Der Exer: Seit 1992 vielfältige zivile Nutzungen

Seit 2 Jahren studiere ich* nun an der Ostfalia Hochschule und da das Sprachenzentrum ihre Kurse am Exer in Wolfenbüttel durchführt, bin ich fast jede Woche dort gewesen. Doch bei meinem letzten Besuch habe ich das neue Eingangsschild gesehen, wo ein Satz ganz besonders hervorsticht: „Seit 1992 vielfältige zivile Nutzungen“. Und genau dem möchte ich heute auf den Grund gehen und mir anschauen, was ich am Exer in meiner Freizeit erleben kann.

Haupttor des Exer Geländes © Cato Bohlens

Eintritt in eine eigene Welt

Nach einem Fahrradständer muss ich nicht lange suchen. Direkt am Haupttor wo besagtes Schild den Eingang markiert werde ich fündig. Wenige Sekunden später knie ich auf dem Kopfsteinpflaster und schreibe meine ersten Eindrücke in meinen College-Block. Plötzlich sagt eine mir bekannte Stimme „Na Cato, wieder viel zu tun?“. Sie gehört meiner ehemaligen Tanzpartnerin aus Jugendtagen die mit ihren zwei Hunden auf dem Weg zur großen Wiese ist. Als ich ihr von meinem Vorhaben erzähle, ist sie total begeistert und empfiehlt mir die große Wiese am Exer näher anzuschauen, wo wir uns früher beim Stars@NDR2 Festival zufällig getroffen haben. Über dieses Gespräch noch motivierter als vorher, mache ich mich auf den Weg auf das Gelände, welches bis 1992  nur Militärangehörigen vorbehalten war.

Erster Orientierungspunkt © Cato Bohlens

Kleines Tor, Große Wirkung

Direkt hinter dem Eingangstor zieht mich ein weiterer Torbogen immer wieder in seinen Bann. Wenn ihr  durch ihn durschaut könnt ihr bis zum ehemaligen Offiziers-Casino am anderen Ende des Geländes schauen. Ich selbst besuche dieses Gebäude regelmäßig um mir aus der darin eingerichteten Bibliothek Bücher für mein Studium auszuleihen. Da sich der Sommer schon angekündigt hat, wundert es mich nicht einige Picknickdecken samt jungen Leuten darauf über die Wiese verteilt zu sehen. Sie nutzen den großen Vorteil, dass sie innerhalb des Geländes vor dem Wind geschützt sind. Dieser würde nämlich auf der anderen Wiese ein gemütliches Picknick so ziemlich unmöglich machen. Dafür ergeben sich daraus andere Möglichkeiten, wie ich im weiteren Verlauf berichten werde.

Blick durch das Imposante Tor Richtung Bibliothek © Cato Bohlens

Symbiose aus alt und neu

Ich entschließe mich die Runde über das Gelände rechtsherum fortzusetzen. Mein Blick fällt zuerst auf die neu gebauten Studentenwohnheime. Mir gefällt sehr, dass sie an den Stil der historischen Gebäude angelehnt und trotzdem neu und zeitgemäß aussehen. Doch dann fällt mein Blick auf einen Niedrigseilgarten. Ausprobieren werde ich ihn wohl heute nicht mehr. Das liegt aber nur daran, dass bereits eine junge Familie verteilt über die verschiedenen Geräte Spaß hat, den ich nicht unterbrechen möchte.  Aber den merke ich mir auf jeden Fall für meinen nächsten Besuch, vielleicht habe ich ihn ja dann für mich alleine.

Niedrigseilgarten und Neubauten der Studierendenwohnheime © Cato Bohlens

Aufladung erwünscht

Ebenfalls etwas für die Zukunft ist die E-Zapfsäule die ich entdecke. Ich erinnere mich daran, dass in meiner Kindheit, als ich mit Freunden zum Spielen auf dem Gelände unterwegs war, eine alte Zapfsäule hier irgendwo gestanden hat. Doch statt Treibstoff für Panzer kann man hier nun Ökostrom in sein Fahrzeug tanken. Schade, dass ich kein Elektro-Auto habe. Aber wenn ich mal eins haben sollte, werde ich es hier aufladen lassen, während ich auf dem Gelände unterwegs bin.

E-Ladesäule statt Panzertankstelle © Cato Bohlens

Ab ins Grüne

Wenige Meter weiter gibt es etwas Verwunschenes zu entdecken. Der Waldgarten, welcher von Studierenden und ehemaligen der Hochschule gepflegt wird, lädt mich auf eine Expedition ein. Wie ich schnell merke lohnt es sich vom vorgegebenen Weg abzuweichen. Hinter den Büschen und Bäumen, die zu einem grünen Tunnel zusammen gewachsen sind, verstecken sich nicht nur Überbleibsel der Geschichte, sondern auch das blühende Leben.

Grüner Tunnel im Waldgarten © Cato Bohlens

Lautes Summen lockt mich zur Übersichtskarte des Waldgartens. Auf der Rückseite wird klar, was hier so viel Geräusche verursacht. Die Rückwand ist ein Insektenhotel, welches von zahlreichen Wildbienen dankend angenommen wird. Es verwundert mich nicht, dass sie sich hier wohl fühlen: Teil des Waldgartens sind zwei Streuobstwiesen, die von den Studierenden selbst angelegt wurden. Innerhalb der Gartenanlage befindet sich zu meiner Überraschung eine umzäunte Sportfläche mit Beach-Volleyballfeld und Körben für Basketball.

