Blau und weiß sind die griechischen Farben, wie der Himmel. Denver und ich besuchen drei Restaurants in Wolfenbüttel, in denen die Küche Hellas‘ angeboten wird: das Rhodos, das Odysseus und schließlich das Elena.
Drei Restaurants in vier Tagen
Ein bisschen erinnert mich das Vorhaben an unseren Kneipencluster. Statt eines Abends und sechs Kneipen, sind es diesmal aber nur drei Restaurants. Genauer gesagt drei Griechen. Aber in vier Tagen.
Freitag geht es mit dem Rhodos los, das seit November in den Räumen des Steakhauses Smedien zu finden ist. Sonntag starten wir, wie der kluge und listenreiche griechische Held, nach Halchter zum Odysseus. Schließlich ist Montag das Elena dran.
1. Station: Griechisches Restaurant – Rhodos
Grillgenuss im Rhodos
Das Rhodos: Es ist Freitag, ein typischer »Essengehtag«. Denver hat noch in seinem Laden zu tun. Ich habe schon etwas mehr Luft. Also bereite mich mental auf den Restaurantbesuch vor und schaue die Karte an.
Vorher hatte ich mit Yousef Darouiche telefoniert. Er freue sich auf den Besuch. Natürlich würde er auch gern am Abend mit uns sprechen. Aber Freitag könne es schon voll werden. Dann würde sein Sohn für uns zur Verfügung stehen.
Begrüßung an der Theke
Tatsächlich begrüßt er uns schließlich an der langen Theke, an der ich früher im Smedien schon so manches Absackerbier getrunken habe. Der Laden ist rappelvoll. Darek Darouiche führt uns durch die Tische zu unserem Platz.
Das Rhodos birgt eine Geschichte, die man nicht schöner erfinden könnte. Diese Insel im Mittelmeer repräsentiert in positiver Weise das, was unsere Zeit ausmacht. Über die Jahrhunderte überschnitten sich im Mittelmeer die verschiedenen Kulturen.
Genuss kennt keine Grenzen
Die antike griechische und römischen Kultur ging der langen Zeit osmanischen und arabischen Einflusses voraus. Trotzdem war es immer so, dass die Menschen neben den furchtbaren Kriegen Kultur schufen und verbreiteten, auch Esskultur.
Da gab es griechische und römische Feldherren, die Spezialitäten mit ihren Köchen zurück in die Heimat brachten und mit den eigenen Rezepten mischten. Stattdessen machen das heute gottlob Zivilisten. Yousef Darouiche ist Syrer, der in Deutschland heimisch geworden ist.
Die Liebe zum Kochen
Und er liebt die griechische Küche, liebt das Kochen überhaupt, wie wir nach dem Essen erfahren, als er sich doch noch einmal aus dem Trubel des Küchendampfes zu uns an den Tisch gesellt und seine Geschichte erzählt.
Vorher hatte er uns seine Gerichte auf den Tisch gezaubert. Denn wir wollten uns wieder überraschen lassen. Das sollte man in Restaurants viel häufiger tun, um sich aus dem gewohnten Trott zu bringen. Einfach mal sehen, was kommt.
Denver setzt eine Suppe in Szene
Vorweg gibt es Tomatensuppe, die Yousef Darouiche mit seiner Küchenmannschaft auf seine Weise zubereitet: mit ein bisschen Fleisch und griechischen Nudeln. Sie hat eine angenehme Schärfe und wärmt. Das ist an einem kalten Tag genau das Richtige.
Eine Suppe zu fotografieren, ist so leicht nicht. Aber wie ich mich sofort am Display des Fotoapparates versichern kann: Denver meistert auch diese Aufgabe. Dann sind wir gespannt, was weiter kommen wird. Darek verspricht uns, sein Vater habe sich etwas überlegt.
