Krosse Bratkartoffeln. Wer bekommt da keinen Appetit? © Denver Künzer

Tief im Westen liegt… das »Waldhaus«

Tief im Westen, wo die Sonne verglüht … – da liegt in Wolfenbüttel das »Waldhaus«, ein Hotel und Restaurant mit Tradition. 

Im Waldhaus wird man gern Stammgast. © Denver Künzer
Im Waldhaus wird jeder gern Stammgast. © Denver Künzer

Bereits im Juli hatten wir wieder eine Essensverabredung.

Denver und ich treffen uns um 18 Uhr am Waldhaus auf der Adersheimer Straße. Er kommt mit seinen zwei Kindern, ich mit dem Fahrrad. Ein lauer Sommerabend liegt über Wolfenbüttel. Die Gäste sitzen schon gemütlich im Biergarten. 

Mit Kindern Essen zu gehen, kann eine Herausforderung sein. Vor allem mit acht und elf Jahren, denn da leuchtet es dem Nachwuchs, jedenfalls nach meiner Erfahrung, nicht unmittelbar ein, dass eine ausgedehnte Mahlzeit die Familie einige Zeit an den Tisch fesselt.

Jeanette Müller und ihr Team kümmern sich wirklich um die Kinder… © Denver Künzer
Jeanette Müller und ihr Team kümmern sich wirklich um die Kinder… © Denver Künzer

Vorfreude ist die beste Freude

Im »Waldhaus«, um das vorwegzunehmen, wird diese Situation erleichtert. Denn Jeanette Müller und ihre Mannschaft sind nicht nur zu den älteren Gästen freundlich und aufmerksam. Hier kümmert sich der Service engagiert um die Anliegen der Kinder.

Aber der Reihe nach. Ein Restaurantbesuch beginnt mit der Vorfreude. Denver, Maya und Finja kommen mir auf der Adersheimer entgegen, die Kinder mit dem Fahrrad, Denver zu Fuß ins Handy vertieft. Kinder könnten sich da gleich etwas anhören… Alle sind in guter Stimmung.

Denver stellt scharf… © Andreas Molau
Denver stellt scharf… © Andreas Molau

Stammgast im »Waldhaus«

Die Begrüßung im Restaurant fällt herzlich aus. Denver ist Stammgast – nicht nur, weil es in der Nähe liege, lacht Denver. »Hier haben wir uns von Anfang an wohlgefühlt«, freut er sich. Natürlich ist der Fotoapparat schon gezückt. Auf der aktuellen Karte ist sein Rauchbier im Angebot. Das muss festgehalten werden.

Wir nehmen im Wintergarten Platz, obwohl uns Jeanette Müller auch die Terrasse schmackhaft macht. Wir beraten ausführlich über die Platzordnung und ich darf dann, nach erstem Stühlerücken, neben Maya sitzen. Wer meint, sich nur mit Erwachsenen gut unterhalten zu können, irrt gewaltig.

Rustikal und modern zugleich. © Denver Künzer
Rustikal und modern zugleich. © Denver Künzer

Unschlüssig: Was sollen wir essen?

An diesem Abend lerne ich nicht nur Maya und Finja kennen, sondern auch noch Hasi, der regen Anteil am Gespräch nimmt. Hasi ist Mayas Begleitung und ein netter Zeitgenosse aus Stoff. Während Denver und ich ausgiebig unsere Karten studieren, sind die Kinder entschlussfreudiger. Die Kinderkarte bietet unter anderem Chicken-Nuggets mit Pommes an, und die sollen es tatsächlich auch sein.

Wir wägen, nicht ohne uns dem Vorwurf ausgesetzt zu sehen, die Ankunft des ersehnten Mahles hinauszuzögern. Die Karte solle immer eine gute Mischung sein aus saisonalen Produkten und Klassikern, verrät uns die Chefin, während sie Maya und Finja funktionierende Stifte und Malvorlagen überreicht. »Wir kochen frisch, und da kann es schon mal sein, dass etwas aus ist«, so Jeanette Müller.

Raffinierte Vorsuppe. Was verbirgt sich unter dem Kartoffelmantel? © Denver Künzer
Raffinierte Vorsuppe. Was verbirgt sich unter dem Kartoffelmantel? © Denver Künzer

Deftiges und Feines

Anfang Juli ist die Spargelsaison zu Ende, der Matjes läuft und Pfifferlinge oder gar Grünkohl sind nicht in Sicht. Nach der Bierbestellung, wir verständigen uns auf einen Digestif statt eines Aperitifs, soll uns erst einmal eine Vorsuppe kulinarisch in den Abend geleiten.

Denver nimmt eine Knoblauch-, ich eine Tomaten-Melonen-Suppe. Für Freunde italienischen Essens wird zum Beispiel auch ein Carpaccio vorweg angeboten. Zu allererst aber wird Baguette mit einer Knoblauchbutter gereicht. Sehr frisch, sehr lecker. Ich mag diese Art der Begrüßung wirklich gern. 

Krosse Bratkartoffeln. Wer bekommt da keinen Appetit? © Denver Künzer
Krosse Bratkartoffeln. Wer bekommt da keinen Appetit? © Denver Künzer

Sich Zeit nehmen und genießen

Sie zeigt, dass alle Beteiligten sich Zeit nehmen wollen. Auch Finja und Maya sind freundlich gestimmt, daddeln ein bisschen am Handy, aber beteiligen sich ebenso am Gespräch. Es ist ein angenehmer Abend. Im Wintergarten ist es heute genau richtig. Auf das Dach klopfen leise Regentropfen. Es ist nicht zu warm und nicht zu kalt.

