Auf der Okerstraße 7 gibt es mit Freya eine noch recht neue Boutique. Modebewusste Wolfenbüttelerinnen und Gäste unserer schönen Stadt finden hier ein besonderes Angebot, auf das Renata Kurth stolz ist.

Wolfenbüttel erwacht
Ich bin bei Freya. Es ist 10 Uhr in Wolfenbüttel. Die Einkaufsstadt erwacht. Auf der Langen ist schon richtig etwas los, und auch hier, einen Schlag weg von der Hauptschlagader der Stadt, beginnt das Leben. [Anmerkung: Der Besuch fand bereits im vergangenen Herbst statt.]
Kurz konnte ich mich mit Renata Kurth schon unterhalten. 1998 sei sie von Polen nach Deutschland gekommen. Nach dem Studium der Politologie wollte sie erst einmal ein bisschen Geld verdienen und neue Eindrücke gewinnen.

Der Verkaufstag startet bei Freya
Ressentiments gegen das Nachbarland habe sie nicht gekannt. »Das war für mich damals kein Thema. Eher mache ich mir Sorgen, dass die Situation heute zwischen den Ländern in Europa so angespannt ist.«, diagnostiziert sie.
Inzwischen ist eine ältere Kundin gekommen, die sich gutgelaunt eine Kollektion von Kleidern mit in die Umkleidekabine nimmt. Renata Kurth kümmert sich um sie, und ich kann mich ein bisschen im Laden umsehen.

Freya ist ein kommunikativer Ort
Es hat keine zwei Minuten gedauert, um mit der Chefin von Freya ins Gespräch zu kommen. Auch in Braunschweig führt die Wahlwolfenbüttelerin aus ganzem Herzen, wie sie mir später verrät, ein Geschäft gleichen Namens.
Freya ist ein kommunikativer Ort. Wir sprechen über Polen, über Allenstein, ihre Heimatstadt, über historische Verbindungen meiner Familie nach Polen und über Urlaubsziele. Die Kundin beteiligt sich.

»Träumer haben vielleicht keinen Plan …«
Wir kommen auf Krakau. Ein Ort den ich schon lange besuchen wollte und den die Kundin und Renata Kurth gut kennen. Letztere berichtet über das quirlige jüdische Leben dort. Anschließend berät sie die Kundin in Sachen Farben und Schnitte.
»Träumer haben vielleicht keinen Plan – Aber Realisten haben keine Visionen«, steht auf einem Blechschild, das als Deko in dem schön gestalteten Geschäft platziert ist. Mir gefallen die Sachen richtig gut.

Bei Freya gibt es Mode nicht von der Stange
Es scheint mir nicht so »von der Stange« zu sein, individueller. Das Gespräch wird den Eindruck später bestätigen. »Ich habe mich in Wolfenbüttel gleich wohlgefühlt«, berichtet sie in einer Bedienpause.
Denn das war gleich die erste Station in Deutschland. Den Plan, sich in Göttingen mit ein paar Semestern das Studium in ihrem Heimatland bestätigen zu lassen, gab sie schnell auf. »Ich wollte praktisch arbeiten«, meint sie.

Einfach sprechen
Nach einem Schnellkurs Deutsch und dem nicht ganz unwesentlichen Faktor, dass sie ihren späteren Mann hier kennenlernte, wurde die Lessingstadt also bald zur zweiten Heimat.
Zunächst arbeitete Renata Kurth ein paar Jahre in der Gastronomie, im Ratskeller. Angst vor der Sprache habe sie nie gehabt. »Ich probiere das einfach, notfalls geht es mit Händen und Füßen. In Italien im Urlaub habe ich das neulich auch so gemacht«, lacht sie.

Der Start mit einem Second-Hand-Laden
Dass es sie 1999 in die Modebranche zog, war eigentlich mehr einem Zufall geschuldet. Gut, mit Kleidung habe sie sich schon in Polen beschäftigt. »Es gab ja nichts. Und da habe ich mir selbst etwas genäht oder gestrickt«, erinnert sie sich.
In Wolfenbüttel hatte sie dann einen Lieblings-Second-Hand-Laden auf der Wallstraße. Als die Besitzerin eines Tages aufgeben wollte, fragte sie Renata Kurth, ob sie den Laden übernehmen wolle.

Schöne Dinge und gute Gespräche
Gesagt, getan. Denn Träumer haben Visionen. Und Renata Kurth hatte den von der Selbstständigkeit. Dass sie vorher nichts mit dem Verkauf zu tun gehabt habe, sei gar nicht so schlimm gewesen.
»Ich habe das schnell gelernt«, meint sie rückblickend. Der Kontakt mit den Kunden, die Gespräche und die Tatsache, sich mit schönen Dingen umgeben zu könne, sei bis heute eine große Motivation für ihre Arbeit.

