Benjamin Ludwig und Alfred Meyer von Waffen Meyer.

»Waffen Meyer« versorgt Jäger und Sportschützen

Im Herzen von Wolfenbüttel liegt »Waffen Meyer«. Hier können Sportschützen und Jäger ihre Ausrüstung bekommen. Aber auch zur Selbstverteidigung gibt es ein Angebot.

Ein Eingang zum Geschäft ist die Breite Herzogstraße 7.
Ein Eingang zum Geschäft ist die Breite Herzogstraße 7. © Sonja Schulz, Stadt Wolfenbüttel
Der zweite Eingang zum Geschäft befindet sich um die Ecke in der Wallstraße 2.
Der zweite Eingang zum Geschäft befindet sich um die Ecke in der Wallstraße 2. © Sonja Schulz, Stadt Wolfenbüttel

Ein bisschen habe ich mich bei »Waffen Meyer« gefühlt wie die viel belächelten Kinder, die glauben, dass die Milch von lila Kühen käme. Ich bin um 16 Uhr mit Alfred Meyer und Benjamin Ludwig verabredet. Da ich zu früh bin, stöbere ich noch etwas durch den Laden. »Wir holen gerade den Frühling in die Regale«, erklären mir Caroline Ludwig und Elke Wolf, die die neue Ware einräumen. Beispielsweise sind Sachen »für draußen« – ob für Jäger oder nur Naturfreunde – dabei, feste Wanderschuhe, Jacken. Dann gibt es Pokale, Westen, die ich nicht zuordnen kann, Gummistiefel.

Waffen gibt es in einem extra Raum

An einer Ecke, das könnten Patronen sein, und im Eingangsbereich gibt es waffenähnliche Geräte. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Sportwaffen. Erst als der Geschäftsinhaber, Alfred Meyer und sein Geschäftsführer Benjamin Ludwig mit mir in einen extra Raum gehen, finde ich das, was ich erwartet hätte: »Richtige« Gewehre, Pistolen, zweiläufig, mit Zielfernrohr und ohne.

In der Waffenkammer.
In der Waffenkammer. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Aber sie sind viel schöner, als mein G-3-Gewehr, das ich beim Grundwehrdienst ein ums andere Mal zerlegen und akribisch putzen musste.

Büchsenmacher stellen Waffen her

Oft machen wir uns über Kindern lustig, dass sie eine echte Kuh nicht kennen. Dass es jemanden geben muss, der Waffen herstellt, war mir zwar klar. Aber den Beruf des »Büchsenmachers« hatte ich trotzdem nicht auf dem Schirm.

Büchsenmacher sind Mettall- und Holzarbeiter.
Büchsenmacher sind Mettall- und Holzarbeiter. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Und nun lerne ich in der gut abgeschirmten Waffenkammer des Wolfenbütteler Fachgeschäftes, das sich wie ein »L« von der Breiten Herzog Straße 7 zur Wallstraße 2 zieht, gleich zwei kennen. Dort hat das alte Handwerk Zukunft. Wenn Geschäftshäuser Tradition haben, dann in dieser Ecke der Stadt.

Waffen für den Krieg

Bereits 1865 legte Johann Christian Meyer den Grundstein für den heutigen Laden. Es war die Zeit, als Deutschland sich zu einigen begann. Deshalb inszenierte der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck 1870 einen Krieg mit Frankreich. Dieser wurde 1871 mit der Ausrufung des Zweiten Deutschen Reiches beendet. Dafür schliff Johann Christian Meyer die Säbel für die Artillerie. Dann entwickelte sich das Geschäft immer weiter.

Waffen waren nach dem Krieg verboten

Heute sind aus dem Geschäft zwei geworden: »Messer Meyer« und »Waffen Meyer«. Alfred Meyer, dem ich seine 68 Jahre nicht ansehe, hatte von seinem Vater das Geschäft 1977 übernommen. »Nach dem Krieg war das ganz schön schwierig für die Familie«, erinnert er sich. Denn Waffen waren damals gänzlich verboten. Erst in den 50er Jahren, im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs, sei das Geschäft richtig angelaufen.