Zwei in eins
Die Überraschung gelingt. Der leidenschaftliche Koch hatte sich nach der Übernahme des Smedien vorgenommen, die griechische Küche und das Steakhauselement miteinander zu vereinen. Dass gelingt ihm an diesem Abend.
Auf unserem Tisch stehen zwei dampfende Grillplatten. Neben zwei verschiedenen Sorten Rindfleisch wartet ein gut gegrilltes Lammstück auf uns. Dazu gibt es Auberginen und knusprige Kartoffelecken mit einem Dip.
Alles auf den Punkt
Alles ist auf den Punkt gegart und lecker. Die neue Union »Griechisch + Steakhaus« ist absolut gelungen. Wir trinken unser frisch gezapftes Guinness dazu und genießen diesen kulinarischen Abend in vollen Zügen.
Youssef Darouiche ist ein Gastgeber, für den das Kulinarische eine Passion ist. Nebenher plaudern wir über seine Schulzeit in Wolfenbüttel, über die ersten gastronomischen Gehversuche und seine Pläne. Danach machen wir uns zufrieden nach Hause auf.
2. Station: Griechisches Restaurant – Odysseus
Auf nach Halchter
Das Odysseus. Man muss in Wolfenbüttel nicht lange umherirren, um diese gastronomische Legende in Halchter zu entdecken. Denn das Lokal gibt es an diesem Ort schon seit 1978. Möglicherweise war es als Kind mein erster »Grieche«.
Pantelis Avramidis erzählt mit einem Schmunzeln die Geschichte des Lokales, während er am Empfang die Gäste wie ein Dirigent begrüßt und an ihre Plätze weist – nicht ohne zwischendurch eine augenzwinkernde Bemerkung zu machen.
Früh am Abend
Wir sind heute früh dran – es ist 17.30 Uhr. Ich hätte nicht gedacht, dass um diese Zeit so viele Menschen kommen würden. Die Gäste sind junge Familien, ältere Ehepaare. Denn sie alle wollen ein unkompliziertes Essen in gastlicher Atmosphäre genießen.
Das bietet das Odysseus. Es wird, wie die meisten mediterranen Lokale, als Familienrestaurant geführt. »Ich bin nur der zweite Chef«, lächelt Pantelis. Sein Bruder Georgios, der der Herr der Küche ist, sei die eigentliche Nummer eins.
Sehnsucht nach dem Süden
Damals, 1978, habe Halchter nicht zu Wolfenbüttel gehört, erinnert sich Pantelis. Vorher war sein Vater 1962 als »Gastarbeiter« mit der Familie nach Deutschland gekommen. Wie viele in seiner Generation habe man schnell bemerkt, welche Möglichkeiten es hier gibt.
Die Deutschen lieben seit jeher den Süden. Dementsprechend gründete ein Onkel in Hannover eines der ersten griechischen Restaurants. Udo Jürgens hatte 1974 nach einem Urlaub in Rhodos den »Griechischen Wein« melancholisch besungen.
Geschichten und Genuss
Bis heute intonieren wir generationenübergreifend zu fortgerückter Stunde das Lied vom Wirtshaus in den Vorstadtstraßen, in dem Musik erklingt, die fremd und südlich ist. Wo erzählt wird von grünen Hügeln, Meer und Wind, von alten Häusern und jungen Frauen.
Das Odysseus ist so ein Ort, und die dunklen Augen von Pantelis erzählen diese Geschichten. An diesem Abend serviert er uns eine gemischte Vorspeisenplatte mit Meeresfrüchten, griechischen Cremes, Käse, Weinblätter, Tsatsiki.
Das Essen genießen
Alles geht reibungslos und schnell. Vom gegenüberliegenden Tisch lobt eine junge Mutter die Saucen des Hauses. Dass man nicht so lange auf sein Essen warten müsse, sei ein echter Vorteil mit Kind, berichtet sie.
