»Altes Kaffeehaus« – das klingt nicht nach Restaurantküche, jedenfalls für Menschen, die Wolfenbüttel nicht kennen. Ich habe schon so manchen Abend im Gewölbekeller verbracht, wenn es nach einem langen Tag hieß: Hast Du Lust zu kochen?
Ein Blick in den Kühlschrank, und die Sache ist klar. Im Kaffeehaus, das zum renommierten Parkhotel gehört und seit über 20 Jahren von den Brüdern Hoffmann betrieben wird, gibt es alles, was ich mir wünsche: eine abwechslungsreiche Karte, gutes Essen und freundlichen Service.
Ein Hügel mit Geschichte
Deshalb ist dieser Termin mit Denver ein echtes Heimspiel. Denver kommt mit seiner besseren Hälfte. Und diesmal haben die beiden nur eine Kamera dabei. Wir treffen uns vor dem Parkhotel, das auf einem Hügel zwischen Lessingtheater und Stadtgraben liegt. Letzteren kann man von der wunderbaren Terrasse aus bewundern.
Dieser Hügel schreibt wirklich Geschichte und ist eine frühe Meisterleistung des touristischen Marketings der Lessingstadt. Wir blicken kurz zurück auf die Zeit vor knapp 200 Jahren. Wir schreiben das Jahr 1838. Vor gerade mal drei Jahren wurde die erste Eisenbahnstrecke in Deutschland freigegeben.
Die Idee eines Kaffeehauses
Sie führte von Nürnberg nach Fürth. Jetzt verband dieses sensationelle Fortbewegungsmittel Wolfenbüttel und das benachbarte Braunschweig. Und weil man ein bisschen Leben in die verschlafene Residenzstadt bringen wollte, hatte die herzogliche Eisenbahngesellschaft eine grandiose Idee.
Auf diesem kleinen Hügel wurde ein Kaffeehaus errichtet. Ganz so, wie es dem Zeitgeschmack entsprach mit einer verspielten Grotte, einem Gebäude mit Zwiebeltürmchen und Zeltdächern. Über die Zeit ist die Grotte geblieben, in der Tanny und Denver gern gegessen hätten.
Die rotierende Geschäftsführung
»Im Winter öffnen wir die Grotte immer. Jetzt im Sommer ist die Terrasse und unsere erste Etage das Hauptarbeitsfeld«, erklärt uns einer der Geschäftsführer des Hauses, Stephan Hoffmann. Er betreibt dieses Hotel und den Starenkasten in Braunschweig-Rüningen seit langer Zeit.
Jährlich wechseln die Brüder den Standort. »Das beugt der Routine vor und motiviert unheimlich. Man sieht nach einem Jahr das eine oder andere gar nicht mehr so genau«, lacht er. Dass es auch immer ein kleiner Wettstreit innerhalb der Familie sei, sollten wir nicht verraten. Natürlich sind wir verschwiegen.
Feedback als Motivator
Der Essensraum in der ersten Etage ist gut gefüllt. Eine Tafel mit einer Gesellschaft, dann Familien, Paare, einzelne Hotelgäste. Den Kellner kenne ich seit Ewigkeiten, gefühlt. »Wir sind wirklich ein beständiges Team hier, das mit dem Hotel gewachsen ist«, meint Stephan Hoffmann. Auch der Küchenchef sei seit über 20 Jahren mit an Bord.
Wie man es schafft, immer motiviert zu bleiben, möchte ich wissen. Stephan Hoffmann zögert einen Augenblick, nimmt seine schwarze Brille ab und lächelt: »Es ist die Dankbarkeit der Gäste, dieses freundliche Feedback nach einem gelungenen Abend, das uns immer wieder Kraft gibt.«
Persönlicher Service im »Alten Kaffeehaus«
Egal ob Betriebs- oder Familienfeiern oder familiäre Jubiläen. Die Gäste werden vom Geschäftsführer stets persönlich begrüßt. Eine individuelle Vorbereitung ist den beiden wichtig. Und auch an diesem Abend schaut Stephan Hoffmann an den Tischen vorbei.
Er fragt, hört sich an, was die Gäste zu sagen haben oder setzt sich dazu. »Wollen wir das gutbürgerlich nennen, die Küche hier«, diskutieren wir am Tisch. Oder einfach Deutsch? Mit Letzterem kann sich Stephan Hoffmann anfreunden. Das sei ja heute schon fast ein Alleinstellungsmerkmal, schmunzelt er.
