Seit mehr als 45 Jahren gibt es das Wolfenbütteler Familienunternehmen »FLEWO« bereits. Mit einem großen Angebot an Elektronik und Veranstaltungstechnik überzeugt der Betrieb am Rehmanger 7 seine Kunden mit fachlicher Beratung und individueller Veranstaltungstechnik.
Heute bin ich auf dem Weg quer durch die Stadt in das Gewerbegebiet West von Wolfenbüttel. Hier am Stadtrand bin ich mit der Unternehmerfamilie Flemmig verabredet, um mehr über ihr Geschäft »FLEWO« zu erfahren. Der Firmenname setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von »Flemmig« und »Wolfenbüttel« zusammen. Was sich hinter dem Namen verbirgt, habe ich vorher auf der Internetseite nachgelesen: Elektronik mit Sicherheitstechnik, Satellitenanlagen, Lautsprechertechnik, Beleuchtung und Elektroinstallationen. Außerdem bietet »FLEWO« eine Vielzahl von Dienstleistungen rund um die Vermietung und Installation von Bühnentechnik an: zehn Bühnen, diverse Beschallungsanlagen, Lichtanlagen, Video- und Absperrtechnik. Dirk Flemmig hat vor einigen Jahren den Betrieb seiner Eltern Hilde und Herbert übernommen und leitet heute das Geschäft. Er erzählt mir, dass es »FLEWO« trotz Strukturwandel geschafft hat erfolgreich am Markt zu bestehen, weil sich das Geschäft ständig weiterentwickelt hat: angefangen vom Reparaturbetrieb über die Anfertigung elektrischer Geräte bis hin zur Vermietung moderner Veranstaltungstechnik.
Seit 1971 in Wolfenbüttel
Der Betrieb ist in einem funktionalen Gebäude untergebracht und wirkt von außen zunächst unscheinbar. Der rote Buchstabe »F« auf dem Dach fällt mir aber sofort ins Auge. Ich habe noch ein bisschen Zeit, bevor ich mit dem Juniorchef sprechen kann. »Mein Sohn steht noch im Stau. Er hatte noch einen Kundentermin und nimmt sich gleich Zeit für den Bericht«, erfahre ich von Herbert Flemmig, der den Betrieb 1971 gegründet hat. Ich bin kein »typischer« FLEWO-Kunde, da ich kein großes Interesse an Elektronik habe. Während ich neugierig auf den Geschäftsinhaber warte, stöbere ich aber doch ein wenig in der Auslage. Ich finde Funkuhren, Autoradios und Lautsprecher jeder Art, Kabel, Stecker, Zeitschaltuhren, Alarmanlagen, und viele weitere Teile. Während ich mich umsehe, kümmert sich der Seniorchef geduldig um zwei Jugendliche, die sich eine Ausrüstung für ein Videoprojekt zusammenstellen. Als die beiden weg sind, erzählt mir Herbert Flemmig, dass es beim Hochzeitsfilmen richtig professionell zugeht. »Auf türkischen und arabischen Hochzeiten wird mehr gefilmt als fotografiert«, sagt er mir und trägt die Bestellung der hochmodernen Ausrüstung sorgfältig in einen altmodischen Bestellordner ein.
Ausgefallene Wünsche
Ein paar Minuten später werden zwei ältere Herren von ihm beraten, die ausgiebig die Verstärkeranlagen im hinteren Bereich des Geschäfts begutachten. Am Verkaufstresen gibt es dann eine angeregte Unterhaltung über alte Sennheiser Mikrofone, über entsprechende Anschlüsse und schließlich über private Themen wie Urlaub. Bei »FLEWO« nimmt sich Familie Flemmig gerne Zeit für ein gutes Fachgespräch mit ihren Kunden. Der nächste Kunde sucht ein ganz spezielles Kabel – der übernächste ist auf der Suche nach speziellen Elektronikkleinteilen. Ich bin überrascht von dem bunt gemischten Publikum und begeistert von der persönlichen Beratung jedes Einzelnen. Neben dem gewünschten Produkt gibt es von Herbert Flemmig viele hilfreiche Tipps zur Anwendung. Als sein Sohn Dirk mit dem Lieferwagen hinten auf den Hof rollt, beschäftigt mich die Frage, wie dieser Laden eigentlich entstanden ist. Der Juniorchef begrüßt mich freundlich und wir setzen uns schließlich an einem Besprechungstisch abseits der Verkaufsfläche. Dirk Flemmig stellt eine Flasche Wasser und zwei Gläser auf den Tisch, setzt sich entspannt neben mich und atmet kurz durch. »Im Moment ist so viel los, dass ich kaum zum Verschnaufen komme«, sagt er zufrieden.
