Renata Kurth liebt Mode. © Andreas Molau

»Die Leute wollen Farben« – Freya gibt sie ihnen

Auf der Okerstraße 7 gibt es mit Freya eine noch recht neue Boutique. Modebewusste Wolfenbüttelerinnen und Gäste unserer schönen Stadt finden hier ein besonderes Angebot, auf das Renata Kurth stolz ist.

Freya auf der Okerstraße 7. ©Andreas Molau
Freya auf der Okerstraße 7. ©Andreas Molau

Wolfenbüttel erwacht

Ich bin bei Freya. Es ist 10 Uhr in Wolfenbüttel. Die Einkaufsstadt erwacht. Auf der Langen ist schon richtig etwas los, und auch hier, einen Schlag weg von der Hauptschlagader der Stadt, beginnt das Leben. [Anmerkung: Der Besuch fand bereits im vergangenen Herbst statt.]

Kurz konnte ich mich mit Renata Kurth schon unterhalten. 1998 sei sie von Polen nach Deutschland gekommen. Nach dem Studium der Politologie wollte sie erst einmal ein bisschen Geld verdienen und neue Eindrücke gewinnen.

Renata Kurth liebt Mode. © Andreas Molau
Renata Kurth liebt Mode. © Andreas Molau

Der Verkaufstag startet bei Freya

Ressentiments gegen das Nachbarland habe sie nicht gekannt. »Das war für mich damals kein Thema. Eher mache ich mir Sorgen, dass die Situation heute zwischen den Ländern in Europa so angespannt ist.«, diagnostiziert sie.

Inzwischen ist eine ältere Kundin gekommen, die sich gutgelaunt eine Kollektion von Kleidern mit in die Umkleidekabine nimmt. Renata Kurth kümmert sich um sie, und ich kann mich ein bisschen im Laden umsehen.

Die großen Mode-Labels sind bei Frey nicht wichtig. Es muss gut aussehen. © Andreas Molau
Die großen Mode-Labels sind bei Freya nicht wichtig. Es muss gut aussehen. © Andreas Molau

Freya ist ein kommunikativer Ort

Es hat keine zwei Minuten gedauert, um mit der Chefin von Freya ins Gespräch zu kommen. Auch in Braunschweig führt die Wahlwolfenbüttelerin aus ganzem Herzen, wie sie mir später verrät, ein Geschäft gleichen Namens.

Freya ist ein kommunikativer Ort. Wir sprechen über Polen, über Allenstein, ihre Heimatstadt, über historische Verbindungen meiner Familie nach Polen und über Urlaubsziele. Die Kundin beteiligt sich.

Gott sei Dank gibt es Träumer. © Andreas Molau
Gott sei Dank gibt es Träumer. © Andreas Molau

»Träumer haben vielleicht keinen Plan …«

Wir kommen auf Krakau. Ein Ort den ich schon lange besuchen wollte und den die Kundin und Renata Kurth gut kennen. Letztere berichtet über das quirlige jüdische Leben dort. Anschließend berät sie die Kundin in Sachen Farben und Schnitte.

»Träumer haben vielleicht keinen Plan – Aber Realisten haben keine Visionen«, steht auf einem Blechschild, das als Deko in dem schön gestalteten Geschäft platziert ist. Mir gefallen die Sachen richtig gut.

»Haben Sie nicht das gleiche an?«, fragt eine Kundin Renata Kurth. © Andreas Molau
»Haben Sie nicht das gleiche an?«, fragt eine Kundin Renata Kurth. © Andreas Molau

Bei Freya gibt es Mode nicht von der Stange

Es scheint mir nicht so »von der Stange« zu sein, individueller. Das Gespräch wird den Eindruck später bestätigen. »Ich habe mich in Wolfenbüttel gleich wohlgefühlt«, berichtet sie in einer Bedienpause.

Denn das war gleich die erste Station in Deutschland. Den Plan, sich in Göttingen mit ein paar Semestern das Studium in ihrem Heimatland bestätigen zu lassen, gab sie schnell auf. »Ich wollte praktisch arbeiten«, meint sie.