»Ein bisschen mehr Knoblauch könnte drin sein«, scherzt Denver mit der Schwester der Chefin. Die ist, wie die Mutter von Jeanette Müller, mit im Team. Ein echter Familienbetrieb. Und das Beste, erklärt sie: »Wir verstehen uns alle richtig gut. Da hatte ich am Anfang Sorgen, aber wir ticken alle gleich.« Stolz ist sie auch auf ihr vierzehnköpfiges Gesamtteam, verrät sie uns.

Das Rumpsteak ist Sous-Vide gegart… © Denver Künzer
Das Rumpsteak ist Sous-Vide gegart… © Denver Künzer

»Ich mag es gern traditionell.«

Meine Tomaten-Melonen-Suppe, die mit einem im Kartoffelteig ummantelten Scampi garniert ist, schmeckt genauso lecker. Abgerundet ist die feine Vorsuppe mit einem grünen Pesto. Statt »normaler« Suppentasse gibt es eine Art Weckglas. Auch diesen Modetrend mag ich gern.

Zwischendurch, das ist nicht selbstverständlich, gibt es immer wieder frisches Brot. Denver würde das Restaurant als gutbürgerlich einstufen. Das sei für sie kein Schimpfwort, meint Jeanette Müller: »Ich mag es gern traditionell, auch wenn ich natürlich sagen muss, dass ich mich in den vielen Jahren dieses Berufs verändert habe.«

Das typische Kinderessen? © Denver Künzer
Das typische Kinderessen? © Denver Künzer

Schritt für Schritt Veränderungen

Als Praktikantin stieg sie in den Familienbetrieb ein. Der BIZ-Computer warf ihr zu Schulzeiten bei der Profilbildung den Gastrobereich aus. Das probierte sie und blieb dabei. Die Lehre sei kein Zuckerschlecken gewesen, gesteht die Restaurant- und Hotelfachfrau, die aus klein Dahlum stammt.

»Aber ich bin immer mit Herzblut dabei gewesen«, bekennt sie. Erst als Praktikantin, dann als Lehrling und Mitarbeiterin und schließlich übernahm sie das »Waldhaus«. Das war 2010. Danach konnte Jeanette Müller das umsetzen, was ihr für die Entwicklung des Betriebes am Herzen lag. Schritt für Schritt. »Wir können immer nur eins nach dem anderen verändern«, meint sie.

Gemütlichkeit wird im Waldhaus großgeschrieben… © Denver Künzer
Gemütlichkeit wird im Waldhaus großgeschrieben… © Denver Künzer

Die »Waldhaus« – Hauptspeisen

Inzwischen ist die Hauptspeise gekommen. Denver hat sich für ein Schnitzelgericht entschieden, ich für das Rumpsteak. Auf seinem Teller duften krosse Bratkartoffeln und es winkt ein Schnitzel mit Spiegelei. So wird das Gericht in Holstein gegessen. Die Gespräche verstummen, denn es schmeckt allen gut.

Zu meinem Rumpsteak, das Sous-vide [unter Vakuum] gegart ist, gibt es Rosmarin-Ofenkartoffeln mit einem Knoblauch-Dip und einen sommerlichen Salat mit einem leckeren Minzdressing. Das wirkt, finde ich, besonders frisch am Gaumen. Zum Rumpsteak wird eine pikante Melonensalsa gereicht. Alles ist gut aufeinander abgestimmt.

Beim Nachtisch schlagen die Kinder zu. © Denver Künzer
Beim Nachtisch schlagen die Kinder zu. © Denver Künzer

Satt und glücklich

Nach den zwei Gängen sind wir satt. Die Kinder sind schon beim Eis. Als Besonderheit des Hauses wird eine Kräuterlikörspezialität gereicht, im Reagenzglas, die auf den Namen »Dracula« hört. Der räumt auf. Denver ergänzt ihn mit einem Fernet nach, während ich mir zum Espresso einen Obstler gönne.

Die Kinder haben sich derweil am Boden ausgebreitet und spielen ausgelassen Ligretto. Denver und ich resümieren den Abend. Ich kann verstehen, dass er hier mit seiner Familie immer wieder gern hinkommt. Es gibt frisch gekochtes, schmackhaftes Essen in einer freundlichen Atmosphäre.

Jeanette Müller bringt den Dracula. Zum Wohl! © Denver Künzer
Jeanette Müller bringt den Dracula. Zum Wohl! © Denver Künzer

Ich fühle mich willkommen im »Waldhaus«

Und auch ich fühle mich als Gast hier im »Waldhaus« sofort willkommen und umsorgt. Tief im Westen, wo die Sonne verglüht … – da kann der Genussfreund in der Lessingstadt gern einkehren. Bei der Verabschiedung, es ist gerade 21 Uhr, ist der Biergarten noch voller geworden. Hierher werde ich auf alle Fälle einmal wiederkommen. 

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Das Waldhaus ist auch ein Hotel. Im Video sehr ihr, wie gut man dort übernachten kann.

Hier noch ein paar weitere Bilder von unserem Abend

Weitere Informationen über das Restaurant Waldhaus

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