Freya wird geboren
Bis 2007 ging diese Zeit mit der Mode aus zweiter Hand. Dann sollte es eine größere Vision sein. Ein eigenes Modegeschäft. Freya resultiert als Name aus der Tatsache, dass das reisefreudige Ehepaar gern in Skandinavien weilte. Die Göttin steht für Hoffnung.
Schließlich mochte Renata Kurth die Mode aus dem Norden Europas besonders gern. Sie ging in Braunschweig an den Start und konnte sich bis heute gegen die großen Ketten behaupten.

Mode ganz individuell
»Ich liebe es, die Mode ganz individuell auf den großen Messen auszusuchen«, schwärmt sie. Es käme für sie nie infrage, etwas aus dem Internet oder Katalog zu bestellen. »Qualität ist für mich wichtig und dann muss mir das gefallen«, so Kurth.
Natürlich sei mit den Jahren die Erfahrung dazugekommen, die Wünsche der Kundinnen zu realisieren. Entscheidend für sie sei, dass sie als Chefin selbst im Laden stehe und das Ohr bei den Menschen habe.

Die Chefin steht selbst im Laden
»Oft wundern sich die Kunden, dass ich selbst im Laden stehe und arbeite«, wundert sie sich. Dabei sei diese Arbeit wirklich genau das, was sie erfülle. Wer bei Freya einkauft, bekommt etwas Besonderes.
»Ich richte mich nicht nach Namen großer Labels, sondern nur danach, was gut ist«, erklärt sie ihr Erfolgsgeheimnis. Schließlich sei das Eingehen auf die Kunden wichtig – nicht zu verwechseln mit überreden.

Die Leute wollen Farbe
Das motiviere die Käuferinnen weit über die Grenzen der Region, in ihre Boutique zu kommen. Bis nach Berlin reiche der Kundenstamm. Renata Kurth erfüllt gern die Herzenswünsche der Modehungrigen.
»Gerade jetzt, wo die Menschen wieder nach draußen gehen und sehen, riechen und schmecken wollen, sind Farben gefragt. Die Leute wollen Farben, und ich biete sie ihnen an«, so Kurth.

Gute Laune
Und in der Tat, die Sachen in dem Laden sind von einem Optimismus, der von der freundlichen und offenen Art der Chefin potenziert wird. Renata Kurth ist eine lebensfrohe Frau, die ihre Arbeit einfach gern zu machen scheint.
Veränderung ist für sie kein Ärgernis, sondern eine Herausforderung. Mit sozialen Medien wie Instagram habe sie sich schnell anfreunden können. »Am Anfang habe ich mich nicht gern fotografieren lassen«, räumt sie ein.

Das Projekt in Wolfenbüttel
Mittlerweile mache ihr das aber Spaß und habe für mehr Kunden gesorgt. Weil viele Wolfenbüttelerinnen nach Braunschweig kamen, schlug sie nun auch ihre Verkaufszelte in der Lessingstadt auf.
»Jedem, von dem ich höre, dass das Pflaster hier schwierig sei, dem kann ich nur sagen. Das sind ganz tolle und interessante Kundinnen in der Stadt«, lobt sie. Der Laden sei schon in kurzer Zeit gut angenommen worden.

Das Verhältnis von Qualität und Preis
So pendelt Renata Kurth nun zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel und schmeißt den Laden mit ihren sechs Mitarbeiterinnen. Die Mode, die sie anbiete, sei betont feminin bis elegant.
Das Verhältnis zwischen Qualität und Preis müsse stimmen. Die ältere Kundin hatte sich inzwischen längst mit einem Kleiderpaket glücklich verabschiedet. Immer wieder kommen Kundinnen rein.

Ruhe beim Einkaufen oder Beratung
Sie stöbern allein oder wünschen Beratung. »Ich biete Beratung an, aber wer seine Ruhe beim Einkaufen haben möchte, der soll sie haben«, lächelt Renata Kurth. Sie freut sich, endlich in ihrer Heimatstadt des Herzens ein Geschäft zu haben.
Und viele Wolfenbüttelerinnen werden sich diesem Votum von Herzen anschließen. Freya ist schon nach kurzer Zeit eine feste Adresse für Modebewusste in der Stadt geworden. Gut, dass Träumer Visionen haben …

Weitere Informationen zu Freya
Adresse: Okerstraße 7, 38300 Wolfenbüttel
Telefon: 05331 – 9844451
Das ist die Internetseite von Freya.