Seit 18 Jahren verwöhnt Jörn Zeisbrich die Menschen in der Region mit Feinkost, edlen Bränden, Likören und natürlich mit Wein. Heute treffe ich mich mit dem engagierten Inhaber von Barrique in der Fußgängerzone von Wolfenbüttel.
Ein Freitagnachmittag im Sommer – die Lange ist voll. Vor Seeliger sind alle Bänke besetzt. Alt und Jung lassen die Passanten an sich vorbeiströmen. Die Atmosphäre ist lebendig, ohne hektisch zu sein. Ich bin mit Jörn Zeisbrich in seinem Barrique-Geschäft auf der Langen Herzogstraße 58 verabredet. Hausnummern sind auf der Einkaufsmeile in Wolfenbüttel aber »Schall und Rauch«. Sollte wirklich jemand nicht wissen, wo sich das kleine Feinkost- und Weingeschäft befindet, dann orientieren sich Ortsunkundige eher an den Hinweisen zu den umliegenden Nachbargeschäften. Weil der Laden klein und gemütlich ist, verlegt Jörn Zeisbrich einen Teil seines Angebots in der Regel nach draußen. Vor seiner Eingangstür stehen dann kleine Geschenke, Pasta oder im Frühherbst ein großer Ballon mit jungem, gärigem Wein: Federweißer. Zu verfehlen ist er also nicht.
Die offene Weinprobe
Inhaber Jörn Zeisbrich erwartet mich bereits. Egal, wann ich ihn treffe, er ist immer guter Dinge; fröhlich, mit einem lockeren Spruch auf den Lippen. Mit einem Teller in der Hand schaut er auf eine Galerie von Holztischen, die er vor seinem Laden aufgebaut hat. Einfache Bänke stehen davor. Auf den Tischen warten bereits frische Gläser darauf, durstige Kehlen zu erfreuen. »Wir haben ja jetzt an jedem ersten Freitag und Samstag im Monat eine offene Weinprobe«, erinnert er mich während wir uns für einen Augenblick auf eine der Bänke setzen. Auf dem Käseteller, den er vor uns abstellt, sind verschiedene Sorten lecker präsentiert und laden zum Vernaschen ein. Im Geschäft richten seine Mitarbeiter zwischenzeitlich weitere Köstlichkeiten her. Und weil eben bei Barrique Wolfenbüttel nicht so viel Platz ist, wird rasch etwas beiseite geräumt und stattdessen Teller dorthin gestellt, bevor sie nach draußen gebracht werden.
»Dann biete ich eben mehr an…«
Während Jörn Zeisbrich mir diese neue Idee erklärt, fragt er mich als guter Gastgeber, ob ich ein Glas Grauen Burgunder probieren möchte. Selbstverständlich probiere ich. »Das ist für mich eigentlich schon ein Prinzip. Jeder Kunde, der in oder vor meinem Laden wartet, der soll auch etwas kosten dürfen«, verrät mir der Whiskyfreund. Das sei ja gerade der Vorteil, den sein Laden habe. »Natürlich weiß ich, dass immer mehr Menschen im Internet bequem ihre Weine und Feinkost bestellen«, räumt er ein. Aber klagen ist nicht so seine Sache. Entwicklungen wie diese nimmt er zur Kenntnis und zieht Konsequenzen für sich daraus: »Wenn online der Service einer bequemen Bestellung angeboten wird, dann biete ich eben einfach mehr an«.
Probieren geht bei Barrique in Wolfenbüttel immer
Und das Probieren von leckeren Produkten, die ich mir gut gelaunt aus der Stadt mit nach Hause nehme, kann mir das Internet schließlich nicht bieten. Deshalb soll der Einkauf bei Barrique Wolfenbüttel auch ein Erlebnis und Genuss sein. Produkte, wie Essig oder Öl, die vom Kunden nicht im Laden probiert werden, können in kleinen Probiergrößen mitgenommen werden. »Wir füllen alles ab und um. Denn das alte Milchkannenprinzip ist ja ohnehin unser Motto«, erklärt er mir. Milchkannenprinzip heißt: Spirituosen, Öle oder Essig lagern in großen Glasballons und können von dort individuell und je nach Bedarf abgefüllt werden. »So etwas haben wir schon gemacht, als die Diskussion um Verpackungen und Nachhaltigkeit noch gar nicht in dieser Weise geführt worden ist«, gibt Jörn Zeisbrich zu bedenken.
