Alexander Ambros von tsm.

»tsm« – Bodenbeläge für Draufgänger!

Der Holzmarkt wurde in den letzten Jahren umgestaltet und aufgewertet. Ich besuche dort an einem kühlen Herbstnachmittag Alexander Ambros in seinem Fachgeschäft »tsm«, dass mit einem Teppich-Supermarkt nichts mehr zu tun hat.

Die Achse zwischen der alten Garnisonskirche und dem Kornmarkt eignet sich wunderbar zum Flanieren. Geschäfte, Kultur, Kunst und Dienstleistungen wechseln sich ab.

Hier besuche ich ein kleines Geschäft mit einem großen Namen: »tsm«. Früher war dort ein Kinderbekleidungsgeschäft. Jetzt verspricht die Leuchtreklame über dem Schaufenster, dass ich dort »Bodenbelege und mehr« bekomme.

Es lohnt sich ein Besuch bei »tsm«.
Auf der Bummelmeile zwischen der Trinitatis-Kirche und dem Kornmarkt lohnt sich ein Besuch bei »tsm«. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

»tsm« bedeutet Teppich-Supermarkt. Den stelle ich mir allerdings anders vor – größer auf jeden Fall. »Eigentlich hat der Name nichts mehr mit dem zu tun, was wir machen. Aber viele Leute haben sich daran gewöhnt. Die Abkürzung ist selbst schon ein Markenzeichen«, werde ich von Alexander Ambros informiert. Ambros ist der Geschäftsführer von »tsm« und sitzt mit seinem Mitarbeiter Dirk Wenzlaff entspannt an einem Schreibtisch.

Viele Möglichkeiten

Der Geschäftsraum strahlt Behaglichkeit aus: Vom Eingang bis zum Ende säumen in dem schmalen Ladengeschäft unzählige Teppichmuster und aufgeschlagene Musterbücher links und rechts den Weg.

»Wir realisieren das, was sich der Kunde vorstellt. Ein „Geht-nicht“ gibt es bei uns (eigentlich) nicht«, erklärt Ambros. Er und sein Mitarbeiter Dirk Wenzlaff wirken auf mich wie eine eingespielte Mannschaft. Die beiden könnten wechselseitig auch eine Radiosendung moderieren. Während des Gesprächs ergänzen sie sich, führen das fort, was der eine gesagt hat.

Alexander Ambros und sein Mitarbeiter Dirk Wenzlaff.
Alexander Ambros und Dirk Wenzlaff – eine gut eingespielte Mannschaft. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

»Ich bin ihm ganz schön hinterhergelaufen, bis ich ihn hier hatte«, lacht der Chef und fügt gleichzeitig hinzu, dass ihm dieser Titel gar nicht so bedeutend sei. »Für einen kleinen Betrieb haben alle Mitarbeiter eine entscheidende Funktion«, erklärt er. Er nimmt sich in diesem Gefüge nicht so wichtig. Das Team besteht aus dem Chef, dem Verkaufsberater und vier Mitarbeitern, die vor Ort dafür sorgen, dass ein »Leben auf Qualität« erfüllt wird.

Nicht Job, sondern Leidenschaft

Alexander Ambros ist ein kommunikativer Mensch. »Leben auf Qualität« oder »Bodenbelege und mehr« – das alles sind Formulierungen, auf die er mit den Jahren gekommen ist, um das zu beschreiben, was er will und möchte.

Alexander Ambros zeigt ein Buch mit Materialproben für Teppichboden.
Alexander Ambros ist immer auf der Suche nach einer guten Lösung. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Denn mir wird schnell klar: Der »Teppichladen« ist für den gelernten Einzelhändler nicht nur ein Job – sondern Leidenschaft. »Er kann Probleme erkennen und hat sofort eine Lösung parat«, meint Dirk Wenzlaff. Alexander Ambros lobt seinen Mitarbeiter für seine geduldige und verständnisvolle Art. Beide strahlen eine ungekünstelte Harmonie aus und nehmen sich während unseres Gesprächs gegenseitig auf die Schippe.

Ich kann mir gut vorstellen, mich mit ihnen über allesmögliche zu unterhalten. Dass sie heute zusammenarbeiten, hat eine lange Vorgeschichte. Alexander Ambros ist froh darüber, denn in seinem handwerklich orientierten Geschäft, orientieren sich beispielweise auch die Arbeitszeiten an den Kundenwünschen. Dafür ist es aber ein Job, mit dem er sich vollständig identifizieren kann, erklärt mir Dirk Wenzlaff. Er hat früher in Hannover gearbeitet und freut sich jetzt nicht zuletzt über seinen kurzen Arbeitsweg.

