»T-Shirt Schmiede« hört sich eigentlich nicht nach Handarbeit an. Was Bernd Höpner und seine Mitarbeiter hier aber ganz individuell und mit viel Herz herstellen, das ist alles andere als »von der Stange«.

Heute ist mein Ziel die »T-Shirt Schmiede« auf der Breiten Herzogstraße. Der engagierte Inhaber Bernd Höpner antwortete sofort auf die Frage nach einem gemeinsamen Treffen. Ich orientiere mich kurz: Auf der Breiten Herzogstraße ist ganz schön was los, und das nicht nur, weil es hier zwei ziemlich gut sortierte Nahversorger gibt.
Das Schild der »T-Shirt Schmiede« ist unscheinbar – aber trotzdem leicht zu finden. Als ich den Laden betrete sehe ich schon Bernd Höpner hinter seinem Tresen im Industrie-Stil sitzen: ein Computer auf dem Tresen und einer dahinter. Alles sieht nach Werkstatt aus. Und zur Veranschaulichung steht ein Amboss auf dem Verkaufstisch. Der »Schmied« scheint etwas auf dem Bildschirm zu suchen.
Hinter ihm streckt ein Berner Sennenhund gemütlich alle Viere von sich. Es ist mittags und ordentlich heiß draußen.

Wie alles begann…
Bernd Höpner hält einen Augenblick inne und begrüßt mich freundlich. Eigentlich ist seine Geschäftszeit für heute schon beendet, aber ich fühle mich trotzdem willkommen und stelle mich vor.
Einen kurzen Moment später gesteht mir mein Gegenüber lachend, dass er mich und unseren Termin im Trubel glatt vergessen hat. Es ist Urlaubszeit, und er arbeitet im Moment allein im Betrieb. Von Sommerloch merkt er aber nichts. Statt Ausreden oder geschicktem Theaterspiel erlebe ich Offenheit und Ehrlichkeit. Bernd Höpner braucht nicht lange, um sich auf die Situation einzustellen.
Bescheiden sorgt er sich, ob überhaupt genug Stoff da sei für ein Porträt. Ich spüre sehr rasch – es ist. Und behalte Recht. Meine erste Frage nach den Anfängen ist schnell beantwortet: 1997 beschäftigte er sich zuerst mit dem Thema Textildruck. 2009 eröffnete er dann sein Geschäft – zunächst im Laden nebenan.

Ich erfahre, dass er im Jubiläumsjahr 2019 mit seinem Laden aus der Innenstadt wegziehen wird. »Gerade, wenn Vereine oder Firmen größere Posten abholen müssen, ist das hier mit dem absoluten Halteverbot vor der Tür ziemlich schwierig«, erklärt er mir die Situation. »Bleiben Sie in Wolfenbüttel?«, frage ich gleich nach und werde sofort von Bernd Höpner beruhigt. Er ist ein bekennender Wolfenbütteler und er liebt diese Stadt. Einen anderen Standort für seinen Betrieb kann er sich nicht vorstellen.
Bevor wir das Gespräch weiterführen können, öffnet sich die Ladentür. Eine Mutter und ihre Tochter kommen herein. Bernd Höpner begrüßt seine Kundinnen freundlich. »Ich habe vorhin ganz vergessen das Geschäft abzuschließen«, lacht er später.
Persönliche Beratung ist wichtig
Es folgt ein Verkaufsgespräch. Die Tochter möchte ein Geschenk für ihre Freundin kaufen. Ein Kissen. Und natürlich soll ein Foto von den beiden drauf sein. Mutter und Verkäufer verhandeln, während sich die Tochter intensiv mit den Schaustücken beschäftigt. Bernd Höpner nimmt sich Zeit. Er erklärt, welche Kissengrößen es gibt. Er nennt die Preise, erklärt die technischen Voraussetzungen für den Motivdruck. Die beiden haben sich früh genug gemeldet und können deshalb die Bilder später übertragen.