Während wir beide Wein und Käse genießen, erzählt er von den Anfängen seines Projektes, das sogar Kunden aus Braunschweig in die Lessingstadt lockt. Eigentlich war ihm immer klar gewesen, dass er etwas mit Einzelhandel und Kulinarik machen wollte. Seine Lehre, das Studium der Sozialwissenschaften und seine Zeit als Fußballer in der Landesliga, waren dabei Etappen auf dem Weg zu seinem Geschäft. Im letzten Jahr ist es volljährig geworden und feierte seinen 18. Geburtstag.
Verlässlicher Partner
Dass er mit dem Franchise-Anbieter in Groß Lobke einen so guten und verlässlichen Partner gefunden hat, stellt sich heute als Glücksfall heraus. »Ich hatte zuerst gedacht, dass ich das auch ganz allein schaffen würde. Aber eine so große Auswahl an Produkten in dieser guten Qualität, das ist für einen einzelnen schwer zu organisieren«, erklärt er. Barrique lasse ihm auf der einen Seite viel Freiheit, schaffe aber auf der anderen Seite eine Zuverlässigkeit. Auf dieser Grundlage arbeitet er seit Jahren erfolgreich. »Allein die regelmäßigen Fortbildungen für mich und meine Mitarbeiter sind wichtig, damit wir immer am Ball bleiben«, sagt er mir. Und am Ball zu bleiben, sei gerade in einer Stadt wie Wolfenbüttel wichtig. »Natürlich haben der Wegfall des Hertie-Kaufhauses und das neue Kaufverhalten der Kunden das Arbeiten verändert. Es kommen einfach weniger Menschen in die Stadt als früher«, erklärt er. Aber darauf müsse er eben reagieren.
Die Innenstadt beleben
Deswegen überlegt sich Jörn Zeisbrich ständig neue Aktionen. Das ist ihm schon vor Jahren mit seinen Fassabfüll-Partys und anderen Themenabenden gelungen. Interessierte Kunden können sich dabei einen Anteil an einem Fass Rum oder Whisky sichern. Das Fass reift noch ein Jahr in guter Wolfenbütteler Luft und wird dann als großes Ereignis an die Fassbesitzer verteilt. Bei dieser Gelegenheit wird mit leckerem Essen und guter Musik gefeiert, und die Lange verwandelt sich auch außerhalb von Stadtfesten und Ladenschluss zu einer echten »Partymeile«. Besonders in den kühleren Monaten kombiniert Barrique dieses Angebot mit Veranstaltungen und stellt bestimmte Weine oder andere Genussthemen vor. Whisky-, Rum- oder Salatabende – das sind beliebte Themen. Zu seinen Veranstaltungen lädt Jörn Zeisbrich über Facebook und die örtlichen Medien ein. Und immer mit Erfolg, denn seine Aktionen sind immer rappelvoll. »Wenn die Kalender rauskommen, sollte sich jeder Teilnehmer schon früh bei uns anmelden«, rät er lachend.
Whisky aus Wolfenbüttel
Schließlich hat Jörn Zeisbrich vor nunmehr zwei Jahren eine neue Stufe seiner kulinarischen Rakete gezündet. In Winnigstedt hat er einen Hof erworben, auf dem alle Vorbereitungen laufen, um dort einen echten Lessingstädter Whisky herzustellen. Neben seiner ausfüllenden Tätigkeit im Geschäft hatte er sich in Universitäten und mit dem Besuch von zahlreichen Brennereien in den letzten Jahren in die Kunst des Brennens unterweisen lassen. »So eine original Wolfenbütteler Spezialität ist für die Kundenbindung wichtig. Und – so hoffe ich – wird damit gezeigt, was in dieser tollen Stadt steckt«, schwärmt er hoffnungsvoll.
Deswegen sucht er schon seit einiger Zeit Mitarbeiter, die ihn im Ladengeschäft vertreten können. Denn im Moment ist Jörn Zeisbrich allgegenwertig. Inzwischen sind die Tische bereits gedeckt. In einer halben Stunde wird der »Genussclub Wolfenbüttel« mit seinen Freunden und Mitglieder zur »Offenen Weinprobe« kommen. »Es ist wirklich schön, dass die Stadt sich mehr und mehr zum Genusszentrum der Region entwickelt. Gern leisten wir dazu auch unseren Beitrag«, meint Jörn Zeisbrich, während er einem Passanten anspricht und ihm seinen Rat zu einem passenden Wein für einen gemütlichen Grillabend gibt.
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