Vielfältiges Produktangebot des Weltladens. Auf einem großen Monitor wird die Faire Woche angekündigt.

Fair Einkaufen in Wolfenbüttels Altstadt

Ich möchte euch heute zeigen, dass Wolfenbüttel nicht nur historisch, sondern auch in Sachen Fairness und Nachhaltigkeit einiges zu bieten hat. Denn wusstet ihr schon, dass Wolfenbüttel mittlerweile seit 2019 stolze Fairtrade Stadt ist? Nicht, weil hier alles perfekt läuft, sondern weil wir uns bewusst auf den Weg gemacht haben. Das bedeutet, dass sich hier viele Menschen – von der Stadtverwaltung über Ehrenamtliche bis hin zu Ladenbesitzern und Gastronomen – dafür einsetzen, den fairen Handel zu unterstützen und sichtbarer zu machen. Natürlich: Nicht jeder Laden ist komplett fair. Aber wenn ein Café fair gehandelten Kaffee anbietet oder ein Modegeschäft faire Labels ins Sortiment holt, dann ist das ein wichtiger Schritt. Und genau darum geht es.

Die Bewegung des Fairen Handels teilt die Vision einer Welt, in der sich Handelsstrukturen und –praktiken an Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und nachhaltiger Entwicklung orientieren, so dass alle Menschen durch ihre Arbeit einen angemessenen und würdigen Lebensunterhalt aufrechterhalten und ihr Potenzial voll entfalten können. (Vision aus der Internationalen Charta des Fairen Handels 2018_FH-Charta_Deutsch.pdf)

Verkaufsregal mit Deko-Artikeln und einem Schild: Kaufe fair. Verändere den Welthandel.
Motto im Weltladen.

Also, schnappt euch einen Kaffee (am besten fair gehandelt) und begleitet mich auf einem kleinen Bummel durch Wolfenbüttels Innenstadt. Ich konzentriere mich dabei ganz auf die inhabergeführten Schätze, denn die machen den Charme unserer Stadt ja schließlich aus. Dass ihr in Wolfenbüttel auch in vielen Supermärkten oder Drogerien Produkte mit Fairtrade Siegel bekommt, findet ihr sowieso ganz schnell raus, wenn ihr aktiv darauf achtet. Erlaubt mir an dieser Stelle noch den Hinweis, dass fair nicht gleich fair ist, so wie bio nicht gleich bio ist. Der Teufel steckt im Detail. Wenn ihr wirklich was durch euren Konsum verändern wollt und tiefer einsteigen wollt, dann empfehle ich euch den Verein Werkstatt Solidarische Welt e.V., der den Weltladen in Wolfenbüttel betreibt. Dort gibt es Infomaterial und es gibt immer wieder auch Vorträge oder Filmvorführungen zu bestimmten Themen des Fairen Handels.

Nun aber los!

Vielfältiges Produktangebot des Weltladens. Auf einem großen Monitor wird die Faire Woche angekündigt.
Weltladen

Wo kann man in Wolfenbüttel fair gehandelte Produkte kaufen?

Ich starte meinen Rundgang in der Tourist-Info, denn wo sonst sollte man einen Stadtrundgang durch Wolfenbüttel beginnen. Ausgestattet mit Stadtplan und fairer Wolfenbüttel-Schokolade als Wegzehrung – die ihr hier natürlich kaufen könnt – lasse ich das Schloss links liegen und biege in die Löwenstraße, um zielstrebig Richtung Weltladen in den Krambuden zu laufen. Doch Stopp: Ich mache noch kurz einen Abstecher ins Stoffgeschäft Fingerhut Stoffe und Nähmaschinen. Ins Stoffgeschäft? Ja, genau! Durchs Schaufenster habe ich dort vor Kurzem Stoffe der Firma „Mind the Maker“ entdeckt. Die sind GOTS* zertifiziert. Inhaberin Barbi Kleinermann erzählt mir, dass das nicht die einzige Marke ist, die sie mit solchen Stoffen im Sortiment hat. Auch „Westphalen Stoffe“ oder Stoffe von „Hamburger Liebe“ sind zum Teil GOTS zertifiziert. Hamburger Liebe produziert sogar einige Stoffe in Deutschland.