Der Herbst ist bunt. © Andreas Molau
Der Herbst ist bunt. © Andreas Molau

Einfach sprechen

Nach einem Schnellkurs Deutsch und dem nicht ganz unwesentlichen Faktor, dass sie ihren späteren Mann hier kennenlernte, wurde die Lessingstadt also bald zur zweiten Heimat.

Zunächst arbeitete Renata Kurth ein paar Jahre in der Gastronomie, im Ratskeller. Angst vor der Sprache habe sie nie gehabt. »Ich probiere das einfach, notfalls geht es mit Händen und Füßen. In Italien im Urlaub habe ich das neulich auch so gemacht«, lacht sie.

Bei Renata Kurth ist der Kunde König. © Andreas Molau
Bei Renata Kurth ist der Kunde König. © Andreas Molau

Der Start mit einem Second-Hand-Laden

Dass es sie 1999 in die Modebranche zog, war eigentlich mehr einem Zufall geschuldet. Gut, mit Kleidung habe sie sich schon in Polen beschäftigt. »Es gab ja nichts. Und da habe ich mir selbst etwas genäht oder gestrickt«, erinnert sie sich.

In Wolfenbüttel hatte sie dann einen Lieblings-Second-Hand-Laden auf der Wallstraße. Als die Besitzerin eines Tages aufgeben wollte, fragte sie Renata Kurth, ob sie den Laden übernehmen wolle.

Wenn es kalt wird, kann es trotzdem modisch bleiben. © Andreas Molau
Wenn es kalt wird, kann es trotzdem modisch bleiben. © Andreas Molau

Schöne Dinge und gute Gespräche

Gesagt, getan. Denn Träumer haben Visionen. Und Renata Kurth hatte den von der Selbstständigkeit. Dass sie vorher nichts mit dem Verkauf zu tun gehabt habe, sei gar nicht so schlimm gewesen. 

»Ich habe das schnell gelernt«, meint sie rückblickend. Der Kontakt mit den Kunden, die Gespräche und die Tatsache, sich mit schönen Dingen umgeben zu könne, sei bis heute eine große Motivation für ihre Arbeit.

Elegant und feminin. © Andreas Molau
Elegant und feminin. © Andreas Molau

Freya wird geboren

Bis 2007 ging diese Zeit mit der Mode aus zweiter Hand. Dann sollte es eine größere Vision sein. Ein eigenes Modegeschäft. Freya resultiert als Name aus der Tatsache, dass das reisefreudige Ehepaar gern in Skandinavien weilte. Die Göttin steht für Hoffnung.

Schließlich mochte Renata Kurth die Mode aus dem Norden Europas besonders gern. Sie ging in Braunschweig an den Start und konnte sich bis heute gegen die großen Ketten behaupten.

Strickmützen und Schals wärmen in der kalten Jahreszeit. © Andreas Molau
Strickmützen und Schals wärmen in der kalten Jahreszeit. © Andreas Molau

Mode ganz individuell

»Ich liebe es, die Mode ganz individuell auf den großen Messen auszusuchen«, schwärmt sie. Es käme für sie nie infrage, etwas aus dem Internet oder Katalog zu bestellen. »Qualität ist für mich wichtig und dann muss mir das gefallen«, so Kurth.

Natürlich sei mit den Jahren die Erfahrung dazugekommen, die Wünsche der Kundinnen zu realisieren. Entscheidend für sie sei, dass sie als Chefin selbst im Laden stehe und das Ohr bei den Menschen habe.

Mit den Social Media Kanälen wie Instagram arbeitet Renata Kurth gern. © Andreas Molau
Mit den Social Media Kanälen wie Instagram arbeitet Renata Kurth gern. © Andreas Molau

Die Chefin steht selbst im Laden

»Oft wundern sich die Kunden, dass ich selbst im Laden stehe und arbeite«, wundert sie sich. Dabei sei diese Arbeit wirklich genau das, was sie erfülle. Wer bei Freya einkauft, bekommt etwas Besonderes.

