Uwe Prediger vom Fotofachgeschäft Photo Porst.

Uwe Prediger und sein Fotogeschäft »Photo Porst«

Seit nunmehr 37 Jahren hat Uwe Prediger sein Geschäft in Wolfenbüttel: Photo Porst. Und noch immer begeistert sich der Lessingstädter für Fototechnik und Fotografie.

Ziemlich auf der Mitte der Langen Herzogstraße leuchtet ein orangefarbenes Firmenschild. Es fällt unter den modernen Geschäften auf und erzählt von früheren Tagen. Gleichzeitig finde ich hier noch immer die modernste Technik und vor allem gute Beratung. Als Uwe Prediger sich als 26-jähriger innerhalb des Gesamtbetriebes »Photo Porst« selbstständig machte, war der Photoanbieter – nach alter Schreibweise mit »Ph…« geschrieben – nach einigen Krisen noch einmal richtig im Kommen. Hanns Porst hatte nach dem Ersten Weltkrieg seinen ersten Laden für Fotografie eröffnet. »Die Firma Porst wollte immer das Fotografieren für alle ermöglichen«, erzählt mir Uwe Prediger von der Philosophie des Unternehmens.

Wir sitzen an einem kleinen Tisch in seinem Geschäft. Die linke Wand ist eine einzige Vitrine mit allen möglichen Kameramodellen. Beim Betreten des Geschäftes durch den Haupteingang komme ich geradeaus direkt auf die Ladentheke zu, hinter der ich als Kamerazubehör selbstverständlich noch richtige Filme kaufen kann. Und auf der rechten Seite gibt es Handys, Uhren, weiteres Fotozubehör und zwei moderne Fotostationen.

Das Projekt »Photo Porst«

Alle Schilder an den Produkten sind sorgfältig mit der Hand geschrieben. Aber ich irre mich, wenn ich Uwe Prediger für einen altmodischen Menschen halte. Er kennt sich mit den neusten Kameramodellen ebenso aus wie mit einem alten Super-8-Projektor. Wenn er über die Zukunft der Fotografie spricht, erklärt er mir fast beiläufig von den Versuchen, die beständige Fotomechanik etwa durch flüssige Linsen grundlegend zu verändern. Bei seinem Namensgeber, Photo Porst, den es seit 2002 nicht mehr gibt, war Neuerungen und Erfindungen immer zu Hause: In den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts, als die Firma im Versandhandel stark wurde, nach dem letzten Weltkrieg, als unkomplizierte Finanzierungsverträge die Teilhabe an der Fotografie für breite Schichten ermöglichte und in den 70er Jahren, als die Firma sich auch sozial engagierte und den Mitarbeitern völliges Mitspracherecht einräumte.

Auch moderne Fotostationen stehen bei Photo Porst.
Inzwischen haben auch moderne Fotostationen bei Photo Porst Einzug gehalten. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

»Ich werde Kaufmann!«

Für den 1955 geborenen Wolfenbütteler, der in Leinde aufwuchs und noch heute dort lebt, war schon in der Schule klar, dass er einmal selbstständiger Kaufmann werden würde, berichtet er mir und lächelt dabei. »Meine ersten Jahre auf der Großen Schule Wolfenbüttel waren nicht leicht«, räumt er ein. Gerade Latein hatte ihm nur wenig zugesagt. Auch der Leistungsdruck und die Strenge waren damals sehr hoch. Also ging er zunächst auf die Realschule und machte schließlich sein Fachabitur. Zuvor schloss er noch seine Lehre als Großhandelskaufmann bei Daimler ab. Ein reiner Schreibtischjob kam für Uwe Prediger aber noch nie in Frage. »Ich hatte nach meinem Fachabitur viele Ideen. Zum Beispiel interessierte ich mich für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Berlin«, erinnert er sich. Wegen der damaligen Wehrpflicht, ging er aber zuerst zur Bundeswehr. Uwe Prediger spricht mit mir in einem angenehm ruhigen Ton und blättert dabei vergnügt im Buch seiner Lebensgeschichte.

Uwe Prediger erzählt aus seinem Leben.
Uwe Prediger erzählt aus seinem Leben. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Die Bundeswehrzeit

Es verschlug ihn nach Ehra-Lessin. Dort gefiel es dem jungen Mann damals so gut, dass er sich für vier Jahre verpflichtete. Es war die Zeit des »Kalten Krieges«. Die Armeen von NATO und dem Warschauer Pakt standen sich hochgerüstet gegenüber. In der Einheit von Uwe Prediger ging es darum, Funksprüche der Sowjetunion abzuhören und zu entschlüsseln. Diese Jahre bei der Bundeswehr möchte er nicht missen. »Ich erinnere mich noch genau, wie wir eines Morgens durch unsere Aufklärung in die Mündung sowjetischer Panzer schauten. Das hat mich damals sehr beeindruckt«, erzählt er mir. Die Bundeswehrzeit war spannend und bewegt, und gleichzeitig hatte er mit seinen Kameraden viel Spaß. »Nach vier Jahren musste ich dann endlich etwas Ernsthaftes machen« schmunzelt er.