Faire Kleidung in Wolfenbüttel kaufen

Wer selbst näht, hat also in Wolfenbüttel gute Chancen, demnächst im Fair gehandelten Outfit durch die Fußgängerzone zu schlendern. Doch wie sieht es aus, wenn man nicht nähen kann oder will? Um ehrlich zu sein: Es ist kompliziert. Viele Modemarken setzten inzwischen auf nachhaltige(re) Alternativen. So findet ihr teilweise auch bei großen Marken inzwischen GOTS zertifizierte Baumwolle im T-Shirt. Aber Achtung: Das verrät nicht, ob das T-Shirt in Bangladesch von Kindern genäht wurde oder die Arbeiterinnen einen Lohn erhalten, der zum Leben reicht. Ihr müsst also genau hinschauen oder nachfragen. Erschwert wird das, da der Begriff des Fairen Handels natürlich nicht geschützt ist. Außerdem gibt es viele kleine Anbieter, die sich die Kosten einer Zertifizierung sparen. Da muss man den Aussagen dann trauen.

Kleines Faltblatt: Eine schnelle Orientierung im Label-Labyrinth - Quick Check
Orientierung im Label-Labyrinth – Gar nicht so einfach.

Und nun? Ich schlendere ein wenig durch die Fußgängerzone und finde zum Beispiel bei Freya in der Okerstraße und bei Celia in der Langen Herzogstraße einzelne Marken, die faire Standards erfüllen. Es lohnt sich also, die Augen beim Einkaufsbummel in Wolfenbüttel offen zu halten. Bestimmt gibt es noch viel mehr, wenn wir genauer hinschauen. Ergänzt eure Tipps unbedingt in den Kommentaren.

Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, dann ist der Weltladen in den Krambuden die erste Wahl. Hier kommen nur Produkte ins Sortiment, die gewisse Standards nachweisen konnten. Die Auswahl an fairer Kleidung ist hier platzbedingt zwar ebenfalls klein, aber es gibt immer wieder saisonal neue Artikel. Außerdem findet ihr dort passende Accessoires wie Tücher, Taschen und Schmuck sowie Socken und sogar Unterhosen für Herren. Und ganz wichtig: Auch für Kinder gibt es hier faire Kleidung. Apropos Kinder: Nur ein paar Meter neben dem Weltladen bekommt ihr bei Lillemar ebenfalls eine gute Auswahl an fair gehandelter Kleidung. Fragt nach!

Fair Schenken

Ich stöbere gern nach Geschenken und freue mich besonders, wenn diese individuell gefertigt sind, aus kleine Manufakturen stammen oder Materialien upcyceln, auch wenn dies kein sicheres Zeichen für eine einwandfreie Lieferkette ist. Wenn man genau hinschaut oder nachfragt, kann man sich ein ganz gutes Bild machen, wie wahrscheinlich hier eine Ausbeutung von Mensch oder Umwelt ist. Solche Stöberläden haben wir einige in Wolfenbüttel. Ich möchte stellvertretend den Concept-Store der Polsterei Kraftschik in der Bahnhofsstraße nennen. Ariane Kraftschick nimmt regionale, kleine Manufakturen ins Sortiment und hat viele Produkte, die möglicherweise fair gehandelt sind, aber kein Siegel haben. Denn fairer Handel bezieht sich oft nur auf Produkte aus dem globalen Süden und eine Zertifizierung ist teuer. Gleiches gilt für viele Produkte von Gesine Zäuner in ihrer Schmuckmanufaktur G.Werk in der Okerstraße. Hier gibt es allerdings auch faire Schmuckstücke – im wahrsten Sinne des Wortes – aus recycelten Rohstoffen und mit Fairtrade® zertifizierten Steinen.

Eine geöffnete Schachtel aus natürlich-braunem Papier. Darin liegt eine kleine Dose mit einem goldenen Ring mit kleinem Edelstein und ein dekoratives Glas mit einem Holzstern und einer Tilandsie.
Ein Ring mit Fairtrade Saphir. © Stephanie Angel

Wie fair ist Wolfenbüttel?

Ich beende an dieser Stelle meinen Rundgang. Ich wollte so einen Blogbeitrag schon vor ein paar Jahren schreiben. Damals habe ich frustriert aufgegeben, denn Wolfenbüttel war einfach noch nicht so weit. Heute würde ich sagen: Es tut sich viel. Wer will, kann auch in Wolfenbüttel fair einkaufen. Und wir Kundinnen und Kunden können viel bewegen, wenn wir konsequent auch in kleinen Geschäften nach fair gehandelten Produkten fragen. Das gilt natürlich auch für den Kaffee im Lieblingscafé.

* GOTS steht für „Global Organic Textile Standard“. Ihr erkennt es an einem weißen T-Shirt in einem grünen Kreis. Mehr Infos zur Zertifizierung und den Standards findet ihr auf der offiziellen Internetseite von GOTS.

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