Yvonne und Jens Kalweit vom Haushaltswarengeschäft Messer-Meyer.

»Messer Meyer«: Küchenkultur trifft Messer-Handwerk

Auf der Breiten Herzogstraße besuche ich heute Yvonne und Jens Kalweit. Sie führen gemeinsam das Geschäft Messer Meyer in Wolfenbüttel bereits in der 5. Generation und gestalten ihren Laden auch im Internetzeitalter attraktiv. Mit Erfolg…

Messer Meyer von außen.
Messer Meyer: Ein Geschäft mit Tradition. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Das sympathische Ehepaar begrüßt mich herzlich als ich neugierig das Geschäft betrete. »Bei uns gibt es viele tolle Produkte und natürlich auch Messer«, wird mir von Yvonne Kalweit lachend schon zu Beginn erklärt. Wir setzen uns mit ihrem Mann in die kleine, modern eingerichtete Küche. »Das ist unsere Besprechungsküche. Bei besserem Wetter hätten wir uns sonst auf die Besprechungsterrasse gesetzt«, ergänzt Jens Kalweit. Durch das Fenster kann ich auf eine kleine viereckige Terrasse gucken, die von der Hausmauer gesäumt wird.

Auf der ganzen Etage befindet sich das Schilderhaus von Jens Kalweit. »Eine Verbindung zwischen den beiden Firmen »Messer-Meyer« und »Schilderhaus« gibt es schon. Beispielsweise bieten wir unseren Kunden an, ihr Besteck individuell gravieren zu lassen. Die Gravuren werden von der Firma meines Mannes gemacht«, erläutert mir Yvonne Kalweit den Zusammenhang. Sie führt das Geschäft nun in der 5. Generation im Herzen Wolfenbüttels, und kann auf eine lande Firmengeschichte zurückblicken. Zwar hat sie schon als Kind bei den Eltern mitgeholfen oder Kunden die Tür aufgehalten, aber dass sie heute das Ladengeschäft leitet, war ihr früher noch nicht klar, denn ihr Lebensweg sah erst anders aus …

Bestecke können individuell graviert werden.
Bestecke können individuell graviert werden. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Der Weg ins Geschäft

Denn Yvonne Kalweit ist in der Lessingstadt aufgewachsen und lernte nach dem Abitur im Groß- und Außenhandel. Sie arbeitete damals in Braunschweig in größeren Dimensionen, erklärt sie mir, während ihre Blicke den kleinen Raum messen: »Ich habe dort einen Vertriebsinnendienst mit großen Büros geleitet. Dort wurden Geschäfte mit der ganzen Welt gemacht.« Bereits im Jahr 2000 deutet ihr Vater Jürgen Meyer an, dass er aus Altersgründen nicht mehr lange arbeiten will. Da sind dann die ersten Überlegungen aufgekommen, das Geschäft weiter zu führen und zu übernehmen. Jens Kalweit begeisterte sich vor allem für die Möglichkeit, durch die Geschäftsübernahme seiner Frau auch seinen Betrieb – das Schilderhaus – im Privathaus der Familie anzusiedeln. Denn obwohl er gebürtig aus Salzgitter-Thiede kommt, hat er seinen Lebensschwerpunkt schon damals in Wolfenbüttel gesehen.

Es gibt eine große Auswahl an Backutensilien im Verkaufsraum.
Lust zum Backen? © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Die Gründung von Messer Meyer Wolfenbüttel 1865

»Die räumliche Nähe zwischen Arbeit und Wohnen bietet für unser Familienleben große Vorteile. Wir können uns entspannter um unsere Tochter kümmern und für sie da sein«, sind sich die Eltern einig. »Allerdings gibt es auch ein paar Nachteile. Wenn wir wirklich abschalten wollen, müssen wir müssen raus«, räumt Yvonne Kalweit ein. Dann geht es am liebsten ans Wasser. Im Jahr 2009 wurde Yvonne Kalweit dann in dem Betrieb ihres Vaterseingearbeitet. Damit stellte sich in große Fußstapfen.

Im Juni 1865 legte Johann Christian Meyer den Grundstein des heutigen Geschäftshauses der Familie. Es war die Zeit, als Deutschland sich nach einer langen Durststrecke von Teilungen und inneren Streitigkeiten zu einem Reich einte. 2015 feierte Messer-Meyer sein stolzes 150-jähriges Betriebsjubiläum. Da hatte sie den Laden schon ganz übernommen. Anfänglich wurden bei Messer Meyer in Wolfenbüttel Säbel für die Artillerie geschliffen. Heute gibt es im Geschäft noch immer Messer und Scheren, aber auch eine ganze Menge andere Dinge für einen gut geführten Haushalt.

Die Zeit verändert das Geschäft

Im Laufe der Zeit veränderte sich der Betrieb. Für eine lange Zeit war das Handwerk der Kern des Geschäftes, erinnert sich Yvonne Kalweit in unserem Gespräch zurück. In ihrer Kindheit arbeiteten ihr Großvater und Vater noch mit Schleifblöcken an langen Messern. Diese Tradition nimmt die Inhaberin auf der Breiten Herzogstraße noch immer ernst. »Seitdem sich mein Vater zur Ruhe gesetzt hat, übernimmt die Schleifarbeiten eine erfahrene und kompetente Partnerfirma. Es gibt da zwar den einen oder anderen fliegenden Händler, der so etwas noch macht. Aber wir mussten schon oft feststellen, dass die Arbeiten oft ziemlich zweifelhaft sind«, sagt sie mir im Vertrauen.