Familiäre »Vorbelastung« …

Dass Alexander Ambros in der Teppichbranche »landet«, hätte er sich nicht träumen lassen. Obwohl – oder eben WEIL – sein Vater Teppichhändler war. »Mein Vater und ich sind uns zu ähnlich, deshalb habe ich mir nie vorstellen können mal in sein Geschäft einzusteigen«, schmunzelt Ambros.

Dirk Wenzlaffs Familie kommt ebenfalls aus der Branche. Das schreckte den Verkaufsberater im Gegensatz zu seinem Chef aber nicht ab.

Wohnqualität fängt beim Fußboden an ...
Wohnqualität fängt »ganz unten« an … © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Alexander Ambros berichtet mit viel Humor von seiner schulischen Ehrenrunde und der dadurch entstandenen Möglichkeit, gleich zwei Schulpraktika machen zu dürfen. Zunächst probierte er den Beruf des Konditors aus und schließlich den des Steuerberaters. Bei Letzterem war ihm bereits nach zwei Tagen klar, dass Steuerberater nicht sein Berufszweig sei.

Die Tatsache, dass Alexander Ambros noch heute ein leidenschaftlicher Hobbykoch ist, zeigt dagegen, dass er bereits als Schüler den »richtigen Riecher« hatte. »Ich stehe gerne lange in der Küche und nehme mir auch für die bodenständigen Gerichte beim Kochen viel Zeit«, berichtet er. Da wird der Braten sorgfältig mariniert und das »Sößchen« beharrlich reduziert. »Meine Frau kocht mehr für die Existenz und ich als Entspannung«, räumt er augenzwinkernd ein. Während der Chef über die Rezepte spricht, huscht ein genießerisches Lächeln über das Gesicht von Dirk Wenzlaff, der sich bereits von der Kochkunst seines Chefs überzeugen konnte.

Beratung wird bei »tsm« auch im übertragenen Sinn großgeschrieben.
Beratung wird bei »tsm« auch im übertragenen Sinn großgeschrieben. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

»Wenn ich die Zeit noch einmal zurückdrehen könnte, würde ich vielleicht Koch werden«, sinniert Ambros. Tatsächlich lernte er zunächst im Textilbereich im Einzelhandel – in der Sparte Berufskleidung. »Da haben wir die ausgefallensten Kunden bedient – vom Kranführer bis zum normalen Handwerker«, erinnert er sich.

Die Grenzöffnung

Es war ein großer historischer Umbruch, der auch das Leben von Alexander Ambros veränderte. 1989 fiel die Mauer, die Schlagbäume öffneten sich und sein Vater überlegte, in Brandenburg einen zweiten Laden zu eröffnen. »Ich war in dieser Zeit unglaublich neugierig auf dieses Land, das sich da hinter der Grenze auftat«, schwärmt Ambros.

Vater und Sohn hatten nun unterschiedliche Arbeitsgebiete – keiner konnte dem anderen in die Quere kommen. Der Junior nahm die Herausforderung also an und zog von der Großstadt Hannover in die Brandenburger Provinz.

Eine zweite Jugend

»Das war für mich eine unglaublich schöne Zeit. Dort habe ich noch einmal eine zweite Jugend erlebt. Diesmal auf dem Land mit allen Angeboten, die das Leben dort bereithält«, erinnert er sich. Alexander Ambros ist kommunikativ und ich kann mir gut vorstellen, wie er in dieser Zeit als Anfang Zwanzigjähriger auf die Situation zugegangen ist. »Bis heute haben sich für mich wichtige Freundschaften ergeben. Ich bin für diesen Lebensabschnitt sehr dankbar«, meint er.

Nach sechs Jahren gab es dann jedoch einen neuen Umbruch. Das Geschäft in Brandenburg war nicht zu halten und Ambros zog es zurück in den Westen. »Bekannte von meinem Vater machen mich auf einen Laden in Salzgitter aufmerksam«, erzählt er. Dort konnte er sich um das Thema Bodenbeläge und um Einrichtungsfragen kümmern.

Außerdem traf er dort seinen jetzigen Verkaufsberater. »Neben dem handwerklichen Aspekt spreche ich genauso gern mit den Menschen. Früher habe ich gern verkauft, und habe dazu auch ein gewisses Talent«, meint er rückblickend.

Nicht nur der Abschluss

Natürlich sei heute der Verkauf am Ende genauso elementar. Aber er sei ruhiger geworden. Der Geschäftsabschluss sei nicht mehr das einzige Kriterium für ihn.