»Ich richte mich nicht nach Namen großer Labels, sondern nur danach, was gut ist«, erklärt sie ihr Erfolgsgeheimnis. Schließlich sei das Eingehen auf die Kunden wichtig – nicht zu verwechseln mit überreden.

Die Leute wollen Farben… © Andreas Molau
Die Leute wollen Farben… © Andreas Molau

Die Leute wollen Farbe

Das motiviere die Käuferinnen weit über die Grenzen der Region, in ihre Boutique zu kommen. Bis nach Berlin reiche der Kundenstamm. Renata Kurth erfüllt gern die Herzenswünsche der Modehungrigen.

»Gerade jetzt, wo die Menschen wieder nach draußen gehen und sehen, riechen und schmecken wollen, sind Farben gefragt. Die Leute wollen Farben, und ich biete sie ihnen an«, so Kurth.

Auch modisches Schuhwerk gibt es bei Freya. © Andreas Molau
Auch modisches Schuhwerk gibt es bei Freya. © Andreas Molau

Gute Laune

Und in der Tat, die Sachen in dem Laden sind von einem Optimismus, der von der freundlichen und offenen Art der Chefin potenziert wird. Renata Kurth ist eine lebensfrohe Frau, die ihre Arbeit einfach gern zu machen scheint.

Veränderung ist für sie kein Ärgernis, sondern eine Herausforderung. Mit sozialen Medien wie Instagram habe sie sich schnell anfreunden können. »Am Anfang habe ich mich nicht gern fotografieren lassen«, räumt sie ein.

Auch für die kleinen Dinge ist gesorgt. © Andreas Molau
Auch für die kleinen Dinge ist gesorgt. © Andreas Molau

Das Projekt in Wolfenbüttel

Mittlerweile mache ihr das aber Spaß und habe für mehr Kunden gesorgt. Weil viele Wolfenbüttelerinnen nach Braunschweig kamen, schlug sie nun auch ihre Verkaufszelte in der Lessingstadt auf.

»Jedem, von dem ich höre, dass das Pflaster hier schwierig sei, dem kann ich nur sagen. Das sind ganz tolle und interessante Kundinnen in der Stadt«, lobt sie. Der Laden sei schon in kurzer Zeit gut angenommen worden.

Elegant und feminin. © Andreas Molau
Elegant und feminin. © Andreas Molau

Das Verhältnis von Qualität und Preis

So pendelt Renata Kurth nun zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel und schmeißt den Laden mit ihren sechs Mitarbeiterinnen. Die Mode, die sie anbiete, sei betont feminin bis elegant.

Das Verhältnis zwischen Qualität und Preis müsse stimmen. Die ältere Kundin hatte sich inzwischen längst mit einem Kleiderpaket glücklich verabschiedet. Immer wieder kommen Kundinnen rein.

Modeschmuck ergänzt das Angebot bei Freya. © Andreas Molau
Modeschmuck ergänzt das Angebot bei Freya. © Andreas Molau

Ruhe beim Einkaufen oder Beratung

Sie stöbern allein oder wünschen Beratung. »Ich biete Beratung an, aber wer seine Ruhe beim Einkaufen haben möchte, der soll sie haben«, lächelt Renata Kurth. Sie freut sich, endlich in ihrer Heimatstadt des Herzens ein Geschäft zu haben.

Und viele Wolfenbüttelerinnen werden sich diesem Votum von Herzen anschließen. Freya ist schon nach kurzer Zeit eine feste Adresse für Modebewusste in der Stadt geworden. Gut, dass Träumer Visionen haben …

Das Verhältnis von Qualität und Preis soll bei Freya stimmen. © Andreas Molau
Das Verhältnis von Qualität und Preis soll bei Freya stimmen. © Andreas Molau

Weitere Informationen zu Freya

Adresse: Okerstraße 7, 38300 Wolfenbüttel

Telefon: 05331 – 9844451

Das ist die Internetseite von Freya.

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