»Das ist der typische Einzelkunde«, erklärt mir Bernd Höpner, als sich die beiden verabschiedet haben. Auch wenn solche Aufträge nicht den Hauptumsatz ausmachen, ist ihm die persönliche Beratung und der Kontakt zu seinen Kunden wichtig. »Ich erlebe immer wieder enttäuschte Kunden, über bedruckte Textilien aus Fernost, die von schlechter Qualität sind«, erzählt er. Das vermeintliche Schnäppchen wird schnell zum Flop.
Was seinen Laden hauptsächlich trägt und wachsen lässt, das sind Firmen- und Vereinskunden. So lässt Jägermeister Hemden bei Bernd Höpners »T-Shirt Schmiede« drucken. MKN oder SNT lassen sich bei Arbeitsbekleidung mit Firmenlogos veredeln, aber auch Freiwillige Feuerwehren, Autohäuser, Schulen und Vereine gehören zu seinen Stammkunden.
Vor gut zwanzig Jahren hätte sich der heutige Familienvater nicht träumen lassen, was aus seinem Hobby einmal werden würde.
Von MAN zum Textildruck
Denn begonnen hat Bernd Höpner seine berufliche Laufbahn bei MAN in Salzgitter. Dort hat er gelernt und als Elektriker viele Jahre gearbeitet. »Schon damals habe ich mich für grafische Dinge interessiert«, erinnert er sich. In der Abteilung, in der Busse beschriftet wurden, hatte er gern mitgeholfen, setzte sich zu Hause an den Computer und probierte sich selbst an Motiven aus.

Irgendwann ist die Idee gekommen, das auch einmal praktisch umzusetzen. Bei Trucker-oder Autotreffen, die er gern besucht hat, gab es schon in dieser Zeit bedruckte T-Shirts. Nichts von der Stange. Aber richtig gut gemacht fand er sie nicht. »Also habe ich ein Motiv entworfen und später die Motive von Hand aufgebügelt«, erzählt er mir. Mit 30 T-Shirts ist er losgefahren, hat sie auf seine Motorhaube gelegt – und alle rasch verkauft. 30 mal 25 DM in einer halben Stunde – der schnelle Umsatz beeindruckte Bernd Höpner. Und ein solches Lob gibt natürlich immer Motivation.
Neben Schicht und »Malochen« hatte er also sein Hobby gefunden. Er arbeitete, dachte sich neue Sachen aus, verkaufte, investierte und »frickelte« weiter. »Nach einem Jahr legte ich mir den ersten kleinen Transporter zu, dann kam ein LT später ein 7,5-Tonner«, erinnert er sich. Jahre später drohte beim LKW-Hersteller Kurzarbeit. Die Firmenleitung bot allen Mitarbeitern ein unbezahltes Jahr Urlaub mit anschließender Jobgarantie an. Und das war für Bernd Höpner die Torvorlage.
Chance genutzt

Er nutzte die Möglichkeit, nachdem er ein kleines Ladenlokal auf der Breiten Herzogstraße entdeckt hatte. Gründergeschichten müssen nicht unbedingt in Garagen anfangen. In Wolfenbüttel eignen sich dafür auch alte Fachwerkgemäuer. »Natürlich fing ich damals nicht von null an«, räumt Bernd Höpner ein. Eigentlich hatte er sich mit viel Fleiß schon seinen neuen Beruf aufgebaut und konnte auf Kunden zurückgreifen.
Die freigewordene Zeit, der abgefallene Druck, ohne Schicht und feste Arbeitszeiten seine Ideen verwirklichen zu können, gaben ihm zusätzlich Kraft. Nach ein paar Monaten habe er bereits gemerkt: Das ist es. Es folgten Verhandlungen mit seinem Arbeitgeber, mit einem Ausstieg aus der Lohnarbeit und der Möglichkeit, durch eine Abfindung den Neustart zu professionalisieren. Es klappte alles, und Bernd Höpner hatte sein Hobby zum Beruf gemacht. Das war 2009.
Und knapp zehn Jahre danach bereut der Selbstständige seinen Schritt nicht. Während wir durch den Laden und die Werkstatt gehen wird mir klar: Der Laden ist eigentlich eine kleine Manufaktur.
Bernd Höpner veredelt