Also müssen wir nicht lange warten, bis Denvers Leber kommt. Ich habe klassisches Gyros mit Pommes frites bestellt. Wir essen uns satt. Schließlich hat Pantelis bei der Verabschiedung noch ein Geschenk für uns.
Abschied in guter Stimmung
Er hat zwei Flaschen Wein aus dem Keller geholt. »Die sind aus unserem Dorf«, schwärmt er. »Griechischer Wein, ist so wie das Blut der Erde«. Während ich meine Erinnerungen an diesen Abend notiere, trinke ich vom tiefroten Syrah, den er mir geschenkt hat.
3. Station: Griechisches Restaurant – Elena
Klein aber fein
Das Elena: Montags haben viele Restaurants geschlossen. Auf der Doktor-Heinrich-Jasper-Straße, schräg gegenüber von der Altstadtbäckerei Richter, ist das anders. Da ist der Tisch auch am sauren Wochenanfang für die Gäste gedeckt.
Im frisch renovierten kleinen, aber feinen Lokal erwarten uns liebe Gastgeber. Merima Bislimi, Panajotis Tzimas und sein Vater Vyron hatten eigentlich an diesem Abend eine größere Gruppe auf dem Zettel. Allerdings musste die aus Krankheitsgründen absagen.
Herzlichkeit und Wärme
Das Pech der kleinen kulinarischen Mannschaft des Elenas ist unser Glück. Denn wir haben viel Zeit, nicht nur für die leckeren Speisen, sondern auch, um überaus nette Menschen kennenzulernen.
Reinhard Mey erzählte einmal in einem Konzert von seiner Verlobung, die er auf einer Tour gefeiert habe. Er schwärmte von einem Griechen, der die ganze Tourmannschaft an diesem Abend bewirtet hatte, von der Herzlichkeit und Wärme.
Begrüßung mit einem Ouzo
Ganz so stelle ich mir das im Elena vor. Wir sind früh da und sitzen vor dem Essen noch ein bisschen zusammen. Unterdessen begrüßt uns Merima als charmante Gastgeberin und versorgt uns gleich mit einem Ouzo.
Während der Vater Vyron schon in der Küche werkelt, setzt sich der Juniorchef mit seiner Lebenspartnerin mit uns zusammen. »Wir haben uns hier im Restaurant kennengelernt«, strahlt Merima und Panajotis wirkt fast ein bisschen schüchtern.
Wie sieht ein typischer Grieche aus?
Er ist so gar nicht der Typ, den ich mir unter einem Griechen vorstelle. Jedenfalls, was die Klischees in meinem Kopf angeht. Stattdessen wirkt der groß gewachsene sympathische Mann auf uns eher wie ein Wikinger. Allerdings ist nur die Statur so.
Wenn er über das Restaurant spricht, über seine Geschichte und die seiner Familie, dann wirkt er sehr empathisch und sensibel. Auch sein Vater sei in der ersten Stunde nach Deutschland gekommen, um sein Glück zu suchen.
Das Elena ist das typische Stammlokal
Aus der Landwirtschaft kommend, verschlug es ihn bald in die Gastronomie nach Salzgitter. »Wir lernen hier in der Küche voneinander«, erklärt der Sohn. »Mein Papa hat alles in seiner Restaurantarbeit gelernt – beim Tun – und ich verdanke ihm alles«.
Das Elena ist ein richtiger Familienbetrieb. Vyron Tzimas ist auch für die Stammgäste »Papa«. Und mit Merima wirken alle wie eine Mannschaft. Der Ton ist herzlich. Die Stimmung gut. Wir fühlen uns wohl.
Die Qualität der Lebensmittel muss stimmen
»Ich kann mir eigentlich gar nichts anderes Vorstellen, als in der Gastronomie zu arbeiten«, erzählt Panajotis. Das fange bei der Auswahl der Lebensmittel aus. Folgerichtig achtet er auf frische, regionale Produkte.
