Eine Stadt in der Adventszeit zu Besuchen ist irgendwie immer was besonderes. So auch in Wolfenbüttel. Wenn es bereits ab 16 Uhr dunkel wird und die Lichterketten die Lange Herzogstraße in ein glitzerndes Lichtermeer tauchen, herrscht eine tolle Stimmung. Natürlich lockt der Weihnachtsmarkt mit seinen Leckereien und obwohl es für viele eine stressige Zeit ist, geht es doch meistens sehr besinnlich zu in Wolfenbüttels Altstadt.

Wir haben heute ein paar Tipps für euch, was ihr bei einem Adventsbesuch in Wolfenbüttel unbedingt erleben solltet. Außerdem gibt es noch ein paar Infos, mit denen ihr beim Weihnachtsessen garantiert auftrumpfen könnt, oder wer von euch wusste, dass der amerikanische Weihnachtsbaum seinen Ursprung in Wolfenbüttel hat? Lest selbst!
Wie der Weihnachtsbaum nach Amerika kam
Auch wenn es sicherlich nicht erhoben ist, so glaube ich doch, dass die Amerikaner die ungekürten Weltmeister in Sachen Weihnachtsdeko sind. Und was gehört unbedingt dazu? Na klar, ein richtig schön geschmückter Weihnachtsbaum! Und was hat das jetzt mit Wolfenbüttel zu tun? Das war so:
Friederike Charlotte Louise Riedesel Freifrau zu Eisenbach, die Frau des Wolfenbütteler Generals Friedrich Adolph Riedesel reiste ihrem Mann 1777 mit den Kindern nach Amerika nach. Dieser befand sich mit seinen Truppen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der Engländer. Nach der Gefangenschaft begaben sich die Riedesel mit den Truppen bis zum Kriegsende 1783 nach Kanada. Eine dortige Quelle besagt, dass Friederike als erste Person einen Weihnachtsbaum aufgestellt hat. Verrückt, oder? Wer jetzt Lust auf weitere, beinah unglaubliche Geschichten über Wolfenbüttelerinnen und Wolfenbütteler bekommen hat, dem empfehle ich unsere Weihnachtsstadtführung oder das ganze Jahr eine der anderen Themenführungen (z. B. Tatorte rund historische Kriminalfälle). Die Tickets sind auch ein nettes Weihnachtsgeschenk unter dem Baum.

Weihnachtsladen Wolfenbüttel
Kennt ihr das? Ihr kommt in einen Laden und fühlt euch plötzlich wie in einer anderen Welt? Eben noch war ich in der Hektik der Vorweihnachtszeit gefangen, dann betrete ich den Weihnachtsladen der Vitrine in der Breiten Herzogstraße und von einer Sekunde auf die andere, bin ich tiefenentspannt. Als hätte mir jemand den Stecker gezogen. So geht es mir jedes Mal. Die Mitarbeiter strahlen eine Ruhe aus, die Hintergrundmusik stimmt mich auf Weihnachten ein und all die schönen Dinge um mich herum versetzen mich in Weihnachtsstimmung und Kauflaune.