Bernd Höpner »verfeinert« sozusagen Industrieprodukte, die sich bedrucken lassen: Hemden, Kissen, Schals, Jacken, Tassen, Kissen, Banner, Folien, usw. . In den vergangenen Jahren hat er seine Bildsprache gefunden. »Ich mag es nicht, wenn Fotos einfach nur viereckig auf das Produkt übertragen werden, so wie es alle anderen machen. Wir bearbeiten die Fotos vorher noch fransen die Ränder der Fotos aus. Dann ist der Übergang nicht so hart«, verrät er mir ein Geheimnis für seinen Erfolg. Denn seine Arbeit kommt gut an.
Ein anderer Garant für zahlreiche Kunden: Von Anfang an hat er bei seinen Maschinen auf Qualität gesetzt. Praktisch veranlagt wie er ist, hat er sich nicht nur um den Innenausbau des Ladens gekümmert, sondern hat sich auch in komplizierte Druckmaschinen eingefuchst. Wenn Bernd Höpner eine Tasse bedruckt, dann strahlt diese auch noch nach ein paar Monaten in der Spülmaschine. »Wir kleben das nicht nur drauf. Die Bilder werden richtig eingebrannt und halten ein paar tausend Spülmaschinengänge durch«, verrät er.
Seine Hilfe nutzen auch andere Kollegen, weil es in der »T-Shirt Schmiede« einfach gute Druckmaschinen gibt. In der Branche gibt es ein gutes Netzwerk zwischen Druckern, Grafikern, Mitbewerbern und Großhändlern, die sich gegenseitig helfen. Von den Textilgroßhändlern bekommt Bernd Höpner eine riesige Produktauswahl geliefert – bis 15-XL! Hinten auf dem Schreibtisch türmen sich Muster von neuen Produkten, die auf seine guten Ideen und Motive warten.
Viel Handarbeit

Das Geschäft auf der Breiten Herzogstraße zieht sich bis zum idyllischen Hinterhof lang – und doch ist alles eben ein bisschen zu klein geworden. Auf einem Tisch sehe ich den Jägermeisterhirsch. Mit Pinzetten muss das Geweih fein ziseliert für jedes Hemd freigelegt werden. Das ist echte Handarbeit. Die Druckverfahren, die mir Bernd Höpner erklärt und gleich vorführt, faszinieren mich. Hier ist viel Technik, aber trotzdem ist eben auch der Mensch gefragt.
In Stoßzeiten kommt er ohne Hilfe längst nicht mehr aus. Er ist froh und glücklich eine engagierte Mitarbeiterin gefunden zu haben, die hier einen richtig guten Job macht erklärt er.
Neben der Vernetzung in der eigenen Branche freut Bernd Höpner, dass er auch als Geschäftsmann in der Lessingstadt angekommen ist. »Früher kannte ich niemanden von den anderen Geschäftsleuten. Heute kann ich mich mit sehr vielen austauschen. Es sind persönliche Verbindungen entstanden«, erzählt er mir.

Bernd Höpner ist nicht nur beruflich glücklich. Auch wenn seine Arbeit ihm wenig Zeit für Familie, Reisen und Hobbys lässt, beklagt er sich nicht. »Ich arbeite hier wirklich gern«, bekennt er. Auf »sein Wolfenbüttel« lässt er nichts kommen. Er liebt die Spezialitäten von Nourdin Tires Bistro unter den Krambuden, kooperiert mit den Mad Dukes – Bierbrauern, und er besucht gern das alte Kino. »Im Filmpalast ist eine richtig gute Kinoatmosphäre«, meint er. Das Cato war sein erster Rechnungskunde – und hier macht sich Bernd Höpner auch fit, wenn er Zeit hat.
Natürlich gibt es auch Probleme in der Stadt. Aber die Meckerer, meint er, sollten einfach registrieren, was die Stadt zu alles zu bieten hat.

Positive Zukunft
Für sich sieht er positiv in die Zukunft. Mit dem anstehenden Umzug seines Geschäftes ist auch etwas Wehmut verbunden. Wo genau seine Kundinnen und Kunden dann individuelle Geschenke bekommen, verrät er mir aber noch nicht. Nur so viel: Der neue Standort der »T-Shirt Schmiede« ist gut erreichbar und es wird eigene Parkplätze geben. Vor allem kann er dort endlich auch sein ganzes Angebot zur Schau stellen.
Denn neben gelegentlichen Festivalbesuchen, werkeln er und seine Mitarbeiter vor allem in der Lessingstadt. Hier kann Bernd Höpner zwischen Kundenberatung, kreativer Ideensuche und deren Umsetzung pendeln. Die »T-Shirt Schmiede« ist kein T-Shirt-Drucker, wie er im Internet dutzendfach zu finden ist. Nach der persönlichen Begegnung zeigt sich ein leidenschaftlicher Mensch, der so begeistert von seiner Arbeit ist, dass ich mir am liebsten gleich ein T-Shirt bedrucken lassen würde…

Weitere Informationen zur »T-Shirt Schmiede«
- Adresse: Halchtersche Straße 2a, 38304 Wolfenbüttel
- Telefon: 05331 9450978
- E-Mail: info@t-shirtschmiede.de
- Öffnungszeiten auf www.t-shirtschmiede.de
Ein Gedanke zu “Die »T-Shirt Schmiede« ist anziehend anders!”