»Egal ob Gemüse oder Fleisch. Wenn die Qualität nicht stimmt, dann merkst Du das sofort auf dem Teller.« Auch die Gäste würden das schmecken. Wenn die zufrieden seien, sei das der größte Lohn für ihn.
Das Elena hat viel zu bieten
Das Elena hat wirklich einiges zu bieten. Als Treffpunkt in der Auguststadt gebe es viele Stammkunden, erzählen mir die beiden. »Ein Gast kommt fast jeden Abend«, freut sich Merima, die den freundschaftlichen Umgang mit den Menschen liebt.
Nebenher haben die beiden nach der Renovierung des Restaurants gleich die erste Etage ausgebaut. Deshalb können hier inzwischen Familien- oder Firmenfeiern stattfinden.
Wein und Bier
Die Atmosphäre der Gasträume ist frisch und modern. Dementsprechend kommt auch die Küche daher. Als erste Vorspeise bekommen wir geröstetes Brot, Tsaziki und Saganaki, überbackenen Schafskäse. Alles ist lecker.
Denver nimmt ein Bier – das griechische »Mythos« ist gerade an diesem Abend aus, laufe aber sonst prima. Stattdessen halte ich mich an Wein. Zunächst gibt es einen Roten, dann probiere ich den Hausretsina. Besonders Letzterer hat es mir seit einiger Zeit angetan.
Ein echtes Herzensprojekt
Das Harzige dieses Rebsaftes ist zunächst ein bisschen fremd. Dann wirkt es wirklich erfrischend und passt wunderbar zum Essen. Zwischen den Gängen kommen die beiden immer wieder an den Tisch und berichten über ihr Herzensprojekt.
Da ist der erfolgreiche Bringdienst, der sich seit einiger Zeit etabliert hat. Auch Feiern zu Hause versorgt die Küche rund um Papa, der an diesem Abend wirklich zaubert. Nach der Vorspeise kommt ein echter Hammer.
Ein Traum von einem Lammragout
Spaghetti mit einem Ragout aus Lammkeule. Denver und ich rätseln nach dem Geheimnis dieser grandiosen Sauce. »So etwas stellen sich viele gar nicht unter griechischem Essen vor«, lacht Panajotis.
Denn neben den Gyros-und Souflaki Klassikern, die wir auch noch probieren dürfen, könne die Küche auf Nachfrage genauso andere Spezialitäten zubereiten. Zum Beispiel Moussaka oder Tigaria Lemonati.
Ein kulinarischer Nachschlag
Letzteres müssen, ja dürfen wir am Ende probieren. Die Filetspitzen werden scharf in Olivenöl angebraten und mit Retsina und Zitronensaft abgelöscht. Dieses Gericht ist so frisch und gleichzeitig herzhaft, dass wir bedauern, aufhören zu müssen.
Denn ein kleines Schokoküchlein und Eis warten noch nebst einem Mokka. Wie sagte Merima am Anfang des Gesprächs: Man käme im Elena als Gast und ginge als Freund. Bei der Verabschiedung fühlen wir: Das trifft es genau.
Unser Fazit
Unser Fazit: Das kulinarische Griechenlandwochenende hat sich wirklich gelohnt. Ganz verschieden vom Charakter sind diese drei Restaurants – das Rhodos, Odysseus und Elena. Alle drei sind den Besuch wert. Wir freuen uns auch hier auf ein Wiedersehen.
Weitere Informationen über das Rhodos:
Adresse: Neuer Weg 66, 38302 Wolfenbüttel
Telefon: 05331 – 31535
Internetadresse des Rhodos.
Weitere Informationen über das Odysseus:
Adresse: Harzburg Straße 23, 38304 Wolfenbüttel
Telefon: 05331 – 69507
Internetadresse des Odysseus.
Weitere Informationen über das Elena:
Adresse: Dr-Heinrich-Jasper-Straße 58, 38304 Wolfenbüttel
Telefon: 05331 – 9083434
Internetadresse des Elena.