Stellt ihr noch bunte Teller mit Nüssen und Mandarinen auf? Im Weihnachtsladen würde ich mir jedes Jahr am Liebsten einen neuen Weihnachtsteller kaufen. Dazu die passende Tischdeko, Kerzen, Backutensilien und vieles mehr. Meistens kann ich mich bremsen, aber nicht immer … Wenn ihr in der Adventszeit in Wolfenbüttel seid, dann schaut dort unbedingt mal rein. Und noch ein Tipp: An den Adventswochenenden findet ihr im Hinterhof der Vitrine einen der sieben Adventshöfe.
57. Friedenstanne aus Norwegen
In den frühen Morgenstunden des 12. November wurde schon fleißig auf dem Stadtmarkt gewerkelt: Die große Tanne für den Weihnachtsmarkt ist eingetroffen! Damit beginnen die Aufbauarbeiten für den Weihnachtsmarkt und wir können beobachten, wie dieser von Tag zu Tag langsam wächst.
Die große Tanne auf dem Stadtmarkt ist schon etwas Besonderes und dahinter verbirgt sich eine lange Tradition: Es handelt sich um eine Tanne, die jährlich von Norwegen nach Wolfenbüttel transportiert wird. Seit 1962 erleuchtet sie den Weihnachtsmarkt. Die etwa 14 Meter hohe Tanne stellt ein Symbol für Völkerverständigung und Frieden dar. Die Initiative für das jährliche Aufstellen geht auf befreundete Druidenlogen aus dem norwegischen Drammen und Wolfenbüttel zurück.
Besonders freue ich mich jedes Jahr auf den Moment, an dem die Friedenstanne aus Drammen durch die Druidenloge offiziell an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wolfenbüttel übergeben wird und die Tanne in ihrem Lichterglanz erstrahlen wird. Notiert euch den Termin: 1. Advent um 17 Uhr auf dem Wolfenbütteler Stadtmarkt!
Es ist ein Ros entsprungen
»Oh du Fröhliche«, »Stille Nacht«, »Es ist ein Ros entsprungen«, Weihnachtslieder gehören zur Weihnachtsstimmung einfach dazu. Letzteres Lied stammt, zumindest in Teilen, aus Wolfenbüttel. Aber wieso nur in Teilen? Das habe ich Winfried Elsner vom Michael Praetorius Collegium in Wolfenbüttel gefragt.
Michael Praetorius, Hofkapellmeister am Wolfenbütteler Hof, sammelte Kirchenlieder zu vielen Anlässen, wie auch Weihnachten. Winfried Elsner zeigt mir die Bücher, in welchen die Lieder abgedruckt sind, die Praetorius im Laufe seiner Arbeit gesammelt hat. Dort steht auch, wo deren Ursprung ist. Neben „Es ist ein Ros entsprungen“ steht „Catholisch“.

Das Lied muss ihm gefallen haben, nur die zweite Strophe war ihm wohl etwas „zu katholisch“. Also änderte er einfach Teile davon und komponierte dazu einen vierstimmigen Chorsatz. Damit fand das Lied Eingang in die protestantischen Gesangbücher. Warum es gerade dieses Lied war, dass so bekannt geworden ist, darüber lässt sich nur spekulieren.
Wie es klingt, wenn das Lied von einem Chor gesungen wird und weitere Erklärungen hört Ihr im Video:
Adventsmarkt – Kunsthandwerk in der Kommisse
In jedem Jahr freue ich mich auf einen Programmpunkt im Rahmen des Wolfenbütteler Weihnachtsmarktes ganz besonders: Bereits zum 14. Mal findet in der gemütlichen und stimmungsvollen Atmosphäre der Kommisse der diesjährige Adventsmarkt statt. Über 30 Hobby-Kunsthandwerker präsentieren dabei an allen vier Adventswochenenden ihre selbstgefertigten Prunkstücke im Foyer, im Saal und im Gewölbe. Von liebevoll gestaltetem Schmuck über kreative Holz- und Keramikarbeiten bis hin zu weihnachtlicher Dekoration und originellen Kerzengestecken ist alles dabei was das Käuferherz begehrt. Ich halte meine Augen gerne nach besonderen Weihnachtsgeschenken offen. Ein Besuch lohnt sich sogar öfter, denn die Aussteller wechseln an allen Wochenenden.