Und eine effiziente Mechanik.
Und eine effiziente Mechanik. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Ausrüstung für die Jagd

Alfred Meyer senior erneuerte in der Region durch viele Wiedergründungen die alte Tradition der Schützenvereine. Ebenfalls konnte die Jägerschaft bald auf alle notwendigen Werkzeuge für die Ausübung des Waidwerkes in den heimischen Wäldern zurückgreifen.

Alfred Meyer sen. reaktivierte das Schützenvereinswesen in Wolfenbüttel nach dem Krieg.
Alfred Meyer sen. reaktivierte das Schützenvereinswesen in Wolfenbüttel nach dem Krieg. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Dass der Junior das Geschäft am Ende übernahm, sei gerade der Zurückhaltung und Geschicklichkeit des »alten Herrn« zu verdanken gewesen, schmunzelt Alfred Meyer. »Mein Vater hat mich nie gedrängt. Das heißt, ich konnte meinen eigenen Weg finden«, erklärt er.

Mechanik und Kunstfertigkeit

So interessierte sich Alfred Meyer junior sehr früh für Waffen – für die ausgefeilte Mechanik und Technik, aber auch für das feine Kunsthandwerk, das darin verarbeitet wird. Während des Gespräches holt Alfred Meyer ein Gewehr aus dem Schrank. Ich bin verblüfft über den hohen Grad an Kunstfertigkeit: Wunderbar gearbeitetes Holz am Schulterstück, feine Gravuren im Metall der Mechanik.

Jedes Gewehr hat ein individuelles Gepräge.
Jedes Gewehr hat ein individuelles Gepräge. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Jedes Gewehr hat ein individuelles Gepräge. Dafür interessierte sich Alfred Meyer. Genauso übrigens, wie sein designierter Nachfolger, der seit zehn Jahren im Geschäft ist. Benjamin Ludwig baute schon als Kind aus Legosteinen Gewehre. Daher ging er dann mit 16 Jahren von Werlaburgdorf nach Bayern, um das Handwerk des Büchsenmachers zu erlernen.

Waffen und Verantwortung

Ehrlich gesagt: Genau wie ich mir keine Überlegungen darüber gemacht habe, ob und wie eine Waffe repariert oder gebaut wird, hatte ich keine Vorstellung, wie ein »Waffenbegeisterter« ist. Durch die Negativbeispiele aus den USA oder Neuseeland wird das Bild vermittelt, als seien dies nur martialische, finstere Menschen.

Benjamin Ludwig und Alfred Meyer in der Waffenkammer.
Benjamin Ludwig und Alfred Meyer in der Waffenkammer. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Doch die Begegnung mit den beiden zeigt mir eine andere Realität. Wenn Alfred Meyer und Benjamin Ludwig über das Waidwerk sprechen, schwingt eine ungeheure Leidenschaft in den Worten. Doch ist da keine Lust zum Töten zu spüren. Ganz im Gegenteil. Es ist die Liebe zur Natur, die sie treibt.

Jagd und Natur

»Sie erleben die Natur sehr intensiv, wenn sie mal eine Nacht auf dem Hochsitz gestanden haben«, schwärmt Alfred Meyer. Sein Kompagnon ergänzt, dass gerade die Jagd wieder in Mode gekommen sei. »Die Leute wollen heute kein Fleisch mehr aus Massentierhaltung essen«, erklärt er. Deshalb gebe es in den Kursen für einen Jagdschein immer mehr junge Menschen. Ihnen liege eine naturnahe Lebensweise am Herzen. Genauso wichtig sei den Jägern der Schutz der Natur.

Alles für draußen.
Alles für draußen. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Strenge Kontrollen für Jäger

Die Kontrollen beim Waffenbesitz seien immer strenger geworden, resümiert Alfred Meyer. Übrigens war er als junger Mann ein sehr erfolgreicher Sportschütze. Sogar eine deutsche Meisterschaft gewann er. »Wer heute einen Waffenschein bekommt, kann sich noch nicht mal 0,1 Promille am Steuer erlauben«, so Meyer.