Das Unternehmen »Photo Porst« suchte sich damals selbstständige Partner für die Eröffnung von Fachgeschäften in den Innenstädten. Fotografie war stets eine Leidenschaft für Uwe Prediger. »Ich habe in meiner Kindheit auf dem Hof meiner Eltern gearbeitet und hatte deshalb immer das nötige Geld, um mir tolle Kameras zu kaufen«, blickt er zurück. Darunter waren kleine Agentenkameras – wie die berühmte Minox –, aber auch die erste Kamera für Wechselobjektiv – eine Zenit. »Die Kamera aus der damaligen Sowjetunion war einigermaßen erschwinglich für mich«, gesteht er mir lachend.

Uwe Prediger kennt sich mit (fast) allen Kameras aus und hilft auch, wenn es mal Probleme gibt.
Uwe Prediger kennt sich mit (fast) allen Kameras aus und hilft auch, wenn es mal Probleme gibt. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Die Zukunft der Stadt

Freier Kaufmann und Fotografie – das passte für Uwe Prediger gut zusammen. Deshalb machte er eine intensive Einarbeitung bei Porst als freier Mitarbeiter. Erschaute sich Geschäfte in ganz Deutschland an, bevor er sich in der Lessingstadt selbstständig machte. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit prägen ihn und seine Arbeit bis heute. Dabei gab es auch kuriose Einsichten: »Nach meinen Erfahrungen gibt es ein deutliches Süd-Nord-Gefälle, was die Höflichkeit der Menschen angeht. Je südlicher, umso entspannter sind die Menschen«, meint er. »Sogar zwischen Salzgitter und Wolfenbüttel lassen ich Unterschiede feststellen«, sagt mir Prediger amüsiert.

In der Lessingsstadt hat er es immer mit freundlichen Menschen zu tun. Als Geschäftsmann, der mit seinem Laden seit über 30 Jahren in der Wolfenbütteler Innenstadt vertreten ist, fällt sein Resümee über die Geschichte und Zukunft der »Einkaufsstadt Wolfenbüttel« gemischt aus. Auf der einen Seite kritisiert Uwe Prediger, dass alle Einfallstraßen mit Vollsortimentern bestückt sind. Deshalb gibt es kaum einen Anreiz für Kunden, in die Innenstadt zu fahren. Auf der anderen Seite, ist er gerade im Hinblick auf die Entwicklungen mit dem Löwentor sehr optimistisch. »Ich denke, das wird etwas«, macht er mir und auch allen Beteiligten Mut.

Die Produktschilder sind bei Uwe Prediger noch von Hand geschrieben.
Sämtliche Produktschilder sind bei Uwe Prediger noch von Hand geschrieben. © Andreas Molau, Stadt Wolfenbüttel

Einmal nach Athen laufen

Die Zukunft des Fachhandels sieht er verhalten optimistisch. Die japanischen Kamerahersteller lassen den Fachhandel grade ein bisschen in der Luft hängen, gleichzeitig kaufen aber so viele Menschen wie seit 10 Jahren nicht mehr im Fachhandel ein. »Der Anteil liegt wieder bei 42 Prozent«, erläutert er. Mehr als zwei Drittel seiner Kunden sind Betriebe und damit Geschäftskunden. Alle Kunden vereinen den Wunsch nach fachlich guter Informationen über die Produkte und Beratung. »Auch und gerade, wenn mal etwas nicht funktioniert, wollen die Kunden schnelle Hilfe und Informationen. Und die bekommen sie bei uns«, versichert mir der engagierte Kaufmann. Auch mir hat er bereits mehrere Kameragenerationen geduldig erklärt.

Neben seiner Berufsleidenschaft ist Uwe Prediger auch passionierter Wanderer und Langstreckenläufer. Dass Uwe Prediger noch heute mit seiner Familie, und mit seinen drei erwachsenen Söhnen auf Wanderungen geht, macht ihn stolz. Und obwohl er auf mich nicht wie ein Heißsporn wirkt, hat er auch läuferisch große Pläne. »Am liebsten würde ich die Originalstrecke von Marathon nach Athen laufen«, träumt er. Bis es aber so weit ist, hat er sich erst mal zum nächsten Halbmarathon in unserer Region angemeldet. In Wolfenbüttels Innenstadt ist der sympathische Mann eine Institution. Und obwohl sein Laden nicht groß ist, ist er auf der Mitte der Langen nicht zu verfehlen …

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