Am Anfang war das Korn, in dem Fall Malz, und am Ende kam ein leckeres Bier und sogar ein Brot dabei heraus. Aber dazwischen lag noch eine Menge Arbeit für das flüssige Brot, dem Bier.
Aber mal von Anfang an…
Geschenkidee gesucht
Seinem Partner nach vielen Jahren Geschenke zu machen, die überraschen und auch noch etwas Besonderes sind, ist nicht so einfach. Da ich in der Tourist-Info Wolfenbüttel arbeite und somit an der Quelle der Angebote für unsere Gäste bin, für die wir uns auch immer etwas Besonderes einfallen lassen, ist mir unser neues Angebot, der Bierbraukurs von Denver, eingefallen. Einen ganzen Tag den Prozess des Bierbrauens miterleben und nach dem Gärungsprozess auch eine Flasche von „seinem“ selbstgebrauten Bier erhalten. Das ist echt lessig und mal was Anderes. Gedacht getan, ich habe noch einer Freundin diesen Tipp gegeben und dann hatten wir beide ein schönes Weihnachtsgeschenk für unsere Männer – ein Braukurs im März, perfekt.
Endlich ist es soweit
Der Tag ist gekommen und um neun Uhr sind wir pünktlich da. Ein weiteres Männerduo, die auch von ihren Frauen ein tolles Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk bekommen haben, sind mit von der Partie. Für meinen Erlebnisbericht war ich die 5. in der Runde und erfülle somit die Frauenquote ?.
Denver begrüßt uns freudig und wir starten mit einer kurzen Kennenlernrunde bei Kaffee, Tee und Kuchen. Apropos Tee, Denver und seine Frau Tanny, betreiben in der Brauerei einen Teeladen mit tollen verschiedenen Teemischungen und im Obergeschoß ist auch noch das Fotostudio des Ehepaars, was auch im Laufe des Tages zum Einsatz kommen wird.
Wir stellen uns und unser berufliches Tun vor und daraus erkürt Denver den Protokollanten: Sascha, der bei einem Unternehmen Messungen vornimmt. Das passt, weil der Brauvorgang genauestens dokumentiert werden muss.
Denver erklärt uns, dass es verschiedene Rezepte für unterschiedliche Biersorten gibt, je nachdem wie der Röstungsgrad des Malzes ist und auch welcher Hopfen wann zugegeben wird. Aber dazu später, das ist übrigens ein Standardsatz von Denver bei Zwischenfragen, da er immer an der Stelle des Brauvorganges die wichtigen Informationen dazu erzählt und nicht schon vorher!
Heute brauen wir das denver´s Landbier. Die anderen Biere heißen zum Beispiel Germania Gold oder Praetorius Alt, die jeweils einen geschichtlichen Bezug zu Wolfenbüttel haben. Kleiner Tipp am Rande: die Tourist-Info Wolfenbüttel verkauft auch das aktuelle Bier von Denver.
Nachdem wir mit Heißgetränken versorgt sind, starten wir die zweite Amtshandlung für das Brauen, die erste hatte Tanny am Tag vorher schon gemacht: Das geröstete Malz schroten.
Jetzt wird dieses in ca. 50 Liter bei konstanter Temperatur eingemaischt, das muss natürlich genauestens von Sascha aufgeschrieben werden und die anderen Männer schaufeln weiter die Körner in den Kessel.
Wie kam Denver zum Bierbrauen?
Danach haben wir wieder Zeit für den theoretischen Teil. Spannend, wie kam Denver eigentlich dazu sein Bier selber zu brauen? „Durch Kopfschmerzen bin ich dazu gekommen“, erzählte er, „An einem Abend hat ein Industriebier aus der Flasche ausgereicht, um mir am nächsten Tag einen ordentlichen Schädel zu machen“. Nachdem er sich darüber informierte, was in Bier so alles reinkommt, wunderte ihn, dass sich das dann auch noch Bier nach deutschem Reinheitsgebot nennen darf, da die Grundzutaten für ein Bier nur aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe bestehen. Also fing er an sich mit dem Bierbrauen zu beschäftigen, was für Ihn kein Hexenwerk ist. (Aber am Ende des Tages muss ich schon zugeben ein sehr aufwendiges Verfahren, aber dazu später).
