der Stadt wollten sich damit nicht abfinden und begannen ein neues Konzept für die Anlage zu entwickeln. Ein Bauwagen, erste Gespräche mit dem Freizeitzentrum und der Stadtjugendpflege sowie eine engagierte und motivierte Truppe brachte vor rund 11 Jahren Fahrt in den Wunsch eines Skateparks, der sich modern, sicher und beständig zeigen sollte. Die Stadtjugendpflege übernahm schließlich als Betreiber den Platz und so entstand das Projekt „Trashpark“. Mit modernsten Betonrampen, die komplett neugestaltet wurden, feierte der Skatepark bereits im Mai 2010 Wiedereröffnung.
Mein Besuch im Trashpark Wolfenbrooklyn
Neben der Tankstelle an der Lange Straße Nummer 39 führt mich ein kleiner Schotterweg direkt zum Eingang des Trashparks. Ich folge weiter dem Pfad und unmittelbar hinter einer kleinen Ecke eröffnet sich mir der Blick auf die gesamte Skatearena. An diesem schönen Sommertag wird schon fleißig geskatet und gebikt. Die Rampen mit den gelungenen Graffitis, die Größe und das saubere Ambiente beeindrucken mich auf Anhieb. Es herrscht eine lockere und einladende Atmosphäre. Am hinteren Ende des Platzes stehen zwei bunte Wohnwagen. Diese sind mein Ziel. Hier werde ich sofort herzlich von Tim und Lukas begrüßt. Tim ist Mitarbeiter der Stadtjugendpflege und genauso wie Lukas, der Mediendesign studiert, Teil des Trashpark-Teams. Insgesamt besteht die Gruppe aus 12 „Bademeistern“, davon neun Ehrenamtliche, drei Mitarbeiter der Stadtjugendpflege und Projektstudenten, die den Platz verwalten, betreuen und betreiben. Was sich hinter dem ungewöhnlichen Namen verbirgt, erfahre ich später noch.
Die Entwicklung vom Trashpark
Von Beginn an war klar, dass sich grundlegend etwas ändern musste als der Skatepark von der Stadtjugendpflege übernommen wurde. Es sollte ein vollkommen neues Konzept erarbeitet werden, welches sich an Skater und Neugierige jeden Alters richtet, Sicherheit gewährleistet und allen Ansprüchen gerecht wird. Gesagt, getan. Tim und Lukas erzählen mir von den Anfängen, den Rückschlägen durch Vandalismus, der engen Zusammenarbeit mit Politik, Förderern sowie der Polizei und den eigens konzipierten und errichteten Rampen. Statt wie in anderen Skateparks bereits fertige Elemente auf der Anlage zu platzieren, werden im Trashpark alle Betonrampen in der Gemeinschaft beschlossen, aufwendig geplant, vom Bauamt genehmigt und in Zusammenarbeit mit einer professionellen Firma und vielen fleißigen Helfern selbst gebaut.
Regelmäßige Contests, Veranstaltungen mit erstklassigen Bands, Graffiti-Jams und Kursen runden das Erlebnis im und um den Trashpark ab. Traditionell gibt es jedes Jahr den Tanz in den Mai. Skate-Kurse werden stetig für Interessierte angeboten und finden ebenso im Ferienkalender einen festen Platz. Ein Flohmarkt lädt zum Stöbern ein. Selbst ein Yoga- und Meditationskurs wurde zu einem echten Erfolg. Ich bin wirklich beeindruckt.
Der Skatepark heute
Jeden Tag ist im Trashpark richtig was los. Das Gelände ist groß genug, sodass es ausreichend Platz gibt. Das Alter ist dabei bunt gemischt. Im Schnitt sind die Skater, BMXler, Inline-Skater und Roller-Artisten zwischen 10 und 35 Jahre alt. Derzeit ist der Nachwuchs wieder deutlich im Kommen, ganz zur Freude von Tim und Lukas, die als Profis den Jüngsten das sichere Skaten und allerhand Tricks beibringen. Wer kein eigenes Board hat, kann sich eines aus dem Bestand des Trashparks ausleihen. Gleiches gilt für die Sicherheitsausrüstung. Platzregeln sorgen für den pfleglichen Umgang und alle helfen in Sachen Sauberkeit mit. Feste Öffnungszeiten gibt es nicht, jedoch ist meist jemand aus dem Team vor Ort.
Die Einweihung der neuen Rampen und die Zukunft des Trashparks
Mein Besuchstag war ein ganz besonderer Tag für den Trashpark, denn gleich drei neu errichtete Rampen wurden nach der Bauphase eröffnet. Diese wurden im Juli innerhalb der Betonwoche von insgesamt 15 fleißigen Helfern in nur fünf Tagen hochgezogen. Danach musste der Beton einen Monat trocknen. Heute sollte es dann so weit sein, dass „Quarterpipe“, „Corner“ und „Chinabank“, die alle in Zusammenarbeit mit einem Rampenbauprofi und Fachfirmen entstanden, erstmals befahren und ausgiebig getestet werden können. Das waren jedoch sicher nicht die letzten Baumaßnahmen, denn noch während der Bauphase tüftelte das Team schon an neuen Ideen.
Mein Fazit: Ein Besuch lohnt sich
Ich muss gestehen, ich stand einmal in meinem Leben auf einem Skateboard und wäre sicher auch kein Naturtalent, aber einfach den Profis und Nachwuchstalenten bei ihren Tricks und spektakulären Abfahrten zuzusehen, macht richtig viel Spaß. Diverse Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen ein. Ich kann einen Besuch im Trashpark daher nur wärmsten empfehlen. Ob zum Zuzuschauen oder vielleicht um eine neue Sportart für sich zu entdecken – der Trashpark bietet dazu die idealen Bedingungen und das Engagement der „Bademeister“ ist mehr als bemerkenswert. Definitiv ein Vorbildcharakter dafür, was man mit Zusammenhalt und Einsatz alles erreichen kann.
Ach, und da wäre ja noch die Aufklärung des Teamnamens „Bademeister“. Der Wortwitz lehnt an einen ehemaligen Skater des Platzes an, der sich in einem entsprechend auffälligen „Bademeister“ Outfit präsentierte und den natürlich nicht ganz ernst gemeint Spitznamen erhielt. Dieser wurde von der Gruppe adaptiert und bezieht sich nun vor allem auf die Zuverlässigkeit und die Vorbildfunktion des Berufsbildes.
Euch hat der Beitrag gefallen? Dann schaut doch auch mal beim Gastbeitrag von Claudia vorbei, auch sie hat den Trashpark besucht: 5 alternative Orte in Wolfenbüttel, die Lessing gefallen hätten.
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