Wer die Wahl hat …
Wir sind uns für die Bestellung schnell einig. Denver hat die Erstentscheidung. Er wählt den Burger. Klar. Tanny und ich sind nicht ganz so entscheidungsfreudig. Sie liebäugelt mit dem Rumpsteak – wie ich – oder den Grottenteller mit verschiedenen gegrillten Fleischsorten.
Bei mir ist noch das Züricher Geschnetzelte Favorit, das ich schon genossen habe, oder der Zander. Schwierig. Im Laufe der Jahreszeiten gibt es immer eine Marktkarte mit saisonalen Produkten. Einmal muss gewählt werden: Tanny bleibt beim Grillteller, ich beim Rumpsteak – medium rare.
Jägermeister zum Flambieren
Vorher werden aber die Vorspeisen serviert. Denver nimmt Caprese mit frischen regionalen Tomaten und cremigem Mozzarella. Tanny und ich bekommen Melone mit Schinken – einmal anders zubereitet. Die salzigen Noten des Schinkens harmonieren auf das Trefflichste mit den süßlich-säuerlich-frischen Aromen der Melone.
Dann kommen die Hauptgerichte. Ich bin gespannt, ob das Rumpsteak wirklich medium rare ist. Es ist. Die flambierte Jägermeistersauce ist ein Gedicht zu dem zarten Fleisch, den Zwiebeln, der Kräuterbutter und den deftig gebratenen Bratkartoffeln.
Das schönste Theater Deutschlands
Die sind so lecker, dass ich mein nächstes Essen im Kaffeehaus bereits weiß: Hausgemachtes Sauerfleisch… Wir genießen unser Mahl vor der großen Fensterfront mit Blick auf das schönste Theater Deutschlands. Das Fenster zu einem kleinen Balkon ist offen und die Sommerluft strömt mild in den Raum.
Ob man auch nach einem Besuch dort etwas trinken und eine Kleinigkeit essen kann, möchte ich wissen. Es geht, verrät mir Stephan Hoffmann und meint: »Meistens sieht man dann noch die Schauspieler, die im Hotel zu übernachten pflegen.«
Außen knusprig und innen weich…
Tanny ist mit ihrem Grillteller höchst zufrieden. Denver schwelgt im Burgerglück – ohne Cocktailsauce. Solche kleinen Wünsche werden selbstverständlich erfüllt. Er lobt die Pommes frites: außen knusprig und innen weich. »Da braucht man überhaupt keine Sauce«, stellt er fest.
Die Getränke: Das Kaffeehaus hat eine gute Weinkarte, Wolters am Hahn und Krombacher als Weizen. Tanny nimmt einen Chardonnay. Denver und ich Weizen. Als wir uns am Ende in der Grotte dann mit Stephan Hoffmann treffen, um mit dem Jägermeister Manifest einen edlen Absacker zu uns zu nehmen, wissen wir:
Das »Alte Kaffeehaus« kann auch süß
An dieser Theke kann man verweilen. Nicht zu unterschlagen ist das Dessert, das wir uns heute gönnen. Der Abend ist so entspannt und lang, dass ein bisschen Eis immer passt. Die Rote Grütze hätte ebenso gelockt. Das Kaffeehaus kann auch süß.
Tanny nimmt ein gemischtes Eis mit Sahne und begeistert sich besonders für die Schokoladenstücke. Ich wähle einen Tartuffo Classico. Die kalabrische Eisspezialität ist, wie der Name nahelegt, einem Trüffel nachempfunden, besteht traditionell aus Nuss oder Schokoladeneis und wird anschließend in Schokoladenpulver gewälzt.
Das Fazit: Ein guter kulinarischer Partner in der Region
Das Fazit: Meine Erfahrungen haben sich bestätigt. Tanny meinte schon beim Hauptgang kauend: »Hier kann man Essen gehen.« Deutsche Küche mit internationalen Anklängen, immer auch kleine Experimente und Überraschungen, aber genauso Klassiker, lassen das »Alte Kaffeehaus« zu einem guten kulinarischen Partner in der Region werden.
Weitere Informationen über das Restaurant »Altes Kaffeehaus«
• Adresse: Harztorwall 18, 38300 Wolfenbüttel
• Telefon: 05331 – 8880
• Internetseite vom Alten Kaffeehaus.