Alexander Ambros telefoniert gerne mit seinen Kunden.
Alexander Ambros organisiert telefonisch seine Kundentermine. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

»Ich möchte in meinem Betrieb ein ehrlicher Handwerker sein, der zu dem steht, was er sagt. Das gebietet mir der Respekt vor den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite«, erklärt er mir die Firmenphilosophie. Vor allem kommt es ihm darauf an, seinen Kunden auch offen und ehrlich zu sagen, was möglich und sinnvoll sei und was nicht. »Wenn ich von einer Sache nicht überzeugt bin oder sie nicht vertreten kann, verkaufe ich sie nicht«, so Ambros.

Andererseits ist es für ihn wichtig, für seine Kunden da zu sein. »Neulich war eine ältere Dame da, die eine Öse für ihren Treppenteppich brauchte. So etwas mache ich auch gern einfach so als Dienstleistung, ohne gleich die Hand aufzuhalten«, erzählt er.

Dirk Wenzlaff hält die Planungen am Cpmputer fest.
Während Dirk Wenzlaff die Planungen am Computer festhält. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Respekt, das ist ein Wort, das im Gespräch häufig fällt. Und auch, wenn er selbst augenzwinkernd meint, dass ein Verkäufer besser nie über Sport, Religion und Politik sprechen sollte, bricht er für einen Augenblick diese Regel und wird sehr nachdenklich.

Persönliche Erlebnisse

Er erzählt von seinem Frisör auf dem Holzmarkt. Ein junger christlicher Syrer. »Was der Mann erlebt hat, das können wir uns gar nicht vorstellen. Und ich werde wirklich sauer, wenn diesen Leuten kein Respekt und kein Mitgefühl entgegengebracht werden«, meint er.

Diese Achtung gehe manchmal genauso bei der Behandlung von Handwerkern verloren, berichtet er. Er kenne das von Kollegen aus der Branche, dass den Menschen oft arrogant entgegengetreten wird. »Wenn bei mir zu Hause ein Handwerker etwas macht, biete ich ihm im Sommer ein Glas zu trinken an«, erklärt er seine Haltung, die nicht mehr überall anzutreffen ist.

»Wir haben viel Glück, dass unsere Kunden wirklich sehr nett sind«, freut er sich. Denn als Fachgeschäft für Bodenbelege, sei der Kundenkontakt das A & O.

Von Salzgitter nach Wolfenbüttel

Von Salzgitter kam Alexander Ambros nach Wolfenbüttel. Sein damaliger Chef hatte den Teppich-Supermarkt übernommen und seinen Mitarbeiter mitgenommen. »Ich schlug ihm vor, aus dem Supermarkt ein Fachgeschäft zu machen. Und er gab mir ziemlich freie Hand«, erinnert sich Ambros.

Eine riesige Auswahl an Materialien und Farben auf kleinstem Raum.
Eine riesige Auswahl an Materialien und Farben auf kleinstem Raum. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Durch einen plötzlichen Schicksalsschlag kam es allerdings anders als geplant. Sein Chef starb überraschend im Alter von 42 Jahren und die Übernahme des Geschäftes lag sozusagen in der Luft. »Die Jahre 2007 und 2008 waren für mich unglaublich ereignisreich. Ich übernahm ein Geschäft, obwohl ich gar nicht die finanziellen Mittel hatte. Ich fand die Frau meines Lebens und heiratete. Mehr geht fast nicht«, resümiert er.

Die Finanzkrise und die daraus folgende Konsumdelle machten ihm schwer zu schaffen. Nachdem auf dem grünen Platz ein fälliger Umbau eingeleitet wurde, kam der letzte, fast folgerichtige Schritt.

Auf den Holzmarkt

»Ich verlegte mein Geschäft hier auf den Holzmarkt und hatte nun endlich das, was ich wollte. Ein Fachgeschäft, das die Kunden von der Planung bis zur Realisierung betreut. Hier gibt es jetzt keinen Supermarkt zum Abholen für Großkunden mehr, sondern einen ruhigen Verkaufsprozess«, so Ambros.

Mit Dirk Wenzlaff habe er den idealen Mitarbeiter gefunden. »Ich bereite die Dinge hier vor und mein Chef führt sie dann zu Ende«, beschreibt der Verkaufsberater die Aufgabenteilung.

Als Fachgeschäft das individuelle Wünsche erfüllt, wird tsm in Wolfenbüttel immer mehr wahrgenommen. »Wir wachsen allein durch Empfehlung und gehen nicht in die Werbung. Schließlich ist ein überzeugter Kunde die beste Werbung«, meint Alexander Ambros. Und Dirk Wenzlaff nickt zustimmend.

Weitere Informationen zu »tsm«

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