von Kai-Uwe Ruf
Thomas Leupold leitet seit 30 Jahren die Geschicke von Behrens Optik
Es ist viel los an diesem Vormittag im Brillenfachgeschäft Behrens Optik in Wolfenbüttel. An zwei Tischen sitzen Kundinnen und lassen sich zu neuen Brillenmodellen beraten. Weiter rechts hat Augenoptikermeister Dominik Reinecke gegenüber einer Kundin Platz genommen und untersucht ihre Augen. Mit einem Präzisionsgerät kann er unter anderem feststellen, welche anatomischen Besonderheiten das Kundenauge aufweist. Diese Daten sind für eine individuelle Brillenversorgung wichtig.

Auch Geschäftsführer Thomas Leupold ist im Gespräch. Eine ältere Dame steht vor ihm, nimmt ihre Brille ab und sagt: „Sehen Sie, sie drückt.“ Auf dem Nasenrücken der Kundin sind kleine Druckstellen zu sehen. Außerdem rutsche die Brille oft ein wenig nach vorne. Thomas Leupold hört genau zu. Dann nimmt er Brille und Nasenrücken in Augenschein. Keine Frage, der Sitz muss korrigiert werden.
„Solche Gespräche mit den Kunden sind mir wichtig“, sagt mir Thomas Leupold später. „Das macht einen Teil des Berufs aus. Man weiß nie, wer als nächstes durch die Tür kommt.“ Augenoptiker müssen viele verschiedene Talente mitbringen, wenn sie in ihrem Job gut und glücklich werden wollen. Da ist die technische Seite, für die man physikalisches Wissen und Materialkenntnisse benötigt. Augenoptiker sind Handwerker mit einer Leidenschaft für Präzision. Hinzu kommt aber auch ein Gespür für modische Trends. Brillen sind schließlich auch immer Schmuckstücke. Sie müssen zum Gesicht des Kunden passen und auch seinen Charakter unterstreichen – mal dezent, mal auffällig.

Bei Behrens Optik spielt all das zusammen und ein Schuss Psychologie kommt auch noch mit dazu.
Thomas Leupold geht es um mehr als nur den Service-Gedanken: „Mir gefällt, dass ich anderen Menschen helfen kann. Dass ich dazu beitragen kann, dass sie besser sehen und sich dadurch besser in ihrer Umgebung zurecht finden.“
Seit 30 Jahren leitet er das Unternehmen Behrens Optik. Im Januar 1995 übernahm er gemeinsam mit seiner Frau Monika das Geschäft an der Langen Herzogstraße 6 in Wolfenbüttel.
Dass er den Beruf des Optikers ergreifen würde, stand für ihn schon früh fest. Das Brillen-Fachgeschäft gehörte seinem Vater. Nach der Schule war er oft dort und konnte so hinter die Kulissen blicken. „Ich habe schnell Interesse entwickelt“, sagt er. Seine Lehre begann er 1979 im väterlichen Betrieb. Auch seine Frau Monika machte dort eine Ausbildung zur Augenoptikerin. Ab 1987 besuchten die beiden gemeinsam in Karlsruhe die Meisterschule. Dass er das Geschäft schon bald übernehmen würde, ahnte er nicht, als er 1991 gemeinsam mit Monika aus Karlsruhe zurückkam. Aber sein Vater, Klaus-Jürgen, übergab das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen früher als erwartet.
Thomas und Monika gaben Behrens Optik bald ein ganz neues Erscheinungsbild. Die weiße Fassade im Stil der 80er-Jahre mit mehreren eckigen Ausbuchtungen musste weichen. Nun orientierte sich die Front des Geschäfts wieder mehr am traditionellen Stil, aus den Anfangsjahren des Geschäfts. „Für die Umgestaltung haben wir viel Lob von der Stadt erhalten“, erzählt Thomas Leupold und in seiner Stimme schwingt dabei ein wenig Stolz mit.

Aber auch die Geschäftsräume bekamen ein neues Erscheinungsbild. Helles Holz sorgt für eine freundliche Atmosphäre. Mehrere hundert Brillen liegen nun auf Regalen, die dezent indirekt beleuchtet werden. Unauffällig angebrachte Spiegel machen es jedem Kunden leicht, zu sehen, ob ihm ein Brillengestell gut zu Gesicht steht. Bei der Gestaltung der Räume arbeiteten die Leupolds mit einem Tischler aus Wittmar zusammen. „Uns war es wichtig, regionale Verbindungen zu schaffen“, sagt Thomas.