Schrankinschrift 1. Teil: Wer will schießen gahn...
Wer will schießen gahn… © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel
Schrankinschrift Teil 2: ... muss eine Büchs han.
… muss eine Büchs han. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Somit sind Verhältnisse wie in Amerika hierzulande kaum möglich. Das Zielen und Treffen als Sport sei ebenfalls eine wunderbare Konzentrationsübung. Dementsprechend gingen Schützenvereine heute mit der Zeit und würden immer modernere Schießanlagen bauen. Außerdem könne auch mit einem Blasrohr die Zielfähigkeit trainiert werden, so Benjamin Ludwig. »Es ist für die Entwicklung der Motorik viel besser ins Schützenhaus zu gehen, als immer nur am Handybildschirm zu hängen«, lacht er.

Verantwortung bei der Jagd

Über die Verantwortung, eine Waffe zu tragen und zu benutzen, sind sich beide klar. Ich frage, was schwieriger sei. Ein Wild aufzubrechen und zu zerlegen oder zu schießen. Ohne zu zögern, antwortet der Seniorchef: Das Schießen. Dann pflichtet Ludwig ihm bei. »Manchmal lasse ich auch eine Pirsch liegen, ohne geschossen zu haben«, meint er.

Gravierte Jagdszenen.
Gravierte Jagdszenen. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Schließlich ergänzt Alfred Meyer, dass Jäger und Wild sogar miteinander kommunizierten. Klar ist, dass es in einer Kulturlandschaft der Jägerei bedarf. Gegenüber der Massentierhaltung ist das Jagen von Wildtieren eine zivilisatorische Leistung, denke ich. Wir sprechen sehr lange über die Fragen von Ethik und Verantwortung.

Mittel zur Selbstverteidigung

Zu dieser Frage kommt ein wachsender Geschäftszweig, der Alfred Meyer aber traurig macht: die Nachfrage nach Mitteln zur Selbstverteidigung. »Ich würde mir wünschen, dass so etwas gar nicht nötig wäre und lieber auf diesen Bereich verzichten«, meint er. Aber wenn es jemand braucht, bekommt er bei »Waffen Meyer« eine fachkundige Beratung.

Fachhändler mit Tradition.
Fachhändler mit Tradition. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Manchmal müsse es gar keine Waffe oder ein Abwehrspray sein, meint Benjamin Ludwig. Dann holt er eine extrem helle, flackernde Taschenlampe aus dem Geschäft. »Wenn Sie damit jemandem in die Augen leuchten, kann der erstmal nichts mehr sehen, und sie können sich in Sicherheit bringen«, erklärt er. Nachdem ich die Taschenlampe angemacht habe, kann ich das bestätigen.

Beratung bei »Waffen Meyer«

Alfred Meyer ist ein Fachgeschäft, das großen Seltenheitswert hat. Deshalb kämen die  Kunden aus einem Radius von 150 km nach Wolfenbüttel, um sich hier beraten zu lassen. Das das Geschäft eigene Kundenparkplätze hat, ist ein extra Bonbon für Autofahrer. Ob neue Waffen, Reparatur, Jagdwerkzeug, Schießsport Bekleidung, Vereinsbedarf oder Ausrüstung für Hundehalter: Bei »Waffen Meyer« findet sich ein großes Angebot. Für Alfred Meyer und Benjamin Ludwig ist dieses Geschäft auch nicht nur ein Job.

Handwerk mit Zukunft

»Wenn Sie so was machen, dann müssen sie sich ganz und gar reinknien und immer am Ball bleiben«, meint Alfred Meyer. Dass er mit Benjamin Ludwig einen Nachfolger gefunden hat, der nicht nur das Handwerk des Büchsenmachers gelernt hat, sei schon ein Glücksfall. Dass zwischen den beiden auch die Chemie noch stimmt, mache die Sache perfekt. So ist gesichert, dass die lange Tradition der Meyers seit 1865 in diesem Metier weiter in die Zukunft weist.

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