Wirt La Domenica

Wie ein Wiener Genießer Wolfenbüttel entdeckt

Aufgedeckt: kulinarische Köstlichkeiten zum Dahinschmelzen … unterwegs mit Keno Hennecke.

Wolfenbüttel? Ach was! Ich wusste schon länger, dass sich mein österreichischer Freund Toni neuen Herausforderungen stellen will und deshalb einen Job in Deutschland angenommen hat. Obwohl Wolfenbüttel gar nicht so weit von Göttingen entfernt ist, kannte ich es nur von Dienstreisen. Also, auf zur gemeinsamen Entdeckung! Ich buchte ein Zugticket, und auch das Hotel war fix reserviert.
Womit aber starten, in einer Stadt, die wir beide kaum kennen?

Sylter Eis statt Kaiserschmarrn
Ich habe in Erinnerung, dass ein Besuch in der Sylter Eismanufaktur lohnenswert sei. Na, dann los. Vor der Eisdiele befindet sich eine kleine, schön gestaltete Terrasse mit zahlreichen Tischen und Sitzgelegenheiten. Während wir vor einer Minute noch ziemlich unter uns waren, sind wir plötzlich umringt von vielen Menschen, die alle ein Ziel haben: Ein leckeres Eis in der Sonne genießen.

… einmal ist keinmal: Wir kommen wieder!

Versteckte Schätze punkten eiskalt
Das Besondere: Es wird nur aus natürlichen, und, wenn es machbar ist, auch aus regionalen Produkten hergestellt. Ein dickes Plus! Und, so wie es aussieht, nicht nur bei mir. Auch die Präsentation ist sehr ungewöhnlich, denn ich sehe das Eis gar nicht. Beim Eis-Italiener um die Ecke bin ich es gewohnt, an eine große Eisvitrine gehen zu können und alle Eissorten zu sehen, die zum Teil in großen Schalen zu Eisbergen aufgetürmt und üppig mit Früchten und Saucen garniert sind. Hier sehe ich nur silberne Deckel, eingelassen in die Verkaufstresen. Sie sind die Spitze von Zylindern, in deren Tiefe sich dort die kalten Schätze verbergen. Die sind klein, aber fein: Die heute angebotenen Sorten stehen in schön­ster Handschrift aufgelistet auf einer alten Kreidetafel. Fruchtig oder sahnig, endlich sitzen wir auf der Terrasse und dürfen unser Eis probieren. Und mit jedem Löffel mehr und jeder neu getesteten Geschmacksrichtung stellen wir fest, dass sich der Besuch wirklich lohnt. Das Eis ist super-lecker, und die Energie der Eis­produzenten fließt definitiv mehr in den intensiven, natürlichen Geschmack, als in irgendein Brimborium drum herum. Empfehlenswert.

Sylter Eismanufaktur
In der Sylter Eismanufaktur: hier versteckt sich das leckere Eis

Altstadtbummel mit Strandleben
Bewegung! Wir laufen in die Altstadt. Auf dem großen Platz vor dem Schloss wird alles vorbereitet für den Stadtlauf und einen Halbmarathon, die hier am nächsten Tag stattfinden sollen. Raus aus dem Trubel! Wir schlendern durch die kleinen Gassen im Zentrum und bestaunen die vielen Fachwerkhäuser. Für einen Göttinger kein ungewohnter Anblick, aber für einen Österreicher gibt es definitiv viel zu entdecken.
Überall auf den Plätzen, vor den Cafés und den Restaurants in Wolfenbüttel, sitzen Einheimische und Urlauber und genießen den Spätsommertag. Deshalb schlage ich vor, dass wir dieser Entspanntheit folgen und uns auch einen netten Platz in einem Café suchen. Auf Vorschlag von Toni lassen wir uns allerdings nicht unmittelbar in der Altstadt nieder, sondern gehen noch den kurzen Weg zum Strandwolf.
Sobald wir die St. Trinitatiskirche hinter uns gelassen haben, öffnet sich die Stadt zu einem kleinen Park. Durch die alten Bäume hindurch kann ich bereits einen kleinen See erkennen, der sich schnell als Teil des ehemaligen Stadtgrabens entpuppt. Davor erstreckt sich ein feiner Sandstrand, der hier natürlich unnatürlich ist und extra von der Stadt angelegt wurde. Wie mir ein Einheimischer später berichtet, darf man im direkt am See gelegenen Bereich eigene Picknicksachen mitnehmen und sich selbst versorgen. Dahinter befindet sich der Strandwolf.
Auch der Strandklub ist zum großen Teil umgeben von feinstem Sand. Neben der großen Außenterrasse spielen junge Leute Strand-Volleyball. Wir stecken lieber die Füße in den Sand, für einen ausführlichen Klönschnack. Ein perfekter Ort zum Entschleunigen.
Kleine Wolfenbütteler mästen mit diversen Broten bewaffnet die Enten auf dem See – und wir sollten demnächst unser Abendbrot in Angriff nehmen.

Strandwolf
Der Strandwolf direkt am See

Leibniz mag es italienisch
Auf dem Weg durch die Stadt war uns schon das La Domenica im Leibnizhaus aufgefallen. Ein Blick auf die aushängende Karte ließ uns spontan einen Tisch reservieren. Gute Idee: Denn das Restaurant mit italienischer Küche scheint ausgebucht zu sein. Für uns ist ein Tisch im oberen Bereich reserviert, sodass wir entspannt der Bedienung folgen und dabei den einen oder anderen Blick auf die Teller der anderen Gäste werfen können. Zum Start entscheiden wir uns für Crostinos mit gegrillter Aubergine und den Klassiker mit Tomaten und Basilikum – lecker, das krosse Röstbrot mit köstlicher Auflage. Der Hauptgang ist zügig da und sowohl am reichlich belegten Grillteller mit Gemüse als auch an den Fettucine mit Rucola, Tomaten und Parmesan gibt es kulinarisch nichts auszusetzen.
Zum Abschluss sorgt ein hausgemachtes Tiramisu (allerdings nur eine Portion, dafür aber mit zwei Gabeln) für ein sehr angenehmes Sättigungsgefühl.
Wieder zurück in der frischen Abendluft, entscheiden wir uns, einen anderen Abend mit einem Jägermeister, dem Wolfenbütteler Stadtgetränk, abzuschließen: Denn eins steht fest, unsere Entdeckung Wolfenbüttels verlangt nach einer Fortsetzung!

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