Ein weiter Weg
Was heute »FLEWO« ist, hieß früher »Flemmig-Elektronik« und ist seitdem ganz schön gewachsen. Herbert Flemmig kommt aus Pulsen (Sachsen). Nach seiner Lehrzeit bei der Firma Braun in Frankfurt kam er über Umwege nach Wolfenbüttel und brachte seine Frau Hilde gleich mit. Sie arbeiteten zunächst bei der Kuba-Tonmöbel-Produktion. Als die Produktion schließen musste, machte sich der von Elektronik begeisterte Herbert Flemmig selbstständig und verkaufte zunächst Rundfunk-und Fernsehgeräte. 1974 kam ihm die Idee, Lichtorgeln zu produzieren. Das Geschäft lief zunächst sehr erfolgreich, bis die Konkurrenz aus Fernost den Markt eroberte, berichtet Dirk Flemmig in ruhigen konzentrierten Worten. Der Betrieb musste umstrukturiert und verkleinert werden und zog in neue Geschäftsräume auf die Lange Straße. Hier wurde der Betrieb schnell zur Anlaufstelle für Bastler und Tüftler. Nur zufällig entstand bei »FLEWO« auch die Sparte »Veranstaltungstechnik«, erinnert sich Dirk Flemmig: »Weil wir Lautsprecher verkauften, wurden wir oft gefragt, ob wir nicht auch Anlagen für Schützenfeste verleihen. Und so kam eins zum anderen.« 2003 stieg er nach seiner Lehre als Rundfunk- und Fernsehmechaniker und vier Jahren Bundeswehr in den Betrieb seiner Eltern ein.
Aufgabenteilung zwischen den Generationen
Seine Eltern kümmern sich heute vor allem um das Ladengeschäft. Dirk Flemmig ist seit 2006 Bühnenmeister und hat im hinteren Bereich des Betriebes ein stattliches Lager und einen Fuhrpark mit vielen Bühnen, Gerüsten, Lampen, Lautsprechern, Videotechnik, … »Meine Eltern und ich haben uns die Arbeitsbereiche aufgeteilt und arbeiten sehr gut zusammen«, stellt er fest. Wegen dem großen Lagerbedarf für die Veranstaltungstechnik wurde für den Familienbetrieb lange nach einer geeigneten neuen Immobilie in Wolfenbüttel gesucht. Schließlich wechselte dann 2012 das Geschäft von der Innenstadt in das Gewerbegebiet am Rehmanger. Auf der Langen Straße arbeitete der Betrieb mit fünf Außenlagern und das war auf die Dauer zu umständlich, meint Dirk Flemmig. »Der Standort hier ist für uns ideal. Wir haben eine direkte Autobahnanbindung und der Baumarkt in der Nähe ergänzt unser Angebot perfekt. Wenn wir etwas nicht haben, schicken wir die Kunden rüber und umgekehrt«, erklärt er mir die Koexistenz. Die wirtschaftlichen Veränderungen der Rahmenbedingungen in den letzten 40 Jahren spornten den Familienbetrieb vor allem an.
Dienstleistung ist Trumpf
Das Wegbrechen der Produktion wurde bei »FLEWO« durch moderne Dienstleistung ausgeglichen. Diese Strategie greift auch in anderen Bereichen. Dirk Flemmig stellt klar, dass in einigen Bereichen das Internet natürlich billiger ist als er. Aber dafür bietet er Dienstleistungen und Service an, die den Bestand des Betriebes sichern: »FLEWO« baut private Alarmanlagen ebenso ein, wie gewerbliche Videoüberwachung, übernimmt kleinere Elektroinstallationen, verkauft Autoradios und HIFI-Technik für das Auto und baut die Technik auch fachgerecht ein. »Wir sehen uns als Fachhändler für die Menschen in der Stadt«, bekennt Dirk Flemmig. Das ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, von der so oft geredet wird, schmunzelt er. Es gibt Hersteller, die stattdessen vor allem zum Wegwerfen produzieren würden. Wenn es ein Problem gibt, wird sofort etwas Neues gekauft anstatt es zu reparieren. Bei »FLEWO« wird zur Not noch selbst der Lötkolben angeworfen, um alte und beständige Geräte zu retten. »Damit werde ich zwar nicht reich, aber dieser Service gehört für eine Stadt wie Wolfenbüttel einfach dazu«, so Dirk Flemmig.
Keine Langeweile in Wolfenbüttel
Das Gerede von Langeweile, lässt er nicht gelten. »Ich habe mich hier noch nie gelangweilt«, bekennt der passionierte Schwimmer. Er ist seit seinem siebten Lebensjahr bei der DLRG aktiv. Noch heute arbeitet er dort ehrenamtlich. »Es macht mir Spaß, wenn ich dort jungen Menschen ins Ehrenamt helfen kann«, freut er sich. »Wolfenbüttel hat ein Theater, Kinos, Schwimmbäder eine tolle Altstadt – ich lebe hier gern«, schwärmt er für seine Stadt. Und er ist stolz auf seinen Elektronikladen, bei dem ich als Laie geduldig beraten und als kleiner Kunde ernst genommen werde. Denn die Bühnentechnik gibt es nicht nur für die »Großen«. Auch für private Feiern kann schon für »kleines Geld« etwas geliehen werden, überzeugt mich Dirk Flemmig von seinem Angebot. So begegnet Familie Flemmig dem Strukturwandel. Mich hat ihr Konzept jedenfalls überzeugt.