Dann lädt er mich zu einer Besichtigung der Werkstatt ein. Über eine enge Wendeltreppe geht es in den ersten Stock. Dort, direkt über dem Verkaufsraum werden die Gläser in die Brillengestelle eingepasst. Vor den Fenstern, von denen aus man auf die Lange Herzogstraße blickt, steht eine große Werkbank. Sie ist mehrere Meter lang. An einem Board hängen Dutzende Zangen, Klemmen und Schraubenzieher. Es sieht ein wenig aus, wie bei einem Uhrmacher. Einige der Werkzeuge sind geradezu winzig. Keine Frage: Augenoptiker müssen Feingefühl und eine ruhige Hand haben, um damit präzise zu arbeiten.
Und sie müssen neben traditionellem Handwerk auch den Umgang mit modernster Technik beherrschen. So wie Claudia Voigt. Sie passt gerade Brillengläser in eine neue Fassung ein. Nachdem sie ein Glas vorbereitet hat, spannt sie es in eine weiße Maschine ein. Durch ein kleines Fenster kann ich das Glas in der Maschine sehen. Dann schließt Claudia Voigt das Gehäuse und drückt auf einen Knopf. Von einem Computer gesteuert beginnt die Maschine zu arbeiten. Es zischt und rauscht. Durch eine Kunststoffscheibe hindurch sehe ich nun, wie das Brillenglas von Wasser umspült wird, kurz danach verschwindet es komplett in einem Wasserstrudel. Es riecht ein wenig angebrannt und anschließend steigt mir eine Art Knoblauchgeruch in die Nase. Ich schaue Claudia Voigt fragend an. „Ja, Knoblauch“, sagt die Augenoptikerin: „Das ist der typische Geruch beim Schleifen.“
Anschließend ist wieder Handarbeit gefragt. Claudia Voigt nimmt das Glas aus der Maschine und schleift ganz vorsichtig die Ränder ab. Fertig.

Thomas Leupold betont: „Jede Brille, die hier entsteht, ist eine Einzelanfertigung. Wir schicken keine Brillen weg und bekommen sie dann fertig wieder zurück. Alles geschieht hier bei uns.“ Bei Fachfirmen bestellt werden lediglich die Gestelle und die Gläser. So wird die Werkstatt zum eigentlichen Herzstück des Geschäfts. Neben aller Technik bleibt dort auch Platz zum Schmunzeln. Gegenüber der Werkbank haben Mitarbeiter ein großes Poster an die Wand gehängt. Darauf ist ein riesiger bunter Frosch mit großen, fröhlichen Augen und einer bunten Brille zu sehen. Es ist ein garantierter Stimmungsaufheller.

Und dann geht es noch weiter nach oben. Über die enge Wendeltreppe steige ich in den zweiten Stock. Dort hat Behrens Optik ein Kontaktlinsen-Studio eingerichtet. Seit seiner Geschäftsübernahme hat Thomas Leupold Angebot und Service im Bereich der Linsen immer weiter entwickelt. Im Studio gibt es Tische und Spiegel mit deren Hilfe Kunden den Umgang mit Kontaktlinsen üben können. Anfänger müssen zunächst feststellen, welche Linsen für ihre Augen geeignet sind. Außerdem erfordert es ein wenig Übung, die kleinen durchsichtigen Objekte richtig einzusetzen. Dort können Thomas und seine Mitarbeiter den Kunden zeigen, wie es richtig funktioniert.
Zurück in den Verkaufsraum. „Gut aus Sehen“ steht dort in großer Schrift an einer Wand. Klar geht es ums Sehen, aber auch ums Aussehen. Und weil die Mode dabei auch eine wichtige Rolle spielt, fahren Thomas und Monika regelmäßig auf Messen. Wenige Tage vor meinem Besuch kamen sie aus München zurück. „Auffällige Gestelle aus Kunststoff oder dünnrandige aus Metall“, fasst Thomas den aktuellen Trend zusammen. Gemeinsam mit seiner Frau hat er sich in München informiert. Neue Brillenfassungen haben die beiden allerdings noch nicht bestellt. „Welche Fassungen wir einkaufen, entscheiden wir zusammen im Team“, erklärt er. Jeder habe einen anderen Geschmack. Alle sollen mit ihren Vorlieben vertreten sein.
Und das ist das Team von Behrens Optik:
Thomas Leupold, Augenoptikermeister, Inhaber seit 1995
- Monika Leupold, Augenoptikermeisterin, seit 1983 im Unternehmen
- Dominik Reinecke, Augenoptikermeister, seit 2022 im Unternehmen
- Clauda Voigt, Augenoptikerin, seit 2022 im Unternehmen
- Anne Benjamins, Augenoptikermeisterin, seit 2007 im Unternehmen
- Kirsten Schulze, Augenoptikermeisterin, seit 2023 im Unternehmen
Weitere Informationen zu »Behrens Optik«
- Adresse: Lange Herzogstraße 6, 38300 Wolfenbüttel
- Telefon: 05331 1207
- eMail: info@behrensoptik.de
- Instagram: instagram.com/behrens.optik
- Öffnungszeiten auf www.behrensoptik.de
2 Gedanken zu “Thomas Leupold und die Erfolgsgeschichte von Behrens Optik”