Als Hobbybrauer braute er sein Bier für den eigenen Bedarf und auch für Freunde. Sein Bier erfreute sich großer Beliebtheit und steigender Nachfrage. Heute produzieren Tanny und Denver ca. ein bis zwei Mal im Monat 70 Liter von den jeweils verschiedenen Sorten und veranstalten regelmäßig Braukurse.
Nachdem die Malzkörner lang genug eingemaischt sind, müssen diese abgeläutert werden – also das Flüssige vom Festen trennen.
Worin liegt der Unterschied?
In dieser Zeit machen wir eine Blindverkostung von Industriebieren.
Fünf bekannte Sorten aus Funk und Fernsehen in kleinen Gläschen. Die Marken werden erst nicht verraten und somit versuchen die Männer herauszufinden, welches Bier herb ist, welches schmeckt oder nicht.
Als Denver die Biere nennt, und von Einigen ist auch das „Lieblingsbier“ dabei, wird es auch nicht einfacher, denn irgendwann schmecken alle gleich „komisch“. Dann müssen wir uns festlegen welche Biere wir in den Gläsern haben. Und was für eine Überraschung, es gibt nur bei zwei Personen eine Trefferquote von 20 %, das heißt eine Übereinstimmung, die wohl auch eher Zufall war 😉 und die Lieblingsbiere wurden auch nicht erkannt. Ein spannendes Experiment.
Ich schmecke jetzt das Industriebier mit ganz anderem Gaumen.
Danach dürfen wir endlich das denver´s Bier probieren, was sich tatsächlich geschmacklich abhebt und sehr charaktervoll ist.
Das Abläutern ist beendet. Als die Flüssigkeit aus dem Kessel ist, muss der Treber (Reste der Malzkörner) restlos entfernt werden. Den Treber gibt Denver einem Nachbarn, der Hühner hat, die das gern futtern und die beiden bekommen dafür Eier.
Als Zutat für ein Brot ist der Treber auch geeignet. Das will ich mal ausprobieren und nehme mir was davon mit.
Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt
Der Flüssigkeit wird jetzt die Bierhefe zugesetzt und wieder gekocht und auch dieser Vorgang dauert eine Weile.
In der Zwischenzeit bekommen wir eine Stärkung, diesmal nicht als flüssige Nahrung, sondern eine leckere Vesperplatte von der örtlichen Fleischerei Röber mit frischem Brot und dazu natürlich ein süffiges Bier von Denver.
Gestärkt gehen wir wieder an die Arbeit. Nun wird der braune Sud mit dem eigentlichen Geschmackgeber versetzt und zwar dem Hopfen. Verschiedene Sorten von Hopfen geben die verschiedenen Geschmacksrichtungen. Auch der Zeitpunkt, wann der Hopfen zum Kochvorgang zugegeben wird, spielt dabei eine Rolle. Daher sind die Rezepte immer eine „geheime“ Angelegenheit und dürfen hier auch nicht verraten werden.
Nach dem letzten Kochvorgang und noch ein, zwei Bieren wird die Flüssigkeit in Behälter gefüllt und zum Gären in den Keller gebracht. Zwischendurch kam Tanny noch dazu und hat nebenbei ein Oster-Shooting mit Familien mit Kinder im oberen Geschoss gemacht.
Der Rückweg zu Fuß nach Hause war sehr leichtfüßig – wenn man mit dem Auto anreisen muss, sollte man sich einen Chauffeur für den Rückweg organisieren.
Zu Hause habe ich tatsächlich gleich einen Teil des Trebers für ein Brot verwendet und der Rest wird eingefroren. Das Brot schmeckte etwas nach Malz und war durch die gesplissten Körner sehr kernig und lecker.
Ca. 4 – 6 Wochen nach dem Braukurs ist das Bier für die Abfüllung in die Flaschen und für den Verzehr fertig und dann erhält jeder Teilnehmer des Tags noch eine Flasche des selbstgebrauten Bieres.
Ein rundum netter kommunikativer und interessanter Tag in einer sehr familiären und privaten Atmosphäre. Ich kann den ganztägigen Braukurs nur wärmstens empfehlen. Er kann hier ganz leicht online gebucht werden.
Ein Gedanke zu “Der Bierbraukurs – vom Malz bis zum Bier und sogar zum Brot”