Das Herz des Waldgartens © Cato Bohlens

Leider habe ich gerade weder einen Ball noch ein Team dabei, aber auch diese Option merke ich mir für die Zukunft vor. Bevor ich den Waldgarten verlasse, sehe ich noch einige Hochbeete, die von Kindern bemalt wurden. Vielleicht von der angrenzenden Kita direkt neben an? Ich freue mich sehr, dass dieses kleine grüne Paradies nicht nur von den Tieren und Pflanzen gut angenommen wird, sondern auch Jung und Alt hier ihren Raum zum Wachsen finden. Wenn ihr den Exer besucht, solltet ihr auf jeden Fall den Waldgarten mit einplanen, für mich ist er der Höhepunkt dieses Ausflugs!

Basketball- und Beach-Volleyball Feld am Waldgarten © Cato Bohlens

Wind und Sport

Direkt an den Waldgarten grenzt die besagte Wiese, wo in den letzten Jahren das Stars@NDR2 Festival stattfand. Aber auch heute, ganz ohne Stars und Essensstände ist auf der Wiese viel los. Neben den Hundebesitzern und Familien die spazieren gehen, lassen mehrere Kinder gerade ihre Drachen steigen. Bei so viel Wind wie hier draußen weht, bietet sich das auch wirklich gut an. Aber wie ich mich an ein Gespräch mit einem Kommilitonen erinnere, ist diese Fläche ein idealer Ort zum Landkiten.

Die Große Wiese am Exer © Cato Bohlens

Gelegentlich finden hier Kinder-Kite Veranstaltungen von Brettsport.de statt und es soll auch möglich sein hier, als Ausgleich zum Alltag, Bogenschießen gehen zu können. Leider treffe ich heute keinen von beiden Gruppen an Sportinteressierten. Da das sicherlich nicht mein letzter Besuch ist, hoffe ich irgendwann mal jemanden von ihnen zu begegnen. Was ich auf jeden Fall auch sehe sind Kinder, die am Boden bleiben. Und zwar mit ihrem Fußball. Der hebt zwar auch hier und da mal ab, aber bleibt deutlich kürzer in der Luft als die farbenfrohen Drachen der Kinder am anderen Ende der Wiese.

Nicht nur Grün, sondern auch Gummi

Eine weitere große Fläche ist die unter Studierenden als „Teststrecke von wob-racing“ bekannte Asphaltfläche direkt vor der heutigen Bibliothek. Hier testen die Tüftler*innen der studentischen Vereinigung Wob Racing ihre selbstgebauten Rennwagen. Und damit sind keine Miniaturen gemeint, sondern lebensechte Gefährte mit Verbrennungsmotor. Ich erinnere mich auch noch in meiner Grundschulzeit hier bei einem Bus-Fahr-Training gewesen zu sein, wo meine Mitschüler*innen und ich auf die Gefahren im Schulbus sensibilisiert werden sollten. Nach den raschen Kurvenfahrten war uns allen klar, dass es besser ist sich im Bus festzuhalten. Das sind spannende Erinnerungen, aber ich denke im Alltag wird hier auf diesem Teil des Geländes nichts Aufregendes passieren. Aber dafür direkt daneben.

Testfläche von wob-racing und Bibliothek der Hochschule © Cato Bohlens

Leibliches Wohl am Exer

Denn nach dem ganzen Rumlaufen bin ich hungrig geworden. Zum Glück ist das Solferino No. 7 nicht weit. Leider habe ich nicht bedacht, dass sie am Wochenende geschlossen haben. Dennoch kann ich das Essen dort sehr empfehlen, da es mich schon durch die eine oder andere Vorlesung gebracht hat und immer wieder richtig lecker ist. Wer also dem Exer unter Woche einen Besuch abstattet, kann sich hier auf leckere Gerichte wie Flammkuchen oder Burger freuen.

Solferino No. 7 © Cato Bohlens

Direkt vor dem Gebäude und zwischen den Garagen des DRK befindet sich eine Boule-Bahn. Auch hier habe ich schon öfters Menschen gesehen mit denen man auch gut ins Gespräch kommt, wenn man zum Beispiel auf den Einlass zur Blutspende wartet.

Boule Bahn beim Solferino © Cato Bohlens

Auf ein baldiges Wiedersehen

Rundum hat mir dieser Ausflug sehr viel Freude bereitet. Ich habe neue Facetten des Geländes entdeckt und mich an schöne Momente aus meiner eigenen Vergangenheit erinnert. Wer den Anstieg auf den Hügel zu Fuß oder per Rad nicht scheut wird hier auf eine ganz neue Wolfenbüttel Erfahrung stoßen. Ich wünsche allen die es versuchen wollen ganz viel Spaß und bin gespannt was ihr hier noch für Schätze entdeckt. Und für diejenigen unter euch, die sich besonders für die Geschichte des Exer Geländes interessieren kann ich euch wärmstens empfehlen den Beitrag auf aboutcities.de von Andreas Molau anzuschauen.

*Wer ist eigentlich „ich“?
Der Beitrag wurde von Cato im Rahmen seines dreimonatigen Praktikums in der Tourismusabteilung der Stadt Wolfenbüttel verfasst.

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