Besucher haben jeden Freitag von 15 bis 20 Uhr, jeden Samstag von 11 bis 20 Uhr und jeden Sonntag von 11 bis 18 Uhr die Möglichkeit im weihnachtlichen Ambiente zu stöbern. Ich kombiniere den Besuch gerne mit einem Bummel über den Weihnachtsmarkt in unmittelbarer Nähe, so können Schlemmen und Stöbern wunderbar miteinander kombiniert werden.
Lichterketten und Tannengrün
Gemütlich, weihnachtlich, besinnlich – die Atmosphäre zur Adventszeit in Wolfenbüttel ist etwas Besonderes. Dafür sorgen jedes Jahr hunderte geschmückte Tannen, leuchtende Lichterketten und Lichterbögen in den Fenstern des Rathauses.
Schon vor der Eröffnung des Weihnachtsmarktes sind dafür bereits zahlreiche fleißige Helfer in der Stadt unterwegs. Insgesamt werden rund 600 geschmückte Tannenbäume auf dem Stadtmarkt, in den Adventshöfen und in der Fußgängerzone aufgestellt. Auch die Bäume am Stadtmarkt und in der Okerstraße werden mit Lichterketten und glänzenden Kugeln weihnachtlich inszeniert.

Bereits Mitte November wird die Weihnachtsbeleuchtung in der Fußgängerzone aufgehängt. Seit über 20 Jahren sorgt Elektro Jäger mit einer selbstfahrenden Teleskoparbeitsbühne dabei für einen reibungslosen Ablauf. Die 2011 neu angeschafften LED-Lichtergirlanden leuchten noch bis zum 6. Januar täglich von 6 bis 9 und von 15 bis 22.30 Uhr. So macht das Besorgen der Weihnachtsgeschenke in der Fußgängerzone gleich doppelt so viel Spaß.
Neben den Lichterketten sorgen außerdem mehr als 400 Lichterbögen in den Fenstern des historischen Rathauses rund um den Stadtmarkt für Weihnachtsatmosphäre. Diese Tradition gibt es im Rathaus bereits seit über 20 Jahren. Nicht nur die Mitarbeiter des Rathauses sondern auch die Besucher der Stadt freuen sich über diese besondere Inszenierung.
Weihnachtsmarkt und Stadtführung
Unser Weihnachtsmarkt darf bei einem Besuch in der Adventszeit natürlich nicht fehlen. Schon das ganze Jahr freue ich mich darauf. Auf dem Stadtmarkt duftet es herrlich nach Schmalzkuchen, Glühwein und allerlei anderer Leckereien. In den liebevoll geschmückten Hütten entdecke ich individuelles Kunsthandwerk. Gerade an den Adventswochenenden freue ich mich auf einen Besuch des Weihnachtsmarktes, um die sieben Adventshöfe zu erkunden.

Für mich in jedem Jahr ein absolutes Muss: Hajo’s Feuerzangenbowle. Seit über 30 Jahren kann man die Feuerzangenbowle von Hajo schon auf unserem Wolfenbütteler Weihnachtsmarkt genießen. Über den ganzen Markt kann man schon das bimmeln der Glocke hören und dem darauffolgenden Ruf „Feuerzangenbowle“. Die Besucher antworten mit „Lecker, lecker, lecker!“ Spätestens jetzt merke ich, dass die Weihnachtszeit wirklich schon wieder angefangen hat. Habt ihr auf dem Dach den großen Kupferkessel entdeckt, aus dem es dampft und brodelt? Achtet mal darauf, immer mal wieder zischt daraus eine Flammensäule nach oben und bringt die Besucher zum Staunen.

Wusstet ihr eigentlich, dass der Film „Die Feuerzangenbowle“ von 1970 zu großen Teilen in Wolfenbüttel gedreht wurde? Unter anderem dienten das Standesamt, der Stadtmarkt und die Räume des Gymnasiums im Schloss als Filmkulisse. Schaut ihn euch dieses Jahr doch einfach mal an ;).
Wer die Feuerzangenbowle lieber zuhause genießt, findet hier ein Rezept.
Für alle, die ihren Weihnachtsmarktbesuch mit einer Stadtführung verbinden wollen, habe ich in der Adventszeit einen tollen Tipp. Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag um 11 Uhr gibt es die öffentliche Stadtführung als weihnachtlichen Rundgang. Zu der Führung bekommt ihr Gutscheine im Wert von 6 Euro für den Weihnachtsmarkt und einen Wolfenbüttel-Anstecker dazu.
Ein Gedanke zu “7 Gründe für Wolfenbüttel in der Adventszeit”