Während des Wirtschaftsaufschwungs in den 50er Jahren sind dann mehr und mehr Haushaltswaren bei dem Sortiment von Messer-Meyer hinzugekommen. Bereits ihr Vater Jürgen hatte das Geschäft fast 40 Jahre geführt und immer weiterentwickelt. Aber als sie mit Ihrem Mann das Geschäft übernahm, war alles noch so wie in den 70er Jahren. »Alles war ein wenig in die Jahre gekommen und einige Produkte aus der Mode«, räumt Yvonne Kalweit ein. Ihr Mann, der gerne im Geschäft aushilft, wenn es nötig ist, erinnert sich: »In dieser Zeit sind trotzdem viele Kunden gerne ins Geschäft gekommen, denn bei Messer-Meyer wurde schon immer viel Wert auf Qualität und Beratung gelegt.«

Jens und Yvonne Kalweit haben aus Messer Meyer ein modernes Haushaltswarengeschäft gemacht.
Jens und Yvonne Kalweit haben aus Messer Meyer ein modernes Haushaltswarengeschäft gemacht. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Vermeintliche Schnäppchen

Ende 2016 renovierte die Familie dann das komplette Geschäft. Für die Geschäftsleute Kalweit ist klar, dass ein moderner Einzelhandel heute nur noch funktionieren kann, wenn sie Kunden etwas Besonderes bieten. Neben dem Fundus der handwerklichen Erfahrung setzte die Familie deswegen auf moderne Küchenkultur. »Da geht es um Funktionalität, aber natürlich auch um das Aussehen«, veranschaulicht mir Yvonne Kalweit. Gute Beratung ist aber immer noch das „A&O“: »Allein bei unserem Angebot an Pfannen gibt es so viele Arten und Beschichtungen.

Unsere Kunden überlegen sich mit unserer Hilfe genau – Was brauche ich? Welche nehme ich? Denn am Ende sind zwei oder drei gute Pfannen sind besser und vor allem kostengünstiger als manches Pfannenset im Angebot aus dem Internet.  Oft stelle ich fest, dass wir nicht teurer sind als „große“ Anbieter, die angeblich das tolle Schnäppchen haben«, veranschaulicht mir die junge Inhaberin. Sie verteufelt das Internet nicht, denn Messer-Meyer hat selbst eine ansprechende, moderne Internetseite.

Gute Töpfe und Pfannen machen sich bezahlt.
Gute Töpfe und Pfannen machen sich bezahlt. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Beratung statt Internet

»Ich sehe das bei Freunden und auch bei mir selbst. Wie oft werden gekaufte Artikel aus dem Internet wieder zurückgeschickt, weil sie so ganz und gar nicht den eignen Vorstellungen entsprechen«, sagt sie. Für ihr Fachgeschäft bedeutet es dagegen: Persönlicher Kundenkontakt und da zu sein, auch wenn es Probleme gibt. Wie dieser Service aussieht, kann ich gleich im Anschluss unseres Gesprächs sehen. Ich stöbere im erstaunlich großen Angebot: Es gibt tolle Bestecke, Messer, Töpfe, Pfannen, Isolierkannen, aber auch die ganze Breite des WMF Koch- und Backangebots. Währenddessen kommt eine Kundin mit einer Kindertrinkflasche, die kaputt ist. Da es sich um ein Geschenk handelt, kann sie keine Quittung vorlegen. Im Kundengespräch hat Yvonne Kalweit gleich einen persönlichen Bezug gefunden, denn als Mutter einer siebenjährigen Tochter kennt sie das Problem. Sie wälzt gemeinsam mit der Kundin einen Katalog und sucht nach Ersatzteilen.

Großes Angebot bei Messer Meyer

In der Zwischenzeit fotografiere ich in Ruhe: Victoronox, WMF, Zwilling, Alfi, Silit und Güde-Messer. Erstaunlich, was ich hier in diesem freundlichen Ambiente auf überschaubarem Raum finde, ohne dass der Laden überfrachtet erscheint. Am Ende meines Besuches werde ich selbst fündig. Meine sämtlichen Nagelscheren – preiswerte Produkte einer großen Drogeriekette – sind zerschlissen. Nach einer kurzen Nachfrage bekomme ich gleich vier passende Produkte auf den Verkaufstresen gelegt – mit Erklärungen und der Versicherung, dass diese Produkte sich natürlich reparieren ließen. Ich überschlage die Kosten, die ich bereits mit meinen »Einwegprodukten« hatte und bin rasch mit mir einig, dass sich die höheren Investitionskosten rechnen.

Bei unserer Verabschiedung reden wir noch über neue Ideen. Yvonne Kalweit wünscht sich mehr Kooperationen mit anderen Einzelhändlern in Wolfenbüttel: »Gute Kochbücher gibt es zum Beispiel bei Steuber. Die Ausstattung zum Kochen der leckeren Gerichte gibt es hier bei uns. Ich wünsche mir durch gegenseitige Querverweise noch stärker auf uns Wolfenbütteler Einzelhändler aufmerksam zu machen«, versichert mir Yvonne Kalweit nachdrücklich. Den Standort Wolfenbüttel möchte sie nicht schlechtgeredet wissen: »Jeder kann hier gut leben. Das müssen wir den Menschen erklären und selbst immer wieder positiv ausstrahlen.« Als ich das Geschäft verlasse bin ich mir ziemlich sicher – mit Unternehmern wie Yvonne und Jens Kalweit, die etwas wagen und handeln, gelingt die Zukunft für unsere Stadt.

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